Kinderarmut Definition – relative Armut statt absolute Armut
Der Begriff Armut wird oft mit Entwicklungsländern in Verbindung gebracht. Beispielsweise in vielen Ländern Afrikas: Hier leben Millionen Menschen in so genannter absoluter Armut - sie verfügen über weniger als 1,90 Dollar Kaufkraft pro Tag und Kopf. Insgesamt sind ca. 10 Prozent der Weltbevölkerung von absoluter Armut betroffen: Das Geld reicht kaum fürs Überleben.
Relative Armut ist hier ein großes Thema
Kinderarmut ist auch in Deutschland ein aktuelles, brisantes Thema. Wie sieht Kinderarmut hierzulande aus?
Vgl. auch Kinderarmut erkennen – subtile Anzeichen
Was ist die Definition von Kinderarmut in Deutschland?
Selbst Familien, die Hartz IV beziehen, können zumindest satt werden und verfügen über bescheidenen Wohnraum. Das heißt, sie leben in relativer Armut, mit einem gravierenden Mangel an sozialer Teilhabe.
In Deutschland ist jedes fünfte deutsche Kind von relativer Armut betroffen: Laut der aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung wachsen ca. 2,8 Millionen deutsche Kinder und Jugendliche in Armut auf. Tendenz steigend.
Vgl. auch Was ist Armut? (Philosophie) – Und warum ist sie ein Problem? sowie Kinderarmut in Deutschland hat viele Gesichter
Wer gilt in Deutschland als arm?
Die Kinderarmut Definition ist nach dem Standard der EU in Deutschland klar umrissen: Wer weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens zur Verfügung hat, ist armutsgefährdet. Wer noch weniger hat, gilt als arm.
Diese Einteilung gilt deutschlandweit. Sie erlaubt keine Unterscheidung abhängig vom Bundesland oder dem Wohnort.
Auch die Auswirkungen auf die Kinder sind deutschlandweit. Gerade in reichen Städten wie Hamburg oder München: Kinder spüren, wenn ihre Familie arm ist. Sie sind von der finanziellen und gesellschaftlichen Lage ihrer Eltern abhängig. Sie leiden, wenn die Situation Zuhause angespannt ist.
Vieles ist für Kinder aus finanziell starken Familien einfach selbstverständlich - für arme Familien bleibt es ein unerschwinglicher Luxus: Eine tägliche, gesunde warme Mahlzeit können sich weit nicht alle Eltern leisten. Ausreichend Heizen im Winter ist bei bestem Willen nicht drin. Geld für den Führerschein oder die Ausbildung sparen, in den Urlaub fahren: Kinder aus sozial schwachen Familien können davon nur träumen.
Selbst Besuche im örtlichen Freibad oder das gelegentliche Einladen von Freunden - für bedürftige Familien schwierig bis unmöglich. Die ökonomischen und die sozialen Schwierigkeiten gehen Hand in Hand.
Vgl. auch: Kind hat keine Freunde im Kindergarten – Ursachen & Tipps
Wie sieht Kinderarmut heute in Deutschland aus?
Kinderarmut in Deutschland hat 3 Schwerpunkte:
1) Materielle Armut
Wenn das Geld knapp ist, muss jede Kaufentscheidung genau abgewogen werden. Wenn die Waschmaschine plötzlich kaputtgeht, fehlt das Geld. Dann muss eine neue Winterjacke oder ein richtiger Schulranzen warten. Die Eltern müssen sich die Kosten im wahrsten Sinne des Wortes vom Mund absparen. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Obst und Gemüse, ist jenseits der finanziellen Möglichkeiten.
Oft sind sozial schwache Eltern zudem beruflich wenig qualifiziert. Dementsprechend niedrig ist ihr Einkommen, die Sozialleistungen sind nicht ausreichend.
2) Emotionale Armut
Alleinerziehende Elternteile stellen die größte Risikogruppe für Armut dar. Sie zerreißen sich oft zwischen zwei Jobs, um finanziell halbwegs über die Runden zu kommen. Zeit für die Kinder bleibt kaum, sie sind zu früh auf sich allein gestellt. Die Folge: Bedürftige Kinder müssen viel zu jung viel zu viel Verantwortung übernehmen.
Zudem sind ihre Eltern häufig gestresst und überfordert. Sie haben wenig Geduld und Energie für die großen und kleinen Sorgen und Nöte ihres Nachwuchses. Die Kinder müssen schon früh lernen, vieles zu akzeptieren - und auf noch mehr zu verzichten.
3) Bildungsarmut
In Deutschland gilt die Schulpflicht. Jedes Kind muss mindestens neun Jahre die Schule besuchen. Doch wie viel sie daraus machen, welche Weichen für die Zukunft sie hier stellen, das hängt stark von den Eltern ab.
Kinder aus bildungsferneren Familien erhalten weit weniger Unterstützung in der Schule und bei den Hausaufgaben. Oft haben die Eltern nicht ausreichend Kapazitäten, um in der Schule zu helfen. Sie sprechen die Sprache nicht gut genug. Geld für Nachhilfe haben sie auch nicht.
» Mehr erfahren: Kinderarmut: Bildung bietet keinen Schutz
Kinderarmut beeinträchtigt die Entwicklung
Meist treten die drei Hauptformen von Armut gemeinsam auf - wenn auch in individuell unterschiedlichen Anteilen. Die Teilnahme am kulturellen und gesellschaftlichen Leben ist nicht möglich. Armut ist also eng verbunden mit einem Mangel an sozialer Teilhabe, dem Gefühl der Ausgrenzung. Kinderarmut in Deutschland ist ein gesellschaftliches Problem.
Alles, was für finanziell besser gestellte Kinder selbstverständlich ist, bedeutet für bedürftige Kinder unüberwindbare Hürden: Sie schämen sich für die schwierige Lage Zuhause und leiden darunter.
Die Folgen ziehen sich bis ins Erwachsenenalter hinein: Sozialer Rückzug, psychische und soziale Störungen sowie Entwicklungsstörungen sind eng mit Kinderarmut verknüpft.
In unseren Projekten gegen Kinderarmut erhalten bedürftige Kinder nicht nur gesunde Mahlzeiten, sondern auch das ebenso wichtige Gefühl von Gemeinschaft und Geborgenheit.
Existenzsicherheit verändert Eltern
Finanzielle Mittel helfen gegen Familien- und Kinderarmut. Das ist durch viele Studien belegt. Vorausgesetzt, den Menschen wird nicht vorgeschrieben, was sie brauchen und kaufen dürfen – Geld hilft gegen Armut