Eingewöhnung Kita – Ablauf & Tipps: So klappt der Übergang!

Hat dein Kind eine gute Eingewöhnungszeit in der Kita, kann es auch zu anderen Personen eine sichere Bindung aufbauen, entwickelt keine Verlustangst und kann seine Explorationsfreude frei entfalten.

 

Kinder in die Kita eingewöhnen, aber richtig!

Kita-Eingewöhnung

In der Eingewöhnung geht es darum, dein Kind Schritt für Schritt an den Kita-Alltag heranzuführen. Ganz ohne Druck und Überforderung. Denn dein Kind lernt nicht nur einen anderen Alltag kennen, sondern es trifft auch auf viele neue Personen, mit denen es in Zukunft viel Zeit verbringen wird.

Hinzu kommt auch eine neue Umgebung, in der es lernt, sich zurechtzufinden. Diese neuen Dinge lernt es mit dir gemeinsam kennen.

Es wird dich dabei beobachten, wie du auf die neue Umgebung, die Personen und den Alltag reagierst. Reagierst du aufgeschlossen und positiv, wird es auch dein Kind tun. Habt ihr eine sichere Bindung zueinander, wird die Eingewöhnung weniger herausfordernd, da bereits eine gute Basis existiert.

 

Was bedeutet Eingewöhnung?

Definition

Mit Eingewöhnung wird die Übergangszeit eines Kindes bezeichnet, in der es von seinem familiären Umfeld in eine Institution wechselt. In dieser verbringt es häufig den Großteil eines Tages, beispielsweise in einer Kita oder Tagespflege.

In den meisten Einrichtungen wird entweder nach dem „Berliner Modell“ oder dem „Münchener Modell“ eingewöhnt. Beide Modelle orientieren sich an dem Wohlbefinden des Kindes. Der Gedanke hinter dem „Berliner Modell“ ist die Begleitung der Eltern. Diese ist Voraussetzung für eine gute und sichere Bindung zwischen der pädagogischen Bezugsfachkraft und dem Kind.

 

Individuelle Kita-Eingewöhnung

– Wie lange dauert das Eingewöhnen von Kindern?

Wie lange die Eingewöhnung dauert, kann man nicht pauschal sagen. Jedes Kind ist individuell und daher verläuft auch jede Eingewöhnung anders. Manche Kinder benötigen länger, um Vertrauen zu neuen Personen aufzubauen. Hierbei ist Feingefühl essenziell. Es ist wenig ratsam, das Kind zu drängen, wenn man selbst das Gefühl hat, dass es doch jetzt mal Zeit für den nächsten Schritt wäre. Hier spielt auch das Alter eine wichtige Rolle. Im Alter zwischen 9 und 20 Monaten entwickelt ein Kind ein Bindungsgefühl zu seinen Eltern.

 

Warum ist es wichtig, dein Kind sanft einzugewöhnen?

  1. Eine gute Bildung setzt eine gute und sichere Bindung voraus.

  2. Eine sanfte Eingewöhnung beugt späteren Trennungs- und Verlustängsten vor.

  3. In einer sicher gebundenen Umgebung kann sich dein Kind am besten entwickeln und seine Explorationsfreude entfalten.

Vgl. auch bindungsorientierte Erziehung und bedürfnisorientierte Erziehung

 

Tipps zur Kita-Eingewöhnung – So gelingt der Start!

In den ersten Tagen der Eingewöhnung ist es wichtig, dass du an der Seite deines Kindes bleibst und es bei allem begleitest. Nach den ersten Tagen folgt dann der erste Trennungsversuch. Dieser wird von den pädagogischen Fachkräften vorbereitet. Wichtig dabei ist, dass du dich bewusst von deinem Kind verabschiedest. Die Trennungsversuche werden zeitlich gestaffelt, um dein Kind nicht zu überfordern.

Scheitert ein Trennungsversuch, geht man einen Schritt zurück und versucht es in der nächsten Woche erneut. So wird, je nach Erfolg, die Trennung immer weiter ausgedehnt. Das Verhalten des Kindes während der Eingewöhnung hängt stark von der Einstellung ab, mit der du in diese Zeit startest.

Vgl. auch Innere Stärke entwickeln – Tipps: Resilienzstärkung im Alltag für die ganze Familie

Es ist wichtig, dass auch du bereit für eine Trennung bist und Vertrauen zu den pädagogischen Fachkräften hast.

 

Kita-Eingewöhnung nach Berliner Modell

Hier sind die Eingewöhnungsschritte des „Berliner Modells“ für dich im Überblick:


1) Vor der Eingewöhnung gibt es ein Vorgespräch

Inhalt ist die Aufklärung über die Eingewöhnungszeit und wichtige Informationen


2) In den ersten drei Tagen wird der „Grundstein“ für die Eingewöhnung gelegt

Hier verbringst du mit deinem Kind täglich ein bis zwei Stunden in der Kita. Deine Anwesenheit ist sehr wichtig. Jedoch auch, dass du für dein Kind ansprechbar bist und gemeinsam mit der pädagogischen Bezugsfachkraft eine Unterhaltung führst, sowie dein Kind zum Erkunden und Mitspielen motivierst. Lasse aber gerne hier die Entscheidung bei deinem Kind, ob es etwas tun möchte oder nicht. Hier ein Beispiel: „Oh, schau mal. Da sitzt die/der (Vorname des Kindes). Er/Sie sucht noch jemanden zum Spielen. Magst du mal hingehen und nachfragen? Wenn du möchtest, können wir auch zusammen fragen?


3) Am Tag 4 erfolgt der erste Trennungsversuch

Lässt sich dein Kind bei der Trennung schnell beruhigen, wird diese auf max. 30 Minuten ausgeweitet. Falls es deinem Kind schwerfallen sollte sich beruhigen zu lassen, solltest du nach 2–3 Minuten wieder zurückkehren. Wichtig vor der Trennung ist, dass du deinem Kind erklärst, dass du kurz zur Toilette gehst oder Ähnliches. Deine Abwesenheit sollte nie ohne gezielte Verabschiedung erfolgen. War der erste Trennungsversuch weniger erfolgreich, wird dieser in der zweiten Woche erneut unternommen.


4) Wenn die erste Trennung erfolgreich war,

beginnt im nächsten Schritt die „Stabilisierungsphase“. Hierbei wird der zeitliche Rahmen, in dem dein Kind allein in der Kita bleibt, immer weiter gedehnt.


5) Abschlussphase

Laut des „Berliner Modells“, wird der 5. Schritt als „Schlussphase“ bezeichnet.
In diesem Schritt bleibt dein Kind immer länger in der Kita allein. Jedoch bleibst du dabei erreichbar für den Fall, dass dein Kind weint und sich nicht beruhigen lässt.


 

Das „Münchner Modell“, ist dem „Berliner Modell“ sehr ähnlich. Jedoch steht hierbei nicht die Bindung zwischen Kind und pädagogischer Bezugsfachkraft im Fokus. Dafür lernt dein Kind von Anfang an, die gesamte Gruppe und alle Fachkräfte kennenzulernen. Auch die Eingewöhnungszeit dauert länger als bei dem „Berliner Modell“.

 

Kriterien einer guten Eingewöhnung

  • Besteht in der Kita ein guter Personalschlüssel?

  • Wird nach einem der genannten Eingewöhnungsmodelle gearbeitet?

  • Welche Qualifikationen hat das Personal?

  • Welche Schwerpunkte sind dir am wichtigsten?

  • Nimm dir gerne genug Zeit

  • Kreiere gerne mit deinem Kind eure ganz persönlichen Eingewöhnungsrituale und achte darauf, dich bei einem Trennungsversuch gezielt zu verabschieden

  • Vermeide zusätzliche Stressfaktoren, wie noch andere Termine unmittelbar nach der Eingewöhnung oder einen hektischen Morgen vor der Eingewöhnung. Eine Eingewöhnung sollte im Fokus stehen und nicht nebenherlaufen.

  • Eine ehrliche Kommunikation zwischen dir und den pädagogischen Fachkräften

  • Habe Vertrauen zu dir selbst und zu den Fachkräften

 

Faktoren, die eine Eingewöhnung erschweren

  • Es finden mehrere Eingewöhnungen zur selben Zeit statt

  • Die pädagogischen Fachkräfte bauen kein Vertrauen zu dir und deinem Kind auf und kommunizieren wenig bis gar nicht

  • Du hast das Gefühl, dass dein Kind unter Zeitdruck eingewöhnt werden soll

  • Die Grenzen deines Kindes werden nicht respektiert

  • Dein Kind hat keine feste Bezugsfachkraft

  • Der erste Trennungsversuch findet bereits am ersten Tag statt

  • Trennungsphasen werden zu schnell und zu lang ausgedehnt

  • Die Bedürfnisse deines Kindes werden nicht wahrgenommen

Trifft ein Punkt oder treffen mehrere Punkte zu, sprich dies gerne sofort in der Kita an.


Quellen:

1) Pro Kita Portal: Eingewöhnung in die Kita: Erfolgreicher Übergang in die Fremdbetreuung
2) Nathalie Birkholz: Eingewöhnung in die Kita – So gelingt der Start in die Betreuung!
3) Rahel Dreyer: Eingewöhnung: Modelle und Rahmenbedingungen

Svenja Gleffe – Redaktion Deutsche Lebensbrücke

Co-Autorin: Tamara Niebler, freie Journalistin und seit mehreren Jahren Teil des Redaktionsteams der Deutschen Lebensbrücke.

Svenja schreibt als ausgebildete Pädagogin über kindliche Entwicklung und unterstützt unsere Redaktion mit fundierten Fachtexten. Ihr Motto: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen!“ (Aristoteles)

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