Geld und Gesundheit – Ungerechtigkeit & Armut machen krank

Armut und Gesundheit sind eng verknüpft

Sozial schwache Menschen können sich eine gesunde Vollwertkost nicht leisten.

Armut & Gesundheit hängen zusammen

Die gute Nachricht zuerst: Wir haben das Glück, in einem Sozialstaat zu leben. Zu jeder Zeit haben wir Zugang zum Gesundheitssystem.

Die schlechte Nachricht ist: Viele Faktoren führen überhaupt erst zu einem Arztbesuch. Viele Erkrankungen wären vermeidbar. Sie werden durch eine mangelhafte Ernährung ausgelöst.

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist: Nur übergewichtige Menschen sind betroffen. Das stimmt nicht.

Fehlernährung ist weit mehr als das, was auf der Waage erkennbar ist. Auch schlanke Menschen können mangelernährt sein. Evtl. auch interessant für dich: Positive Fehlerkultur für Kinder

 

Die Verbindung von Armut und Körperlichkeit

Armut und Gesundheit sind eng verknüpft. In unserer Gesellschaft besonders: Ein strahlendes Aussehen wird mit Gesundheit, beruflichem und privatem Erfolg gleichgesetzt.

Influencer*innen und Blogger*innen befeuern diesen Trend. Unzählige Gesundheitsratgeber geben Tipps zur innerlichen und äußerlichen Optimierung. Wer hätte vor einigen Jahren gewusst, was Edamame Bohnen und Superfoods sind?

Es gibt keine Grenzen nach oben

Wer es sich leisten kann, frühstückt Räucherlachs oder startet mit einem grünen Avocado-Chia-Smoothie in den Tag.

Teure Proteinsnacks dämpfen die Knabberlust auf Schokoriegel und Co. In der Mittagspause hat die Buddha Bowl Einzug gehalten.

Viele Trends kommen und gehen. Was bleibt, ist, dass eine ausgewogene Ernährung wichtig ist. Darin sind sich die Ernährungswissenschaftler einig.

Um gesund zu sein, braucht unser Körper eine vollwertige und abwechslungsreiche Ernährung. So wie die mediterrane Kost.

Sie beeinhaltet hochwertige Fette wie Fisch und gutes Olivenöl. Nüsse und Beeren versorgen uns mit Vitaminen, Antioxidantien und Mineralien.

Schwarzbrot gibt Kraft für den Tag. Obst, Gemüse und Fleisch - am Besten in Bioqualität -spenden Energie.

Eine gesunde Ernährung ist teuer

Gesundes Essen hat seinen Preis. Finanziell besser gestellte Menschen können im Supermarkt wählen. Die anderen versuchen, mit dem, was finanziell möglich ist, den Magen notdürftig zu füllen.

Sie essen leere Kohlenhydrate

Gute Kohlenhydrate sind ebenso teuer wie wichtig für uns. Dazu zählen Vollkorn-Nudeln, Vollkorn-Brot, Nüsse und Linsen.

Sozial schwache Menschen greifen eher zu den einfachen Kohlehydraten. Toast bzw. Weißbrot, weisse Nudeln und weisser Reis sind preisgünstig. Sie erscheinen wie ein Schnäppchen. Discounter bieten sie in großen Packungen an. Sie haben aber fast keinen Nährwert.

Nehmen wir weissen Reis: Er wird direkt nach der Ernte geschält und gebleicht. All seine Faserstoffe werden entfernt - und damit die Nährstoffe.

Ungeschälter Vollreis hingegen wird ohne Einsatz von Chemie angebaut und gewonnen. Der Grund: Das Getreide muss „sauber“ sein, damit die äußere Schale verwendet werden kann. Das erhöht die Produktionskosten.

Vgl. auch Kinderarmut erkennen – subtile Anzeichen

Obst und Gemüse

Der englischsprachige Raum zählt im täglichen Vitaminbedarf schon lange „5 a day“. Immer häufiger werden sogar „7 a day“ empfohlen. Idealerweise sollten wir also täglich 7 Handvoll Obst und Gemüse verzehren.

Dieser Richtwert ist im stressigen Alltag mitunter schwer zu erreichen. Aber nach einem langen Winter machen frische Beeren, Pfirsiche und Aprikosen nicht nur fit, sondern glücklich.

Es fällt uns leicht, die Sommerfrüchte zu genießen. Für Menschen mit wenig Geld sind sie unerschwinglich teuer. Wer pro Tag nur ca. 5 Euro zum Essen hat, gibt keine 2,50 Euro für eine Schale Aprikosen aus.

 

Für viele arme Menschen ist eine gesunde Ernährung nicht Priorität

Sozial schwache bzw. arme Menschen fokussieren oft weniger auf eine gesunde Ernährung. Die wichtigsten Gründe sind:

Es ist unerschwinglich teuer

Der starke Zusammenhang zwischen Geld und Gesundheit zementiert eine weitere soziale Ungleichheit.

Sozial schwache Menschen müssen an allen Ecken und Enden sparen. Ständig rechnen und kalkulieren sie. Dennoch zittern sie, ob sie es finanziell zum Monatsende schaffen.

Obst und Gemüse erscheinen als Extras, die nicht lebensnotwendig sind. Wo gekürzt werden kann, wird zuerst gekürzt. Satt werden kommt vor Vitaminen.

Tiefgefrorenes Obst und Gemüse kostet weniger. Viele bedürftige Menschen haben aber keine Tiefkühltruhe 1).

Das Interesse für eine gesunde Ernährung fehlt

Bedürftige Menschen wissen oft wenig über gesundes Essen. Das hat vielfältige Gründe.

In ihrer Kindheit hatten die Eltern vielleicht nicht darauf geachtet oder achten können. Sie haben tief verinnerlicht, dass einfach sattwerden wichtig ist.

Sie kennen Spaß am Kochen trotz kleinem Budget nicht. Armut vererbt sich. Gleichzeit wissen sie, dass sie sich viele Zutaten einfach nicht leisten können. Das nimmt die Freude am Kochen lernen.

Sie haben genug andere Sorgen

Wer in Angst lebt, dass die nächste Stromrechnung nicht bezahlt werden kann, hat wenig Energie für die Ernährung. Finanzielle Sorgen können das ganze Leben überschatten. Es zieht Kraft und Lebenswillen.

Sie greifen nach den preisgünstigsten Produkten - oder denen, die ihre Kinder auswählen. So landen Chips, Fast Food und Süßigkeiten im Einkaufswagen.

 

Existenzsicherheit verändert Eltern

Finanzielle Mittel helfen gegen Familien- und Kinderarmut. Das ist durch viele Studien belegt. Vorausgesetzt, den Menschen wird nicht vorgeschrieben, was sie brauchen und kaufen dürfen – Geld hilft gegen Armut

 

So schwächt eine Mangelernährung die Gesundheit

Gesundheitliche Risiken

Der Blutzuckerspiegel ist ständig instabil

Weiße Nudeln, weißes Brot und Toast kosten wenig Geld. Den Körper kosten sie aber Kraft: Leere Kohlenhydrate enthalten hohe Mengen an Zucker. Das belastet die Bauchspeicheldrüse, weil sie Insulin produzieren muss.

Wenn der Körper sie verdaut, verwandet er sie in Glucose (Zucker), der in den Blutkreislauf aufgenommen wird. Nach ihrem Verzehr kommt es im Körper zu einem starken Anstieg an Blutzucker.

Dann folgt ein Zuckercrash. Der Körper will mehr und signalisiert Hunger. Der nächste Anstieg im Blutzucker folgt.

Auf diese Wese erfährt der Körper nie „Ruhe“ und das Gefühl wirklicher Sättigung. Ein Körper kann stark belastet und im Ungleichgewicht sein.

Übergewicht

Übergewicht führt zu vielen Folgeerkrankungen. Es löst Entzündungen im Körper aus und senkt die Immunität im Körper. Wer das Problem lange ignoriert, muss mit chronischen Folgen und Langzeitschäden rechnen. Fast alle Organe können betroffen sein 2).

Je übergewichtiger ein Mensch ist, desto negativer wirkt es sich auf die Gesundheit aus. Oft sind auch die Blutdruck-, Blutzucker-, Cholesterin- oder Nierenwerte stark erhöht.

Diabetes mellitus Typ 2

Die Zuckerkrankheit ist eine krankhafte Störung des Zuckerstoffwechsels. Der Blutzuckerspiegel der betroffenen Menschen ist dauerhaft erhöht. Das schädigt im Laufe der Zeit die Gefäße und verschiedenste Organe 3).

Lediglich 10% der Diabetiker sind vom Typ 1 Diabetes mellitus betroffen. Dieser wird meist im Kinder- oder Jugendalter festgestellt. Die Betroffenen sind sofort insulinpflichtig.

Mehr als 90% aller Diabetiker leiden an dem Diabetes Mellitus Typ 2. Er wird durch Fehl- und Überernährung verursacht. Fast 95% der Typ 2 Diabetiker sind übergewichtig.

Menschen mit Übergewicht haben ein fast dreimal so hohes Risiko an Diabetes zu erkranken wie normalgewichtige Menschen 4).

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Eine ungesunde Ernährung hat schwerwiegende Folgen. Laut der Global Burden of Disease Study waren 2016 von insgesamt 4,3 Millionen kardiovaskulären Tödesfällen 2,1 Millionen (49,2 Prozent) ernährungsbedingt. In Deutschland waren es knapp 165.000 Todesfälle.

Hauptrisikofaktoren waren zu zu viel Verzehr von Kochsalz und zu wenig Verzehr von Vollkornprodukten, Nüssen, Samen, Obst und Omega-3-Fettsäuren 5).

Energielosigkeit

Lebensmittel mit wenig Nährstoffen sind Energieräuber statt Energiespender.

Mangelernährte Menschen haben deshalb oft wenig Antrieb. Sie sind müde und können sich schlecht konzentrieren. Sie haben keine Lust, sich zu bewegen oder Sport zu treiben.

Dahinter steckt ein Mangel an Vitaminen und Mineralien. So wie ein Auto ohne Benzin nicht fahren kann, fehlt auch ihnen der Kraftstoff.

Stress

Es ist bekannt, dass Stress Krankheiten auslösen kann. Gleichzeitig wird Stress durch die Ernährung bedingt. Ein Teufelskreis.

Ein hohes Stresslevel löst oft ein starkes Verlangen nach Zucker und Kohlenhydraten aus. Kalorien-, zucker- und fetthaltige Mahlzeiten werden als Belohnung oder Aufmunterung eingesetzt.

Finanziell schwache Menschen erleben täglich Stress. Sie müssen jeden Cent dreimal umdrehen. Dennoch können sie ihren Lebensunterhalt kaum bestreiten. Wer gestresst ist und unter Schlaflosigkeit leidet, greift eher zu Chips als zum Apfel.

Ein Körper, der fehlernährt ist, ist unter noch mehr Spannung. Ausgleichende und stärkende Lebensmittel wie Antioxidantien (in Beeren) werden dem Körper nicht zugeführt: Er kann dem täglichen Sorgen und Grübeln wenig Abwehrkraft entgegensetzen.

Zudem leidet das soziale Leben bei bedürftigen Menschen oft. Sie können sich keinen Restaurant- oder Cafébesuch leisten.

Die Kinder dürfen oft nicht einmal Freunde mit heim bringen. Es gibt schlicht kein Geld für die Bewirtung.

Suchterkrankungen

Menschen mit vielen Sorgen können zur „Selbstmedikation“ neigen. Zucker- und fettreiches Essen ist nur eines der seelischen Pflaster.

Menschen, die an einer Depression leiden, haben eine um 30% erhöhte Wahrscheinlichkeit, eine Sucht zu entwickeln.

Viele suchen nach Entlastung in Alkohol und Tabak. Beide vermindern das Hungergefühl und vermitteln ein trügerisches Gefühl von Sicherheit.

Sie entziehen dem Körper in erster Linie Nährstoffe. Die Gesundheitsbilanz des Körpers rutscht immer weiter ins Minus.

Die Auswirkungen von Armut auf die Gesundheit von Kindern

Kinder können sich nicht alleine versorgen. Bevor sie auf die Welt kommen, sind sie der Ernährung ihrer Mutter ausgeliefert.

Auch nach der Geburt sind sie darauf angewiesen, was sie zuhause bekommen. In der Kindheit werden ihre Ernährungsgewohnheiten festgelegt.

Immer weniger Mahlzeiten werden selbst zubereitet. Stattdessen kommen Fertiggerichte und Softdrinks auf den Tisch.

Immer mehr Kinder leiden an Nährstoffdefiziten

Gerade arme Kinder sind von verstecktem Hunger betroffen: Sie sind satt, aber ihrem Körper fehlen wichtige Vitamine und Mineralstoffe.

Sie entwickeln sich nicht altersgemäß. Ihr Immunsystem ist schwach, ihre neurologische Entwicklung ist gehemmt.

Sie haben eine verminderte Knochendichte und Muskelmasse. Sie können an dauerhaften Stoffwechselveränderungen leiden.

Sie haben geringere Abwehrkräfte und sind von frühzeitigem Übergewicht gefährdet.

Sozial schwache Kinder haben insgesamt weniger Kraft. Sie sind oft schwächer als ihre besser gestellten Altersgenossen. Sie verlieren beim Sport und können sich schlechter durchsetzen.

Sie sind einmal mehr die Außenseiter und Verlierer.

 

Fazit: Geld und Gesundheit

Es heißt, dass es ab einem bestimmten Betrag egal ist, wie viel man verdient. Das Glückslevel bleibt gleich.

Geld macht also nicht unbedingt glücklich. Es hilft aber dabei, gesund zu bleiben. Wer an der Armutsgrenze lebt, hat weniger Kraft fürs Glück.

Deshalb versorgen wir sozial schwache Kinder mit gesunden Mahlzeiten. Im Frühstücksklub erhalten die Kids ein gesundes und leckeres Kinderfrühstück in den Räumen ihrer Schule. Im Mittagstisch essen sie gemeinsam eine warme Mahlzeit. Im Kochklub lernen die Kinder und Jugendlichen, wie sie mit einem kleinen Budget gesund und lecker kochen können.

Gesundheit ist wie ein Bankkonto, auf das man seit vor der Geburt einzahlt. Wer reichlich einzahlt, kann später im Leben abheben.

Ist das nicht das schönste Argument, unsere bundesweiten Sozial-Projekte gegen Kinderarmut zu unterstützen?


Quellen:
1) Verband für unabhängige Gesundheitsberatung e.V.: Gesund essen - eine Frage des Geldes?
2) stiftung-gesundheitswissen.de: Welche Folgen kann Adipositas haben?
3) NetDoktor: Diabetes mellitus
4) stada.de: Richtig essen und trinken bei Diabetes mellitus
5) Pharmazeutische Zeitung online: Jeder zweite Todesfall ist ernährungsbedingt
6) PTAheute.de: Mangel im Überfluss: Fehlernährung bei Kindern

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Ariane Faralis

Ariane ist studierte Soziologin & hat eine eigene private psychotherapeutische Praxis. Sie verstärkt unsere Online-Redaktion mit fundierten Fachtexten und wertvollem Content. Ariane’s Motto: ”Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit” (Erich Kästner)

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