Selbstwirksamkeit bei Kindern – Was macht zuversichtlich?
Alle Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder zuversichtlich, neugierig und mutig die Welt kennenlernen. Das ist nur selbstverständlich: Ein selbstwirksames Kind traut sich viel zu, entdeckt gerne Neues und scheut nicht vor Herausforderungen zurück. Dank seines positiven Selbstbildes ist es oft optimistisch. Doch was brauchen Kinder, um ihre Selbstwirksamkeit zu spüren und zu stärken?
Definition
Was bedeutet Selbstwirksamkeit?
Selbstwirksamkeit ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, dass man Herausforderungen meistern und Ziele erreichen kann. Wenn ein Kind an sich selbst glaubt und denkt, etwas bewirken zu können, spricht man von Selbstwirksamkeit. Dieses Gefühl hilft dabei, motiviert zu bleiben und trotz Schwierigkeiten weiterzumachen.
Was ist Selbstwirksamkeit bei Kindern?
Der Unterschied zwischen der Selbstwirksamkeit von Kindern und Erwachsenen liegt oft in der Erfahrung. Kinder entwickeln ihr Selbstvertrauen durch neue Erlebnisse und Erfolge. Sie lernen, dass sie Dinge selbst bewirken können, beispielsweise wenn sie ein Puzzle lösen oder etwas Neues lernen.
Erwachsene haben in der Regel mehr Lebenserfahrung und können auf zahlreiche Erfolge zurückblicken, was ihr Selbstbewusstsein stärkt. Gleichzeitig haben sie oft auch mehr Ängste und Zweifel, die die Selbstwirksamkeit beeinträchtigen können.
Grundsätzlich sollte jedes Kind in seinem Selbstvertrauen unterstützt werden. Denn je mehr es an seine Fähigkeiten glaubt, desto besser kann es in Zukunft Herausforderungen bewältigen.
„Unter Selbstwirksamkeit versteht man die Überzeugung, schwierige Aufgaben oder Lebensprobleme aufgrund eigener Kompetenzen bewältigen zu können. Ein Kind mit hoher Selbstwirksamkeit ist zuversichtlich und hat die Überzeugung, dass es das schaffen wird, was es sich vorgenommen hat. Da sich diese Fähigkeit am besten aufgrund von Erfahrung ausbildet, ist es wichtig, dass der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben individuell an die Kinder angepasst wird. Auch positive Vorbilder haben eine unterstützende Funktion, z.B. Erzieherinnen, die bei der Bewältigung schwieriger Aufgaben Selbstvertrauen zeigen.“
Selbstwirksamkeitserfahrungen durch Erfolg & Misserfolg
Hat dein Kind ein gesundes Selbstwirksamkeitsgefühl ausgebildet, erlebt es Erfolg als Ergebnis der eigenen Fähigkeiten. Einen Misserfolg erklärt es sich dann häufig mit ungünstigen Situationen im Außen. Daraus entwickelt es ein Bewusstsein dafür, dass sich Dinge ändern lassen und es aus Misserfolgen lernen kann.
Wie dein Kind mit Erfolg und Misserfolg umgeht, kannst du in die „richtigen Bahnen lenken“, indem du betonst, welch starkes Durchhaltevermögen es hat. Gib deinem Kind gerne das Gefühl, dass du an seine Fähigkeiten glaubst.
Wichtig ist, dass du eine Balance findest. Denn eine zu hohe Erwartungshaltung an dein Kind führt dazu, dass es unter emotionalem Druck steht und irgendwann denkt, dass es nichts richtig machen kann bzw. nicht gut genug ist.
Noch wichtiger: Da dein Kind dich als Vorbild wahrnimmt, ist es entscheidend, wie du selbst als Vater oder Mutter mit Erfolg und Misserfolg umgehst.
Wie kann man Selbstwirksamkeit bei Kindern fördern?
4 Faktoren der Selbstwirksamkeit
1) eigene Erfahrung
Die prägendsten sind die eigenen Erfahrungen, die zum Erfolg geführt haben. Sie stärken unser Selbstwirksamkeitsgefühl immens.
2) Beobachtung
Indem Kinder andere Menschen beim Handeln beobachten, werden sie dazu motiviert, dies auch auf diese oder jene Weise zu versuchen.
3) Zuspruch
Wenn andere ein Kind ermutigen oder an seine Fähigkeiten glauben, fördert das Selbstbewusstsein bei Kindern, Jugendlichen und auch bei Erwachsenen.
4) Wohlbefinden
Körperliche und emotionale Empfindungen fördern ebenso die Selbstwirksamkeit. Denn wer besser abschalten und seine Gefühle regulieren kann, fühlt sich wohler.
Warum ist Selbstwirksamkeit bei Kindern wichtig?
Selbstwirksamkeit ist ein notwendiger Bestandteil der Resilienz bei Kindern und Erwachsenen. Mentale Resilienz, das ist die Fähigkeit, psychisch stark zu sein und Herausforderungen wie Stress, Trennungen, Konflikte oder Krisen zu meistern – sozusagen wie ein Schutzpanzer. » Resilienzstärkung im Alltag für Familien
Im Alltag gibt es viele Möglichkeiten, das Selbstwirksamkeitsgefühl deines Kindes zu stärken. Gib deinem Kind ruhig die Zeit und den Raum, um sich selbst anzuziehen oder sein Butterbrot zu schmieren. Wenn es nicht weiter weiß, warte einen Moment mit deiner Antwort und frag dein Kind zuerst, welche Lösungen es selbst finden kann. So lernt es, an sich selbst zu glauben und wächst mit einem lösungsorientierten Ansatz auf.
Übertrage deinem Kind immer wieder alters- und entwicklungsgerechte Tätigkeiten. » 5 Entwicklungsbereiche
Aktionen für Kinder, die ihr Selbstwirksamkeitsgefühl stärken
Kleinkindgerechte Tätigkeiten:
Aufräumen der eigenen Spielsachen
Die eigene Wäsche in den Wäschekorb legen
Dabei unterstützen, den Müll zu sortieren
Seinen Essensplatz abwischen
Fegen
Kitakindgerechte Tätigkeiten:
Handtücher oder Papier auffüllen
Tisch decken (Ein Foto vom gedeckten Tisch hilft deinem Kind und fördert auch seine Selbstständigkeit)
Beim Einkauf helfen
Gemüse und Obst mit einem Kindermesser schneiden
Kleidung selbst heraussuchen und in den Schrank räumen
Blumen gießen
Haustiere füttern
Grundschulkindgerechte Tätigkeiten:
Schultasche und Schreibtisch organisieren und sauber halten
Müll entsorgen
Laub kehren
Beim Wäsche falten helfen
Bügeln mit einem Kinderbügeleisen
Koffer für den Urlaub selbst packen
Spülmaschine ein- und ausräumen / beim Abwasch helfen
Brotdose selbst packen
Zimmer aufräumen
Spielsachen und Kleidung ausmisten
Bett machen
Selbstwirksamkeitsempfinden von Kindern fördern
Glaube versetzt Berge
Traue deinem Kind mehr zu. Räume nicht sofort alle Hindernisse aus dem Weg. Selbst, wenn es wohlwollend gemeint ist. Lass dein Kind gerne selbst das andere Kind auf dem Spielplatz ansprechen, mit dem es spielen möchte.Achte auf realistische Zielsetzung
Setze Ziele mit deinem Kind gemeinsam. Neue Aufgaben sind herausfordernd, aber nicht unmöglich.Anleitung hilft
Hier ist weniger mehr. Gib so viel Hilfestellung, wie nötig, aber so wenig wie möglich.Anerkennung ist wichtig
Lenke den Fokus auf den Prozess, statt auf das Resultat. Ganz nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel.Konstruktiver Umgang mit Fehlern
Sage deinem Kind gerne, dass es Fehler machen darf, da es eigentlich Helfer sind, die uns dabei unterstützen zu lernen und zu wachsen.
Beispiele für die Entwicklung von Selbstwirksamkeit im Kindesalter
Hilfe im Haushalt: Das Kind räumt seine Spielsachen auf oder hilft beim Abwasch, um die Wohnung ordentlich zu halten.
Freundschaften schließen: Das Kind geht auf andere Kinder zu, um neue Freundschaften zu schließen und gemeinsame Spiele zu initiieren.
Emotionen ausdrücken: Es teilt seine Gefühle mit, wenn es traurig oder glücklich ist, und sucht aktiv nach Unterstützung bei seinen Eltern oder Freunden.
Entscheidungen treffen: Das Kind wählt selbst, welches Buch es lesen oder welches Spiel es spielen möchte, um sein eigenes Interesse zu verfolgen.
Probleme lösen: Das Kind findet einen Weg, um einen Konflikt mit einem Freund zu klären, indem es ein Gespräch beginnt oder Kompromisse vorschlägt.
Förderung von Bildung: Das Kind fragt neugierig nach Dingen, die es nicht versteht, und sucht aktiv nach Antworten, sei es durch Fragen oder durch eigene Recherchen.
Fazit: Kinder & Selbstwirksamkeit
Selbstwirksamkeit gehört zur natürlichen Entwicklung eines Kindes. Wenn Kinder ein gutes Gefühl dafür haben, dass sie aus eigener Kraft etwas bewirken können, stärkt das ihr Selbstvertrauen. Außerdem hilft es ihnen, besser mit Problemen umzugehen und zuversichtlich Herausforderungen anzugehen.
Ein wichtiges Kriterium möchten wir zum Schluss noch betonen: Ein Bewusstsein für die eigene Selbstwirksamkeit zu entwickeln, braucht Zeit und Geduld. Kinder lernen durch Erfahrungen und Reflexionen. Nicht jeder Erfolg oder Fehler zeigt sofort, wie selbstbestimmt sie handeln können. » Was Kinder brauchen
Wir als Erwachsene müssen ihnen den Raum und die Unterstützung geben, die sie brauchen, um Fehler zu machen und daraus zu lernen. Geduld ist hier entscheidend – sowohl bei den Kindern, die sich in ihrem eigenen Tempo entwickeln, als auch bei uns, die sie auf diesem Weg begleiten.
Quellen:
Pro Juventute Schweiz
Springer Psychologie Lehrbuch