Leistungsdruck & Gesellschaft - Auswirkungen auf Kinder

„Was? Ich sehe nur 3er und 4er in diesem Zeugnis! Bist Du zu blöd? Sieh Dir Deine Freunde an! Die schreiben 1er und 2er am laufenden Band. Mein Kind ist der einzige Taugenichts seiner Klasse…“ tönt es erbost aus Vater Müllers Mund, als er mit Klein Leo spricht.

Und weil er gerade im Redefluss ist, holt er weiter aus: “…im Sportverein taugst Du auch nur zum Bälle aufsammeln. Wozu zahlen wir eigentlich die teuren Beiträge, Ausrüstung, Fahrten? Und Dein Musikunterricht ist auch nur für die Tonne! Was soll bloß aus Dir werden? Wir haben einen Dummkopf auf die Welt gesetzt. Vielleicht reicht es ja später gerade noch dafür, Flaschen einzusammeln…“.

Fördern statt Fordern - Leistungsdruck bei Kindern

So und so ähnlich sehen Standpauken in vielen Familien aus. Vom Kindesalter an und seitdem unaufhörlich lastet ein permanenter Leistungsdruck auf Kindern. Elternhaus, Schule, Sport, Gesellschaft verwechseln oftmals „Förderung“ und „Forderung“.

Leistungsdruck bei Kindern kann verschiedene Ursachen und sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Vgl. auch Leistungsdruck in der Schule

 

Was ist Leistungsdruck?

Leistungsdruck bezieht sich auf den psychischen Druck oder die Belastung, die eine Person aufgrund hoher Erwartungen und Anforderungen verspürt, gute Ergebnisse oder Leistungen zu erbringen.

Es entsteht oft in Situationen, in denen der individuelle Erfolg oder die Bewertung der Leistung von externen Faktoren abhängt, wie beispielsweise in der Schule, am Arbeitsplatz, im Sport oder in anderen Wettbewerben.

Leistungsdruck bei Kindern bezieht sich auf den Druck, den sie empfinden, um bestimmte Ziele zu erreichen oder hohe Erwartungen zu erfüllen. Dieser Druck kann aus verschiedenen Quellen kommen, wie zum Beispiel Eltern, Lehrer, Gleichaltrige oder das Schulsystem. Leistungsdruck kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben.

 

Ursachen für Leistungsdruck bei Kindern

Elterliche Erwartungen

Eltern können hohe Erwartungen an die schulischen Leistungen oder außerschulischen Aktivitäten ihrer Kinder haben, was zu einem Druck führt, diesen Erwartungen gerecht zu werden.

Schulsystem und Wettbewerb

Ein wettbewerbsorientiertes Schulsystem kann dazu führen, dass Kinder sich unter Druck setzen, um gute Noten zu erzielen oder in anderen Bereichen wie Sport oder Musik erfolgreich zu sein.

Peer-Druck

Kinder fühlen sich von Gleichaltrigen unter Druck gesetzt, wenn sie deren Leistungen oder Erfolge sehen und versuchen, mitzuhalten oder diese zu übertreffen.

Gesellschaftliche Erwartungen

Die gesellschaftlichen Normen und Erwartungen in Bezug auf Erfolg und Leistung üben Druck aus, bestimmte Ziele zu erreichen oder bestimmte Fähigkeiten zu haben.

 

Negative Auswirkungen von Leistungsdruck bei Kindern

  1. Angst und Stress: Kinder können unter starkem Druck Ängste entwickeln und gestresst sein, insbesondere wenn sie das Gefühl haben, den Erwartungen nicht gerecht zu werden. Vgl. auch entwicklungsbedingte Ängste bei Kindern

  2. Geringes Selbstwertgefühl: Der ständige Druck, erfolgreich zu sein, kann das Selbstwertgefühl der Kinder beeinflussen. Wenn sie das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein, kann dies zu einem geringen Selbstwertgefühl führen. Vgl. Entwicklungstrauma und Selbstwertgefühl von Kindern stärken

  3. Gesundheitliche Probleme: Der anhaltende Leistungsdruck kann sich negativ auf die körperliche und psychische Gesundheit von Kindern auswirken. Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenprobleme und andere Stresssymptome können auftreten.

  4. Beeinträchtigte soziale Entwicklung: Wenn Kinder zu sehr auf Leistung fokussiert sind, können sie möglicherweise nicht genügend Zeit für soziale Aktivitäten und zwischenmenschliche Beziehungen haben, was ihre soziale Entwicklung beeinträchtigen kann.

  5. Verlust der intrinsischen Motivation: Ein hoher Leistungsdruck kann dazu führen, dass Kinder ihre intrinsische Motivation verlieren, da sie sich mehr auf externe Belohnungen und Bestätigung konzentrieren. Dies kann langfristig ihr Interesse und ihre Freude an bestimmten Aktivitäten mindern.

  Vgl. auch: Kind hat keine Freunde im Kindergarten – Ursachen & Tipps

 

Warum Leistungsdruck für Kinder per se nicht schädlich ist

Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jeder Leistungsdruck schädlich ist. Ein gewisses Maß an Anstrengung und Zielsetzung kann Kinder motivieren und fördern. Jedoch ist ein ausgewogenes Umfeld, das den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten eines Kindes gerecht wird, entscheidend, um negativen Leistungsdruck zu vermeiden. Eltern, Lehrkräfte und andere Bezugspersonen sollten darauf achten, dass Kinder sich nicht überfordert fühlen und ihnen genügend Unterstützung und Ermutigung bieten, unabhängig von ihren Leistungen.

 

Positive Auswirkungen von Leistungsdruck auf Kinder

  1. Motivation: Ein gewisser Druck kann Kinder dazu motivieren, sich anzustrengen und ihr Bestes zu geben, um ihre Ziele zu erreichen.

  2. Zielorientierung: Der Druck, gute Leistungen zu erbringen, kann Kindern helfen, klare Ziele zu setzen und darauf hinzuarbeiten.

  3. Entwicklung von Fähigkeiten: Der Leistungsdruck kann dazu beitragen, dass Kinder ihre Fähigkeiten und Talente entdecken und weiterentwickeln.

  4. Vorbereitung auf die Realität: In der realen Welt wird von Menschen oft erwartet, dass sie Leistungen erbringen. Ein gewisser Druck im Kindesalter kann darauf vorbereiten, mit solchen Anforderungen umzugehen.

 

Fazit: Leistungsdruck & seine Auswirkungen auf Kinder

Es ist wichtig, einen ausgewogenen Ansatz zu finden, um Kinder zu motivieren und zu fördern, ohne sie übermäßigem Druck auszusetzen. Eltern, Lehrer und Betreuer können eine unterstützende und ermutigende Umgebung schaffen, in der Kinder ihr Potenzial entfalten können, ohne sich ständig überfordert zu fühlen.

Die Anerkennung von Anstrengungen und Fortschritten, unabhängig von den endgültigen Ergebnissen, ist ebenfalls wichtig, um den Leistungsdruck zu mildern.

„Wir wissen, dass Du ein tolles Kind bist und müssen es nicht anhand Deiner Schulnoten bestätigt wissen. Und 3er und 4er sind schon mal besser als 5er und 6er. Aber Was glaubst Du, woran es liegt, dass Du keine besseren Noten bekommst? Wir können wir das gemeinsam hinbekommen?“ Das wäre ein richtiger Einsatz um eine Überforderung zu vermeiden, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu vermitteln und lösungsorientiert vorzugehen.

Jedes Kind muss dort abgeholt werden, wo es steht – entsprechend empathisch und mit Fingerspitzengefühl geleitet und gefördert werden.

Chiva Tafazzoli - Redaktion Deutsche Lebensbrücke

Chiva ist Marketingberater und multilingualer Sprachakrobat. Er arbeitet als Dolmetscher in 5 Sprachen, als Journalist und als Redakteur. Er unterstützt die Deutsche Lebensbrücke bei der Online-Redaktion und erstellt Social-Media-Beiträge.

„Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt” (Albert Einstein)

Chivas Motto: “I help. That´s my purpose.”

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