Selbstbewusstsein bei Kindern stärken – 10 Übungen & Tipps

Das Selbstbewusstsein eines Kindes ist die Grundlage für ein Leben in Selbstbestimmung und Zufriedenheit. Ein gesundes Selbstbewusstsein bewahrt dein Kind vor Gruppenzwang, Depressionen und Angststörungen. Seine Schwächen kennen, diese annehmen und mit ihnen lernen umzugehen, gehört ebenfalls dazu. Wir Menschen sind entweder introvertiert oder extrovertiert. Beide Eigenschaften sind gut, so wie sie sind – und beide Arten von Menschen können selbstbewusst sein.

Selbstbewusstsein von Kindern stärken

Was ist das Selbstbewusstsein?

Das Selbstbewusstsein setzt sich aus dem Selbstvertrauen und dem Selbstwertgefühl zusammen. Es spiegelt, wie viel Vertrauen wir in uns und unsere Fähigkeiten setzen. Das beinhaltet, dass wir unsere Fähigkeiten akzeptieren, sowie unsere Stärken und Schwächen kennen und annehmen.

Vgl. auch die Stärken eines Kindes sowie Resilienz bei Kindern und Selbstwertgefühl von Kindern stärken

Das gilt natürlich auch für Kinder und Jugendliche: Ein selbstbewusstes Kind zeichnet sich durch ein positives Selbstbild aus.

 

Ein gesundes Selbstbewusstsein hilft Kindern,

  • mutige Entscheidungen zu treffen

  • offen gegenüber neuen Erfahrungen zu sein

  • sich in sozialen Interaktionen besser zurechtzufinden

 

Unterschiede zum Selbstbewusstsein von Erwachsenen

Bei Kindern entwickelt sich das Selbstbewusstsein noch weiter aus und ist somit dynamischer und empfindlicher gegenüber äußeren Einflüssen als bei Erwachsenen.

  1. Jüngere Kinder benötigen viel externe Bestätigung und Unterstützung durch Eltern, Lehrer und Gleichaltrige, um ein positives Selbstbild aufzubauen.

  2. Das Selbstbewusstsein von Kindern wird stark durch ihre unmittelbare Umgebung geformt, einschließlich der Reaktionen von Eltern, Lehrern und Freunden. Lob, Erfolgserlebnisse und ein unterstützendes Umfeld fördern ihr Selbstbewusstsein.

  3. Kinder sind flexibler und anpassungsfähiger, was sowohl eine Stärke als auch eine Herausforderung sein kann. Positives oder negatives Feedback kann ihr Selbstbewusstsein schnell beeinflussen.

  4. Kinder befinden sich noch im Prozess der Selbstentdeckung und des Erlernens, wer sie sind und was sie auszeichnet.

 

Selbstbewusstsein stärken bei Kindern

1) Gute Beziehung festigen

  • Gehe immer aufgeschlossen auf dein Kind zu.

  • Versuche dich in seine Lage zu versetzen und überlege gerne, was du als Kind gebraucht hättest, wenn du in der aktuellen Situation, wie dein Kind gewesen wärst.

  • Mit Aufmerksamkeit, körperlicher Nähe und Kommunikation schaffst du Wertschätzung und Geborgenheit.

  • Verankere gerne Rituale im Alltag. Sie geben deinem Kind Orientierung im Tagesablauf und Sicherheit.

  • Nimm dir gerne Zeit für bewusste Gespräche, ohne Ablenkung.

  • Nimm die Gedanken und Gefühle deines Kindes ernst.

  • Übertrage ihm gerne altersgerechte Verantwortung.

 

2) Richtig loben lernen

Lobe gerne Einsatzwillen statt Eigenschaften oder Erscheinungsbild

Hier ein Beispiel: „Du hast dir bei XY so viel Mühe gegeben, alles so XY wie möglich zu XY. Weiter so!“

Detailliertes und greifbares Lob

Ein Beispiel: „Die Farben hast du für dein Bild gut ausgesucht. Sie passen gut zusammen.“

Loben ohne Vergleiche

Statt: „Du kannst das besser als deine Schwester/dein Bruder!“

Lieber: „Super, wie du mit den Inline Skates Slalom gefahren bist.“ Oder „Super, wie du zehnmal ohne Unterbrechung Seilchen gesprungen bist.“

Loben ohne Übertreibung

Lobt man ein Kind überschwänglich, wird es dieses nicht ernst nehmen.

Individuelles Lob

Jedes Kind ist eine eigenständige Persönlichkeit. Daher ist es wichtig, die Akzeptanz der Individualität auch im Lob widerzuspiegeln.

Bedingungsloses Lob

Ein Kind erkennt es, ob es nur gelobt wird, weil es dafür „gefügig“ gemacht werden soll, um etwas für die lobende Person zu tun oder nicht. Ganz nach dem Motto: „Mittel zum Zweck“.

 

Falsches Selbstbewusstsein durch falsches Lob – Geht das?

Ja und nicht nur das: Das falsche Lob hat häufig negative Folgen. Zum einen, wird das Kind abhängig von der Meinung anderer. Würdest du dein Kind für alles und jede Kleinigkeit loben, würde es sich weniger willkommen oder sogar abgelehnt fühlen, wenn das Lob ausbleibt.

Zu viel Lob kann auch das Gegenteil bewirken. Dein Kind könnte sich stark unter Druck gesetzt fühlen und das Gefühl, bzw. das Denken entwickeln, ständig Leistung bringen zu müssen. Ebenso kann zu viel und unangemessenes Lob zur Überheblichkeit führen.

 

Selbstbewusst vs. unsicher

Wichtig ist, dasjenige positiv hervorzuheben, was das Kind bereits kann, statt darauf zu schauen, was es bisher nicht kann und es ständig darauf hinzuweisen. Hier gilt: Stärken des Kindes stärken.

Was macht ein Kind unsicher statt selbstbewusst?

  • Das Kind als Person kritisieren, statt des Sachverhaltes

  • Verallgemeinerungen – zum Beispiel: Dein Kind kommt ab und zu zu spät und du sagst: „Du kommst immer zu spät!“ Lieber: „Ich mache mir Sorgen um dich, wenn du zur vereinbarten Zeit nicht da bist.“

  • Aufbrausend und unruhig wirken

  • Bestrafung durch Liebesentzug

 

10 Übungen, um das Selbstbewusstsein von Kindern zu fördern


Liebe dein Kind bedingungslos

Liebe sollte nie entzogen werden. Spreche bei Fehlverhalten gerne mit deinem Kind in Ruhe darüber.

Eine Auszeit auf dem Zimmer oder gar im Bett klärt nicht über das Fehlverhalten auf und ersetzt keine Kommunikation.

Nimm dir Zeit

Stellt dein Kind eine Frage oder suche das Gespräch zu einem Thema, nur bei dir ist gerade ein ungünstiger Zeitpunkt? Erkläre deinem Kind dies gerne und gib ihm einen Ausblick, wann du das Gespräch führen oder die Frage beantworten kannst. Hier ist es von großer Wichtigkeit, dass du dein Versprechen einhältst.


Möglichkeit: Sportverein

Innerhalb einer Mannschaft und eines Teams kann dein Kind sehr intensiv kennenlernen, was Zusammengehörigkeit bedeutet und ebenso sein Selbstvertrauen stärken. Achte jedoch gerne darauf, dass diese Aspekte im Vordergrund stehen und nicht durch den Schwerpunkt Leistung abgelöst werden.

Deine Meinung ist wichtig

Nimm gerne dein Kind mit seinen Gefühlen, deinem Willen, seinen Entscheidungen und Meinungen ernst. Egal, ob es darum geht, was es zum Essen gibt oder wohin der nächste Ausflug geht. Dein Kind wird sich freuen, wenn es mitentscheiden darf.


Weinen ist keine Schwäche

Häufig wird Kindern leider immer noch vermittelt, dass Weinen eine Schwäche darstellt, die sie angreifbar macht. Muss ein Kind jedoch auf lange Sicht gesehen, gegen seine natürlichen Gefühle ankämpfen und diese unterdrücken, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie im Erwachsenenalter unter Depressionen oder Sucht leiden.

Häufige Sätze, die Kinder sich merken und ihre Gefühle abwerten:

  • „Heul nicht herum!“

  • „Stell dich nicht so an!“

  • „Reiß dich zusammen!“

  • „So schlimm war das gar nicht!“

  • „Du hast keinen Grund, traurig / wütend zu sein!“

  • „Wenn du heute noch einmal Theater machst, nehme ich dich nie wieder mit!“

  • „Wenn du heulst, bekommst du kein Eis.“


Grenzen bewusst wahrnehmen und setzen

Kommen andere Kinder zu Besuch, bespreche gerne mit deinem Kind zuvor, wo seine Grenzen liegen. Zum Beispiel: Bestimmte Spielzeuge dürfen nicht benutzt werden.

Lieblingsspiele – Nachmittag

Spiele mit deinem Kind Spiele, die es besonders gut spielt und lobe seine Leistung.


Positive Gespräche

  • Feiert eure Erfolge

  • Fehler sind okay, sie sind zum Wachsen da

  • Alle Gedanken, Ängste und Ideen dürfen geäußert werden und sind im Gespräch willkommen


Interessen gemeinsam umsetzen

Die Interessen deines Kindes bleiben manchmal das ganze Leben. Manchmal auch nicht. Gib deinem Kind gerne den Raum und die Sicherheit, sich ausprobieren zu können. So entwickelt es seine persönliche Identität.

Ich packe meinen Koffer – Selbstbewusstseins-Edition

Hierbei kommt in den Koffer nur, was eine Person ausmacht. Zum Beispiel:

  1. „Ich bin kreativ.“

  2. „Ich bin kreativ und mutig.“

  3. „Ich bin kreativ, mutig und hilfsbereit.“ usw.


Quellen:
1) Das Familienportal
2) Das Kita-Handbuch

Svenja Gleffe – Redaktion Deutsche Lebensbrücke

Co-Autorin: Tamara Niebler, freie Journalistin und seit mehreren Jahren Teil des Redaktionsteams der Deutschen Lebensbrücke.

Svenja schreibt als ausgebildete Pädagogin über kindliche Entwicklung und unterstützt unsere Redaktion mit fundierten Fachtexten. Ihr Motto: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen!“ (Aristoteles)

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