Auch die beste Erziehung hilft nicht gegen Benachteiligung

Studie: Kinder brauchen eine gute Erziehung: Insbesondere wenn Babys lernen, zu sprechen und Informationen zu verarbeiten, bringt eine kompetente Kindererziehung Vorteile mit sich. Studien zeigen, dass es hilft, wenn Eltern gut gebildet sind, um die Entwicklung ihrer Kinder zu fördern. Doch es gibt auch klare Grenzen: v. a. wenn eine Familie stark sozial & ökonomisch benachteiligt ist, können die besten Erziehungsmethoden wenig ausrichten.

 

Was ist pränatale soziale Benachteiligung?

Gute Erziehung gleicht soziale Benachteiligung nicht aus

Pränatale soziale Benachteiligung bedeutet, dass die Familie nicht genug Ressourcen hat, um die Grundbedürfnisse zu decken.

» Familienarmut

Forscher der Washington University in St. Louis haben schwangere Frauen in verschiedenen sozialen Schichten untersucht. Sie begleiteten rund 200 Mütter und ihre Neugeborenen bis zum Alter von 2 Jahren. Dabei beobachteten sie die Erziehung und bewerteten die sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten der Kinder.

Die Ergebnisse: Wenn Familien benachteiligt sind, haben die Kinder oft schlechtere sprachliche und kognitive Fähigkeiten. Die Unterstützung der Eltern kann zwar helfen, einige Defizite in der Kindheit auszugleichen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt.

 

Die Bedeutung von kindlichen Grundbedürfnissen

Eine gute Erziehung kann einen positiven Einfluss haben, wenn die Grundbedürfnisse wie ein sicheres Zuhause, Essen und medizinische Versorgung erfüllt sind. Deanna Barch, eine der Forscherinnen, erklärt: „… dann kann Erziehung einen Unterschied machen. (…) Aber wenn die Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind, beeinträchtigt das wahrscheinlich die Kognition, und die Eltern haben nicht die Möglichkeit, einen positiven Einfluss auszuüben.“

D.h., dass unterstützende Erziehung allein die negativen Auswirkungen von sozialer Benachteiligung nicht aufheben kann. Diese Erkenntnisse sind wichtig, um Sozialprogramme zu entwickeln, die in pränatale Betreuung, frühkindliche Förderung und Elternschulung investieren.

» Frühkindliche Entwicklung und Entwicklungsstufen

 

Unterstützung für Familien

Laut Shelby Leverett, Erstautorin der Studie, sollte mehr getan werden, um benachteiligte Familien zu unterstützen. Viele Untersuchungen zeigen, dass die Fähigkeiten der Eltern ein wichtiger Ansatzpunkt für effektive Interventionen sind. Allerdings stützen sich viele dieser Ergebnisse auf einer ausgewählten Gruppe von Familien, d.h. diese Studien erfassen nicht gesamte Lebensrealität der betroffenen Familien, sondern geben uns nur einen kleinen Einblick in die Problematik.

Es ist wirklich wichtig, dass wir Familien unterstützen, damit wir Benachteiligungen beseitigen können und Kinder eine Chance haben, sich optimal zu entwickeln“, schließt die Wissenschaftlerin.


Quellen
1) Psylex.de: Gute Kindererziehung hilft, wird durch Deprivation aber eingeschränkt
2) The Journal of Pediatrics, 2025; 276: 114289 DOI: 10.1016/j.jpeds.2024.114289 – Associations between Parenting and Cognitive and Language Abilities at 2 Years of Age Depend on Prenatal Exposure to Disadvantage (Januar 2025)

Tamara Niebler

Tamara ist studierte Philosophin (Mag. phil.) & freie Journalistin in München. Sie unterstützt unsere Redaktion mit jeder Menge Fachwissen und kritischen Denkanstößen. Tamaras Motto: „Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen“ (Franz Kafka)

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Selbstwirksamkeit bei Kindern – Was macht zuversichtlich?