Was ist Erziehung? – Bedeutung, Ziele & Aufgaben
Eine gute Erziehung soll jedes Kind auf das Leben vorbereiten. Ihm muss alles mitgegeben werden, was nötig ist, um selbstständig zu werden, eigene Entscheidungen zu treffen und ein stabiles Selbstbewusstsein zu entwickeln. Auch seine Stärken und Schwächen soll es so gut wie möglich und früh herausfinden. Und es soll sich frei entfalten können. Doch, bleibt dafür überhaupt noch Zeit?
Erziehst du noch oder unterstützt du schon?
Wie in der Einleitung beschrieben, ist es natürlich wichtig, einem Kind all diese Aspekte mit auf den Weg zu geben.
Doch bleibt dabei noch Zeit, die individuelle Persönlichkeit des Kindes zu berücksichtigen, neben all den eigenen wohlwollend gemeinten Erwartungen?
Denn wenn wir mit einem ehrlichen Auge auf diesen Text in der Einleitung blicken, strotzt er geradezu vor Wünschen. Doch sind es nur deine eigenen oder auch die, deines Kindes?
Kinder-Erziehung bedeutet …
Denn in erster Linie ist „Erziehung“ die Art und Weise, wie du selbst dein Kind siehst.
Erziehung setzt sich aus der eigenen inneren Haltung, Erziehung und den bereits selbst gemachten Erfahrungen zusammen.
Doch setzt Erziehung auch Vertrauen als Basis für eine gute Bindung voraus. Denn nur durch eine sichere Bindung, wird dein Kind Freude daran haben, die Welt zu erkunden. Vgl. Bindungstrauma sowie Bindungsorientierte Erziehung
Erziehung sollte nicht nur aus den eigenen Vorstellungen bestehen, sondern die Wünsche und Bedürfnisse des Kindes im Fokus nehmen. Denn neben verlässlichen Strukturen, Regeln und Gesprächen, schaffst du so eine vertrauensvolle Basis für dein Kind.
Warum ist Erziehung wichtig?
Ohne Erziehung, bzw. Vorbereitung auf das Leben, hätte dein Kind weder Orientierung noch die passenden Werkzeuge für das alltägliche Leben. Jedoch bekommt es dies auch nur dann, wenn die Grundlage eine gute und sichere Bindung ist. Vgl. auch Resilienz: Was Kinder stark macht
Neben diesem Aspekt wird die Erziehung durch folgende Faktoren beeinflusst:
Eigene erworbene Wertevorstellungen
Soziale Herkunft (vgl. Klassismus in Deutschland)
Bildungsstand
Finanzielle Möglichkeiten
Arbeits- und Wohnbedingungen
Wenn die Erziehung fehlt, fehlt Orientierung
Wenn dein Kind „unvorbereitet“, also komplett ohne Erziehung, zu einem Erwachsenen heranwachsen würde, könnte es schnell an Grenzen in unterschiedlichen Lebensbereichen gelangen. Für dein Kind wäre es unmöglich, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden.
Es hätte wenig psychische Widerstandskraft, um herausfordernde Situationen zu meistern und würde unter jeder noch so kleinen Last zusammenbrechen. Freunde könnte es nicht finden, weil es keinen Selbstwert hätte und sich somit nicht für liebenswert halten würde. Vgl. auch: Kind hat keine Freunde im Kindergarten – Ursachen & Tipps
Es würde weder Tischmanieren noch Kommunikationsregeln, wie „Ich lasse mein Gegenüber ausreden“ kennen. In einer langen Schlange im Supermarkt an der Kasse zu warten, wäre für dein Kind unaushaltbar. Entweder würde es sich einfach vordrängeln oder aggressiv reagieren. Und da dein Kind auch nie gelernt hat, Gefühle zu benennen und zu regulieren, könnte es weder äußern, was los ist, noch Alternativen finden, um seine Wut zu regulieren.
Dein Kind würde fast nie vor Tür gehen und auch nichts Neues ausprobieren.
Es hätte kaum Hobbys. Denn als Kind hatte es keine sichere Bindung und konnte somit nie seine Explorationsfreude entfalten. Es verspürt vielleicht den Wunsch, die Welt zu entdecken. Wird aber letztlich nicht den Schritt ins Tun wagen, da unbekanntes auch Angst macht und selbst wenn es diesen Schritt tun könnte, wüsste es ja gar nicht, wie. Denn es hat nie gelernt, sich zu organisieren und seine Gedanken zu strukturieren. Daher würde es seine Gedanken sehr sprunghaft kommunizieren und im Gespräch könnte es sich schlecht konzentrieren.
Schlicht und ergreifend würde ihm alles über den Kopf wachsen, weil es nicht die benötigte Ausrüstung besitzt, um ins Leben starten zu können.
Die 5 Punkte für eine gute Erziehung
Grenzen und Regeln geben deinem Kind Orientierung und vermitteln Sicherheit. » Grenzen setzen bei Kindern
Erlebe die Zeit mit deinem Kind bewusst. » Was Kinder wirklich brauchen
Kleine Kinder benötigen mehr Nähe und Körperkontakt. » Frühkindliche Entwicklung
Freundlichkeit und Offenheit, stärkt das Selbstwertgefühl deines Kindes. » Selbstwertgefühl von Kindern stärken
Ruhe und Gelassenheit » Resilienzstärkung im Alltag (innere Stärke entwickeln für Eltern)
Erziehungsziele und Aspekte
Die Erziehung ist immer an persönliche sowie gesellschaftliche Norm- und Wertevorstellungen geknüpft. Ebenso wie an pädagogische Zielvorstellungen oder Bildungsvorbilder (vgl. das Bild vom Kind). Um ein Kind auf das Leben vorzubereiten, ist soziale Interaktion essenziell. Und das Bewusstsein, dass eigene Absichten nicht immer die gewünschte Wirkung erzielen.
Für eine gute Zukunft in der Gesellschaft sind folgende Ziele wichtig für jedes Kind:
Mündigkeit
Toleranz
Mut
Logisches Denken
Empathie
Lebensfreude
Vorurteilslosigkeit
Rücksicht
Verständnis
Hilfsbereitschaft
Ehrlichkeit
Selbstbestimmung
Selbstständigkeit
Erziehungsstile – Welche gibt es?
Je nach Autor gibt es unterschiedliche Erziehungsstile. Sehr bekannt ist zum Beispiel der laissez-faire oder autoritäre Stil. Weniger bekannt, doch in der Sozialforschung ebenso relevante Ansätze sind: demokratisches Konzept, autokratisches Erziehungsverhalten, egalitärer Ansatz oder negierender Erziehungsstil. Stark beeinflusst wurde die Sozialforschung von Diana Baumrind, die 3 Erziehungsmethoden definierte. Dazu zählen der permissive, autoritäre und autoritative Erziehungsstil.
1. Permissive Erziehung
Haltung der erziehenden Person: Ich mische mich nicht ein.
Prozess: Was das Kind lernt => Daneben stehen und zuschauen.
Ergebnis: Anderer Elternteil greift ein oder der Streit zwischen den Kindern, wird irgendwann langweilig.
Einfluss auf Entwicklung und Psyche:
Ärgern ist ok. Keine Hilfestellung bei Erweiterung sozial-emotionaler Kompetenzen. Verharmlosen der Situationen vor anderem Elternteil = Kind wird Schwierigkeiten haben Freunde zu finden und in Gruppen anecken.
2) Autoritäre Erziehung
Handlung der erziehenden Person: Aus weiter Ferne dem Kind zurufen, dass es nicht ärgern soll. Wenn es nicht hört, augenrollend hingehen, es am Arm packen und anschreien, dass man das nicht tut.
Prozess: Herabwürdigende Worte, Beleidigung, Gewalt
Ergebnis: Kind hört im Bei-sein der Person mit Ärgern auf. Nicht, weil es die Situation verstanden hat, sondern aus Angst vor den Reaktionen der Person.
Einfluss auf Entwicklung und Psyche:
Kind lernt, dass Gewalt und Beleidigungen o. k. sind. Da die Person Vorbild für das Kind ist, wird das Kind wahrscheinlich in Zukunft Nachahmung betreiben und ebenfalls aggressives Verhalten zeigen.
3. Autoritative Erziehung
Handlung der erziehenden Person: Mit Kind auf Augenhöhe kommunizieren und Beobachtung schildern. Ein STOPP setzen. Situation und Reaktion des Kindes hinterfragen und richtig deuten. „Richtiges“ Verhalten vorleben und erklären.
Prozess: Respektvoller Umgang und klare Linie/Orientierung.
Ergebnis: Kind hört aufmerksam zu und setzt Tipps um = Erfolgserlebnis = Stärkung der Selbstwirksamkeit
Einfluss auf Entwicklung und Psyche:
Kind fühlt sich im Lernen unterstützt und baut soziale Kompetenzen auf.
Was ist der „beste“ Erziehungsstil?
Im Alltag sind klare Erziehungsstile selten in ihrer reinen Form zu finden. Unterschiede in der Interaktion zwischen Eltern und Kindern können nicht nur zwischen verschiedenen Kulturen, sondern auch innerhalb derselben Kultur bestehen. Ein Faktor, der in der soziologischen Literatur häufig genannt wird, ist die Zugehörigkeit zu verschiedenen Gesellschaftsschichten. Die hierarchische Struktur von Gesellschaften mit verschiedenen Schichten beeinflusst daher auch die Erziehungsstile.
Vgl. bedürfnisorientierte Erziehung – Was ist das? sowie Entwicklungsstufen