Urlaubsarmut – Warum Kinder ein Recht auf Urlaub haben

Während die einen ihrem Sommerurlaub voller Freude entgegenfiebern, können andere davon nur träumen. Lies hier, warum sich immer mehr Menschen in Deutschland keine Erholung leisten können und welche weitreichenden Folgen das hat, insbesondere für Kinder.

Sommerzeit ist Ferienzeit

Urlaubsarmut in Deutschland

Für die einen mehr, für die anderen gar nicht

Urlaub ist für die meisten von uns eine Zeit, um sich zu erholen und neue Kraft zu tanken – eine wichtige Pause vom Alltag, die unserer körperlichen und seelischen Gesundheit guttut.

Aber für viele Menschen in Deutschland bleibt dieser Traum vom Urlaub leider unerfüllt. Urlaubsarmut bedeutet, dass Menschen sich aus finanziellen Gründen keine Reise oder Freizeitaktivitäten leisten können, die für andere ganz normal sind.

Dieses Thema ist viel komplexer, als man auf den ersten Blick denkt, und es hat große Auswirkungen auf das soziale Leben und die Gesundheit der Betroffenen.

Vgl. Kinderarmut Definition

 

Wie viel Prozent der Deutschen können sich keinen Urlaub leisten?

Laut dem Statistischen Bundesamt konnte sich im Jahr 2024 jeder 5. Deutsche – also rund 21 % der Bevölkerung – keine einwöchige Urlaubsreise leisten. Insgesamt sind das etwa 17,4 Millionen Menschen in Deutschland. Damit liegt Deutschland relativ knapp unter dem EU-Durchschnitt von 27 %.

Beispiel für Kinderarmut sowie Familienarmut

 

Wer ist von Urlaubsarmut betroffen?

In Deutschland geht es den meisten Menschen zwar gut, aber der Durchschnitt täuscht oft darüber hinweg, wie unterschiedlich die Lebenssituationen wirklich sind. Urlaubsarmut ist kein seltenes Problem, sondern betrifft vor allem:

  • Haushalte mit geringem Einkommen

  • Alleinlebende (29 %)

  • kinderreiche Familien (ab 3 Kindern) 29 %

  • Alleinerziehende (38 %)

  • Langzeitarbeitslose

  • Rentner

  • Familien mit Mehrbedarf (kranke & behinderte Kinder)

Wenn man nicht so Urlaub machen kann wie die anderen, löst das Schamgefühle aus und verstärkt die soziale Isolation – besonders bei Kindern und Jugendlichen. Vgl. Kinderarmut & Scham

 

Ursachen der Urlaubsarmut

Die Gründe für Urlaubsarmut sind vielfältig und liegen in der allgemeinen Einkommensverteilung, den steigenden Lebenshaltungskosten und der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. Trotz staatlicher Sozialleistungen reichen die Mittel oft nicht aus, um neben ein paar Grundbedürfnissen wie Miete, Lebensmittel und Kleidung auch noch die Kosten für eine Urlaubsreise zu decken.

Hinzu kommt, dass der Urlaub oft als Luxus und nicht als Notwendigkeit angesehen wird, was die gesellschaftliche Wahrnehmung des Problems erschwert.

 

Warum ist Urlaub wichtig

Urlaub ist ausschlaggebend für unser Wohlbefinden. Er gibt uns eine Pause vom Alltagsstress und hilft unserem Körper und Geist, sich zu erholen. Wenn wir Urlaub machen, sinken unsere Stresshormone, unsere mentale Gesundheit wird gestärkt und wir beugen einem Burnout vor. So können wir danach wieder produktiver und kreativer in Leistungssituationen sein. Außerdem ist Urlaub eine tolle Gelegenheit, um Beziehungen zu vertiefen und durch neue Erlebnisse unseren Horizont zu erweitern.

Kurz gesagt: Urlaub ist kein nice-to-have, sondern eine echte Notwendigkeit für ein gesundes und erfülltes Leben – und er hilft uns auch, Krankheiten vorzubeugen.

 

Wozu dient Urlaub

  • Stressabbau: Er reduziert Stresshormone und hilft, psychische Belastungen abzubauen.

  • Gesundheitsförderung: Eine Auszeit kann das Risiko für stressbedingte Krankheiten senken und das allgemeine Wohlbefinden verbessern.

  • Mentale Stärkung: Er fördert Konzentration, Kreativität und eine positive Einstellung.

  • Soziale Bindungen: Er bietet Zeit für Familie und Freunde und stärkt Beziehungen.

  • Persönliche Entwicklung: Er ermöglicht neue Erfahrungen, erweitert den Horizont und schafft bleibende Erinnerungen.

 

Kinderrecht auf Freizeit, Spiel und Erholung

Das Kinderrecht auf Freizeit, Spiel und Erholung ist in der UN-Konvention über die Rechte des Kindes (Artikel 31) festgeschrieben. Es gibt vor, dass jedes Kind das Recht hat:

  1. Freizeit zu haben: Zeit, die nicht mit Schule, Hausaufgaben oder anderen Pflichten gefüllt ist, sondern frei gestaltet werden kann.

  2. Zu spielen: Spiel ist für die Entwicklung von Kindern notwendig. Es fördert Kreativität, soziale Fähigkeiten, Problemlösung und körperliche Entwicklung.

  3. Sich zu erholen: Dazu gehört nicht nur ausreichend Schlaf, sondern auch die Möglichkeit, sich von Stress zu erholen und neue Kraft zu schöpfen, sei es durch einen Urlaub, einen Ausflug oder einfach entspannte Stunden zu Hause.

 

Warum ist dieses Kinderrecht so wichtig?

Und wie hängt es mit Urlaubsarmut zusammen?

Für Kinder ist Freizeit, Spiel und Erholung nicht einfach nur „Spaß“, sondern existenziell, also notwendig für ihre gesunde Entwicklung. Zum Beispiel für die physische und psychische Gesundheit: Kinder brauchen Bewegung, frische Luft und die Möglichkeit, abzuschalten, um körperlich und geistig gesund zu bleiben. Ständiger Leistungsdruck oder mangelnde Abwechslung führen auf Dauer zu Stress, Konzentrationsschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten.

Ebenfalls wichtig sind Teilhabe und Chancengleichheit: Wenn Kinder aus armen Familien keinen Urlaub machen können oder nie an Freizeitaktivitäten teilnehmen, die für ihre Altersgenossen normal sind, entstehen Gefühle der Isolation und Scham.

Das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung soll sicherstellen, dass alle Kinder, unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern, die Möglichkeit haben, ihre Kindheit voll auszuleben und sich altersgerecht zu entwickeln.

Urlaubsarmut ist damit eine direkte Verletzung dieses Kinderrechts, da den Betroffenen die notwendigen Möglichkeiten zur Erholung und Teilhabe vorenthalten werden.

Vgl. Was Kinder brauchen + Konzentration bei Kindern fördern

 

Spendenaktion: Kindern Sommerfreuden schenken

Jedes Kind verdient eine Auszeit voller Freude, Erholung und unvergesslicher Momente. Doch viele Kinder in Deutschland sind noch nie im Urlaub gewesen, weil die Familien es sich nicht leisten können. Urlaubsarmut bedeutet für Kinder nicht nur Verzicht auf Reisen, sondern auch auf gemeinsame Zeit, Erholung und neue Erfahrungen, die so wichtig für ihre Entwicklung sind.

Urlaub schenkt Kindern Hoffnung und stärkt ihr Selbstvertrauen.

Deshalb setzen wir uns seit vielen Jahren dafür ein, dass auch sozial benachteiligte Kinder eine Auszeit genießen können – fernab von Sorgen und Alltagsschwierigkeiten. Mach mit! Gemeinsam schaffen wir Momente, die Kinderherzen berühren und Lebensfreude schenken.

Denn auch diesen Sommer müssen viele Kinder ihre Ferien zu Hause verbringen, weil sie sich weder Urlaub noch Freizeitspaß leisten können. 2024 waren das immerhin ca. 30 % – vor allem Münchner Kinder von Alleinerziehenden und aus Familien mit mehreren Kindern.

Schwimmreifen, Sonnencreme, leckeres Eis – für all das haben arme Familien nichts übrig. Das bedeutet für die Kleinen: kein Kinobesuch, kein Freizeitpark, aber eben auch kein Getränk, keine Pommes und nichts von dem, was z. B. einen Tag im Schwimmbad zu einem Ferienabenteuer macht. Darum möchten wir die Sommerferien für die Kinder aus unseren Münchner Frühstücksklubs mit einer kleinen Sommerfreude versüßen.

Bitte unterstütze unsere Sommer-Aktion – bereits mit 20 Euro verschenkst du zum Beispiel: einen guten Schwimmreifen, Sonnencreme, etwas Taschengeld und den Einritt für eine Begleitperson (meistens Vater oder Mutter) ins Schwimmbad. Oder Tickets für den Lieblingskinofilm mit Popcorn.

Bitte hilf uns, bedürftigen Kindern zu helfen. Deine Spende macht einen Unterschied!

Tamara Niebler

Tamara ist studierte Philosophin (Mag. phil.) & freie Journalistin in München. Sie unterstützt unsere Redaktion mit jeder Menge Fachwissen und kritischen Denkanstößen. Tamaras Motto: „Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen“ (Franz Kafka)

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