Resilienz bei Kindern – Was Kinder stark macht

Resilienz bei Kindern entsteht im Idealfall ganz von alleine. Das Kind entwickelt sich gesund und kann mit Stress & Frustrationen leichter umgehen. Im Grunde ist Resilienz für Kinder nichts anderes als das Abwehrsystem der Seele: Umso wichtiger ist es, Kinder in ihrer Resilienz zu stärken & zu unterstützen.

Resilienz bei Kindern

Resiliente Kinder – mehr als ein Buzzword

Auch Kinder brauchen Resilienz, um psychisch gesund zu bleiben, sich frei entwickeln zu können & gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen

 

Resiliente Kinder sind stark fürs Leben

Die psychischen Krankheiten nehmen unter Kindern und Jugendlichen stetig zu. Laut RKI sind gute 20 % unserer Kinder in Deutschland betroffen von Depressionen, Angststörungen, Magersucht, Bulimie und Verhaltensstörungen.

Hier kommt Resilienz für Kinder ins Spiel:

Resilienz ist die seelische Widerstandskraft eines Menschen. Ähnlich wie das körperliche Immunsystem, schützt Resilienz die Psyche vor Krankheiten.

Was für den Körper Viren und Bakterien sind, sind für die Psyche belastende Faktoren, wie Stress und andere Probleme des alltäglichen Lebens sowie Ausnahmesituationen.

 

Was ist Resilienz bei Kindern?

Resiliente Kinder

Schwierigkeiten in der Schule, Streit in der Familie, Konflikte mit Freunden, Familien- bzw. Kinderarmut in Deutschland, Trennung der Eltern – all das sind emotionale und psychische Belastungen für Heranwachsende.

Resiliente Kinder können mit alltäglichen Herausforderungen besser umgehen, meistern Krisen leichter und bleiben psychisch gesund.

» Selbstwertgefühl von Kindern stärken

Anders sieht es aus, wenn Kinder eine niedrige Resilienz haben: schlechte Erlebnisse können dann die kleinen Seelen so stark aus dem Gleichgewicht bringen, dass sie daran verzweifeln und krank werden.

Ein Kind mit guter Resilienz hat eine höhere Stresstoleranz, findet sich trotz Lebenskrisen besser zurecht und geht im besten Fall gestärkt aus solchen Situationen hervor.

 

Kinder-Resilienz vs. Resilienz von Erwachsenen

– Gibt´s da Unterschiede?

Sie kennen das Wort Resilienz wahrscheinlich aus Ratgebern und Magazinen für Erwachsene. Tatsächlich gibt es auch keine wirklichen Unterschiede zwischen resilienten Kindern und resilienten Erwachsenen.

Wesentlich für Kinder ist allerdings, dass sie ihre psychische Widerstandskraft im Umgang mit erwachsenen Bezugspersonen entwickeln. Damit Kinder eine starke Resilienz aufbauen können, brauchen sie eine feste Bezugsperson, die ihnen Wertschätzung und Verständnis vermittelt.

Ebenso wichtig sind natürlich andere Kinder im gleichen Alter sowie ein gutes Verhältnis zu Kinderpflegern, Erziehern und Lehrern.

Kinder sind nur imstande, Resilienz zu entwickeln, wenn sie Werte & Regeln erfahren, an denen sie sich orientieren können, sowie Vertrauen und Sicherheit erleben. Vgl. auch Familienregeln im Alltag + Beispiele

 

Merkmale von Resilienz

Das macht innere Stärke bei Kindern aus

 

Mut:

Ängstliche Kinder trauen sich weniger zu als sie eigentlich könnten. Resiliente Kinder sind mutig, stecken auch Fehlschläge ein und finden so Wege, ihr Potential zu entfalten.

Flexibles Denken:

Sturköpfe haben viel zu kämpfen und kommen meist doch nicht ans Ziel. Kinder, die flexibel denken, können sich auf andere Lösungsstrategien einlassen, wenn der erste Weg nicht klappt. Sie sehen eigene Fehler ein und sind imstande, ihre Erwartungen zu korrigieren.


Großzügigkeit:

Wer immer Aufmerksamkeit haben will, ist nicht nur anstrengend fürs Umfeld, sondern auch leicht aus der Fassung zu bringen. Resiliente Kinder sind genügsam, haben kein Problem zu teilen und anderen etwas zu gönnen.

Geduld:

Kinder mit starker Resilienz können auf ihr Lob, ihren Erfolg, ihre Geschenke oder Belohnungen warten.


Selbstbewusstsein:

Resilienz sorgt für Selbstvertrauen und Zuversicht. Kinder mit dieser Eigenschaft lassen sich nicht so stark von negativen Gefühlen mitreißen und geraten nicht in Angst, wenn sie mal keine Kontrolle über das Geschehen haben.

Vgl. auch: Selbstbewusstsein bei Kindern stärken – 10 Übungen & Tipps

Urvertrauen:

Resiliente Kinder verlieren nicht so schnell die Hoffnung und glauben daran, dass es wieder besser werden kann. Das beinhaltet auch ein Stück Weitsicht, da sie wissen, dass die Situation sich bald ändern wird.


Positivität:

Kinder mit hoher Resilienzfähigkeit denken positiver und erwarten nicht immerzu das Schlimmste. Sie können aus ihren Fehlern lernen und nehmen negative Erlebnisse nicht für absolut.


Evtl. auch interessant für dich: Positive Fehlerkultur für Kinder

Vgl. auch: Kind hat keine Freunde im Kindergarten – Ursachen & Tipps

 

Resilienz ist für Kinder ausschlaggebend

Resilienz für Kinder

Denn wir erlangen die Fähigkeit zur psychischen Widerstandskraft nicht erst mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter, sondern schon in unserer Kindheit. » Kindheit prägt das Leben

Und die wirkt sich auf unser gesamtes Leben aus, wie wir aus der Psychologie wissen.

Darüber hinaus können sich Kinder mit Resilienz frei und gesund entwickeln, indem sie:

  • sich ihre eigenen Gefühle eingestehen und die von anderen erkennen

  • ihre eigenen Emotionen kontrollieren und um Hilfe bitten können

  • um ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten wissen

  • nicht vor sozialen Kontakten zurückschrecken

  • selbstständig Probleme lösen und auf ähnliche Situationen übertragen können

Aber nicht nur im Hinblick auf das spätere Leben, ist kindliche Resilienz wichtig. Auch für die Eltern und das Kind selbst: Resiliente Kinder können selbstbewusst für sich und andere einstehen, ziehen bei Herausforderungen nicht den Kopf ein und meistern alltägliche Probleme viel leichter.

 

Kindliche Resilienz stärken – geht das?

Grundsätzlich verfügen alle Kinder über verschiedene Fähigkeiten: der eine ist gut beim Fußball, der andere besser im Lesen. So ähnlich verhält es sich auch mit der Resilienz bei Kindern. Einige Kids sind von Natur aus stresstoleranter als andere. Das ist völlig normal.

Doch die Resilienz bei Kindern entwickelt sich zum Großteil durch die Unterstützung von Vertrauenspersonen (Eltern, Lehrer, Erzieher). Resilient werden Kinder also vor allem, wenn wir als Erwachsene es ihnen vorleben und beibringen.

Das gilt nicht nur für Krisen, sondern schon für die kleinen Dinge des Alltags. Kinder sehen, hören und fühlen, wie wir als Eltern oder Bezugsperson in stressigen Augenblicken reagieren und die Welt sehen.

Schimpfen und toben Sie mit hochrotem Kopf, wenn etwas nicht nach Plan läuft? Dann wird auch Ihr Kind nicht gerade entspannt und mit kühlem Kopf in ähnlichen Situationen handeln. Machen Sie sich ständig Sorgen und sind unsicher? Dann wird sich auch Ihr Kind nicht mutig und entschlossen den Herausforderungen des Lebens stellen.

 

Was macht Kinder stark?

Das bedeutet jetzt nicht, wir müssen uns verbiegen und etwas vortäuschen, was wir nicht sind. Oder heile Welt vorspielen. Es geht vielmehr um die Haltung, die wir Kindern vermitteln.

Kein Mensch ist perfekt, kein Leben ist ideal – große und kleine Probleme wird es immer wieder mal geben. Entscheidend ist unsere Einstellung dazu. Das wichtigste dabei:

  1. Geduld mit sich selbst und anderen

  2. flexibel reagieren zu können

  3. respektvoll und wertschätzend mit anderen umzugehen

  4. großzügig zu sein und anderen etwas gönnen

Vgl. auch Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern fördern & stärken

 

Resilienz von Kindern fördern – darauf kommt es an!

Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. So läuft es auch mit der Resilienz. Fordern Sie von Kindern bitte nicht, dass sie sich von heute auf morgen um 180 Grad drehen: ein Kind kann nicht von ängstlich auf mutig, von aufbrausend auf tiefenentspannt oder von draufgängerisch auf überlegt umschalten, wenn es diese Eigenschaften nicht einübt.

Das gleiche gilt für Sie selbst: Nehmen Sie sich in ihrer Vorbildfunktion nicht zu viel auf einmal vor. Sehr viel wirksamer und beständiger ist es, wenn Sie zusammen mit Ihren Kindern kleine Schritte machen.

Ein Beispiel: Anstatt sich vorzunehmen „Ich werde ab jetzt nie wieder wegen Stress herumzubrüllen“, versuchen Sie lieber das: „Wenn ich heute Stress habe, will ich nicht brüllen.“

Wichtig ist auch, dass Sie immer wieder mit Ihren Kindern sprechen und aktuelle Probleme nicht dramatisieren oder kleinreden. Kommunizieren Sie stattdessen offen, wo Sie selbst Schwierigkeiten haben und wie normal diese sind. Erklären Sie Lösungsansätze und zeigen Sie Zuversicht, so entwickelt Ihr Kind spielerisch seine Resilienz.

Das gilt nicht nur für kleinere und größere Kinder. Auch Teenies haben viel davon, wenn in Ihrer Familie eine offene Gesprächskultur herrscht, sie jederzeit ein offenes Ohr für ihre Sorgen haben.

Weitere Tipps findest du hier: Innere Stärke entwickeln – Tipps: Resilienzstärkung im Alltag

 

Irrtümer & Vorurteile

Was resiliente Kinder nicht sind…

Achtsamkeit, Resilienz, psychische Gesundheit, Stress-Bewältigung, Meditation – gerade jetzt sind diese Begriffe unter Eltern und Erziehern beliebter denn je. Kein Wunder, unser Alltag ist von Stress und Hektik geprägt. Jetzt zu Corona-Zeiten kommen weiter Belastungen wie Angst und Überforderung noch hinzu, wenn sie nicht schon vorher da waren.

So wie manche Eltern glauben, mit resilienten Kindern wäre das Leben stressfrei und ideal, denken andere sehr kritisch darüber und sehen sie als Einschränkung. Viele befürchten, Resilienz würde Kindern ihre Gefühlswelt nehmen und kindliche Gefühle bewerten, die Individualität unterdrücken, sie unter Druck setzen, jederzeit zu funktionieren.

Resilienz bedeutet aber nicht Abhärtung, Abstumpfung, Unterdrückung, Regelkonformität, Rücksichtslosigkeit oder Eitelkeit. Davon sind resiliente Kinder weit entfernt. Resilienz bei Kindern hat nichts damit zu tun, ihnen das richtige Verhalten einzureden oder ihr Leben nach den elterlichen Vorstellungen zu prägen. Ganz im Gegenteil: ein resilientes Kind ist souverän, lässt sich nicht von jedem Fehlschlag entmutigen und hat eine positive Einstellung zum Leben.

 

Fazit: Resilienz bei Kindern

  • Resilienz ist für die psychische Gesundheit Ihrer Kinder genauso wichtig wie die von Erwachsenen. Und sie kann gefördert werden.

  • Wie resilient ein Kind ist, ist sehr individuell. Einige Kinder sind eben sensibler und können trotz elterlicher Fürsorge nicht die gleiche psychische Widerstandskraft entwickeln wie andere. Das ist kein Beinbruch, sondern eben eine individuelle Eigenart, die Ihre Unterstützung braucht.

  • Kinder bauen Resilienz im Zusammenspiel mit Erwachsenen auf. Sie brauchen Stabilität, Sicherheit und Wertschätzung. Als Eltern sollten Sie dabei Ihre Vorbildfunktion im Blick haben.

  • Resiliente Kinder entwickeln sich nicht über Nacht. Haben Sie Geduld und setzen Sie auf kleine Ziele anstatt große Lebensveränderungen.

  • Resilienz ist für Kinder ein wichtiger Faktor, um psychisch gesund zu bleiben. Eine Garantie ist sie allerdings nicht.

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Quellen:

1) Andrea Zschocher: Resilienz der Kinder fördern - Kinder brauchen mentale Widerstandskraft
2) Sebastian Mauritz: Resilienz bei Kindern
3) Robert Koch Institut: Resilienz bei Kindern
4) Jeannine Mik: Resilienz bei Kindern: Wie die 6 Schutzfaktoren die seelische Immunabwehr fördern
5) Work & Family: Resilienz bei Kindern – 7 Tipps, um Kinder zu stärken
6) Andrea Schmidt-Forth: Wie entwickeln Kinder Resilienz?
7) Dr. Eva Dreher und Dr. Werner Leixnering: Resilienz – Was Kinder stark macht
8) Christiane S.: Resilienz bei Kindern: Definition und Tipps zum Fördern
9) Vaterfreuden.de: Resilienz bei Kindern und wie man sie fördert
10) KITAnGO: Kinder stark machen: kindliche Resilienz im Alltag fördern

Tamara Niebler

Tamara ist studierte Philosophin (Mag. phil.) & freie Journalistin in München. Sie unterstützt unsere Redaktion mit jeder Menge Fachwissen und kritischen Denkanstößen. Tamaras Motto: „Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen“ (Franz Kafka)

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