Familienregeln im Alltag + Beispiele – sinnvoll & entlastend

Familienregeln sind weit mehr als einfache Anweisungen oder Verbote. Sie unterstützen Kinder dabei, sich selbstbestimmt und verantwortungsbewusst zu entwickeln.

Eingerahmt von klaren und sicheren Strukturen lernen Kinder, sich in unserer komplexen Welt zurechtzufinden. Außerdem fördern (vernünftige) Familienregeln ein harmonisches und liebevolles Familienleben.

Vgl. auch handlungsorientiertes Lernen

Familienregeln

Werte & Regeln in der Familie sind wichtig

Regeln in der Familie vermitteln Kindern Werte sowie Normen und Moralvorstellungen. Daher ist es bei der Aufstellung der Regeln wichtig, dies im Hinterkopf zu behalten.

Die Regeln sollten so ausgewählt werden, dass sie deinem Kind im späteren Leben weiterhelfen. Dein Kind trainiert automatisch seine Sozialkompetenz und findet sich selbst in einem chaotischen Alltag gut zurecht.

 

Was sind Familienregeln?

Familienregeln haben nichts mit Kontrolle zu tun. Sie sind dazu da, Erwartungen klar zu kommunizieren, das Zusammenleben harmonisch zu gestalten und allen Familienmitgliedern ein Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit zu vermitteln.

Im besten Fall reflektieren Absprachen innerhalb der Familie, die Werte und Überzeugungen, die als wichtig erachtet werden. Dabei muss eine Familienregel nicht kompliziert sein, auch einfache Grundsätze, wie „Wir sprechen höflich miteinander“ sind wertvoll.

Familienregeln sind nicht starr, sondern unterliegen Veränderungen – je nach den Bedürfnissen der Familie sowie Alter und Reife der Kinder. Sie wirken am besten, wenn sie im Dialog entwickelt, deutlich erklärt, gemeinsam beschlossen und konsequent-flexibel angewendet werden.

 

Familienregeln aufstellen für Kinder

Kinder müssen Familienregeln lernen, weil sie die ersten Bausteine bilden, mit denen die Kleinen soziale Verhaltensweisen einüben und sich entwickeln.

Vgl. auch Entwicklungsstufen eines Kindes


1) Familienregeln richtig einführen

Werden Familienregeln aufgestellt, sollte das gemeinsam geschehen. Dann ist auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie eingehalten werden. Neben der reinen Regelaufstellung ist auch regelmäßig zu prüfen, welche Regeln aktualisiert werden sollten oder wegfallen.

Manche Pädagogen empfehlen, Familienregeln als „Familiengesetze“ zu bezeichnen, um ihre Ernsthaftigkeit und Gültigkeit zu unterstreichen. Davon ist allerdings abzuraten, denn das klingt viel zu hart nach drohender Strafe und strenger Autorität.


2) Regeln konsequent durchsetzen

Lege unbedingt fest, ob es bei Nichteinhaltung logische Konsequenzen geben soll und bei Einhaltung eine Belohnung.

Eine logische Konsequenz bei Nichteinhaltung der Familienregeln könnte so aussehen, dass die Person, die dreimal ihren Platz nach dem Essen nicht aufgeräumt hat, für den Rest der Woche alle Plätze aufräumen muss.

Eine Belohnung könnte sich in einem Familienausflug widerspiegeln. Mache dir z. B. auch Gedanken über Fernseh- und Computer-Zeiten. Auch über Taschengeld sollte Klarheit herrschen.

(Tipp: Taschengeld auszuhändigen, ist bei Kindern ab 4 Jahren sinnvoll).


3) Familienregeln positiv formulieren

Damit Kinder die Familienregeln nicht als einengend und erdrückend empfinden, sind positive Formulierungen wichtig, von denen sich alle angesprochen fühlen.

Beispiel: Sag bitte nicht: „Wir lassen unseren Teller nicht auf dem Tisch stehen.“ – Stattdessen formulierst du so: „Wir räumen unseren Teller in die Spülmaschine.

Regeln, sollen den Alltag entlasten und Sicherheit bieten. Das funktioniert mit positiven Formulierungen besser als mit Befehlen. Außerdem beugst du auf diese Weise ermüdenden Diskussionen und Streitereien vor. Dein Kind lernt dadurch, die persönlichen Grenzen von anderen zu wahren. Aber auch, dass seine Meinung wichtig ist und ernst genommen wird. Vgl. Grenzen setzen bei Kindern


4) Feste & flexible Regeln für Kinder

Wenn die Grundsätze aufgestellt sind, solltet ihr ebenso gemeinsam besprechen, welche Familienregeln fest und welche flexibel, also verhandelbar sind.

Typische unumstößliche Familienregeln sind zum Beispiel: nicht schlagen oder treten, alle dürfen ausreden, niemand wird ausgelacht, das Arbeitszimmer ist tabu.

Flexible Regeln sind oft solche, die sich an die Situation anpassen lassen (zum Beispiel im Urlaub oder am Wochenende): Fernsehzeiten, Schlafenszeiten, Snack-Zeiten, Helfen im Haushalt.


Familienregeln visualisieren

Damit du und deine Kinder die Regeln nicht vergesst und immer parat habt, schreibt sie gemeinsam auf und sucht ihnen einen festen Platz. Du kannst hier gerne kreativ sein:

  • Poster oder Tafel, auf der alle Familienregeln aufgelistet sind

  • Gerade für jüngere Kinder, die noch nicht lesen können, sind Bilder und Symbole oft hilfreich

  • Checklisten zum Abhaken sind nicht nur übersichtlich, sondern geben den Kindern auch ein gutes Gefühl, weil sie ihre Aufgabe erledigt haben. Vgl. auch Autonomiephase


 

Beispiele – 18 Regeln für ein harmonisches Familienleben

  1. „Wir hören jedem zu und lassen ihn ausreden.“

  2. „Jeder hilft mit und erledigt seine Aufgaben.“

  3. „Beim Essen schließen wir den Mund und essen in Ruhe.“

  4. „Wenn jemand sich zurückziehen möchte, darf er das und wir akzeptieren es.“

  5. „Wir malen nur auf Papier. Wir bemalen keine Möbel, Wände oder andere Personen.“

  6. „Wenn es an der Tür klingelt, fragen wir vor dem Öffnen immer erst nach, wer da ist.“

  7. „Auch wenn wir streiten, haben wir Respekt voreinander.“

  8. „Wir halten immer zusammen.“

  9. „Wir treffen uns mindestens einmal am Tag zu einer gemeinsamen Mahlzeit.“

  10. „Wir streiten nur mit Worten, aber ohne Beleidigungen.“

  11. „Wir lachen nicht über den anderen, sondern mit ihm.“

  12. „Wir geben Fehler zu und sind ehrlich.“

  13. „Kind … bekommt im Monat/in der Woche … Euro Taschengeld.“

  14. Das Kind/Die Kinder … dürfen täglich … Minuten an die Spielekonsole oder fernsehen.“

  15. „Wir bitten um Hilfe und geben Hilfe.“

  16. „Nach einem Streit vertragen wir uns und sind nicht nachtragend.“

  17. „Die persönlichen Sachen von anderen sind tabu.“

  18. „Versprochen ist versprochen. Wenn wir etwas versprechen, halten wir es.”

 

Familienregeln durchsetzen

Achtet darauf, nicht zu viele Regeln aufzustellen. Hier ist weniger definitiv mehr. Und baut ruhig regelmäßige Belohnungen ein – So wird sich mit Sicherheit jeder gerne an die Regeln halten. Die Belohnungen sollten jedoch realistisch und mit den Interessen des Kindes oder der Stärkung des Familienlebens verbunden sein.

Wichtig ist, dass du dir als Vater oder Mutter deiner Vorbildfunktion bewusst bist – bei der Aufstellung der Familienregeln wie auch bei der Einhaltung. Denn Kinder lernen das, was ihnen vorgelebt wird.

 

Fazit: Familienregeln im Alltag

Regeln sind in unserem Leben wichtig für das Miteinander. Sie bieten uns Struktur, Orientierung und Sicherheit. Mit den zuvor genannten Tipps kannst du deinen Familien-Alltag nicht nur entlasten, sondern ihn auch entschleunigen und hast Zeit für die wirklich wichtigen Dinge: deine Kinder und dich. Denn: Glück und Zufriedenheit verdoppeln sich, wenn man sie teilt ;-)

Zum Weiterlesen:


Quellen:

1) Sonja Hagl: 20 Familienregeln, die euren Familienalltag erleichtern (hallo:eltern)
2) Sandra Baumann: Familienregeln: sinnvolle Regeln für alle aufstellen
3) Sarah Plück: Familienregeln für alle: Struktur für die ganze Familie
4) Lothar Klein: Wir hatten doch ausgemacht, dass... Mit Kindern Regeln finden. Kindergarten heute 2001, Heft 3, S. 26-30
5) Antje Bostelmann: Erziehung braucht Grenzen (Das Kita-Handbuch)

Svenja Gleffe – Redaktion Deutsche Lebensbrücke

Co-Autorin: Tamara Niebler, freie Journalistin und seit mehreren Jahren Teil des Redaktionsteams der Deutschen Lebensbrücke.

Svenja schreibt als ausgebildete Pädagogin über kindliche Entwicklung und unterstützt unsere Redaktion mit fundierten Fachtexten. Ihr Motto: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen!“ (Aristoteles)

Zurück
Zurück

Praktische Ernährungsbildung – Kinder lernen Kochen

Weiter
Weiter

Handlungsorientiertes Lernen für Kinder und Jugendliche