Brauchen Kinder täglich warmes Essen?
Müssen Kinder jeden Tag warm essen, um gesund aufzuwachsen? Physiologisch nicht unbedingt, doch warme Mahlzeiten sorgen für eine abwechslungsreiche Ernährung, decken den Nährstoffbedarf, fördern das Gemeinschaftsgefühl und unterstützen einen gesünderen Lebensstil.
Muss man täglich warm essen?
Der Körper macht generell keinen Unterschied zwischen warmen und kalten Speisen. Gekochtes ist nicht automatisch gesünder als Rohkost. Wichtiger als die Temperatur einer Mahlzeit ist die Zusammensetzung und Qualität.
Ein Kinder-Mittagessen braucht neben Vitaminen und Ballaststoffen auch hochwertige Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette. » Kinderfrühstück – Warum Frühstück für Kinder wichtig ist
Doch Tag für Tag nur Brote und Rohkost zu essen, ist keine gute Idee. Denn häufig gestaltet sich dann die Ernährung zu einseitig. Zudem können Kinder auf zu viel oder häufige Rohkost mit Verdauungsbeschwerden reagieren (sowie auch viele Erwachsene es tun), denn erhitzte Nahrung ist bekömmlicher für den Magen. » Hidden Hunger – der versteckte Hunger nach Nährstoffen
Wie wichtig sind warme Mahlzeiten für Kinder?
Ziemlich wichtig, aber auf eine andere Weise, als viele denken. Ob gekocht, gebraten oder gebacken – warmes Essen sorgt für Abwechslung und Vielfalt auf dem Teller. Außerdem gibt es viele Lebensmittel, die wir nur zubereitet zu uns nehmen können. Zum Beispiel Fleisch, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Eier, Getreide usw. Darum liefert warmes Essen wichtige Nährstoffe für Kinder, die sie sonst nicht erhalten würden.
Selbstverständlich ist es kein Thema, gelegentlich die warme Mahlzeit ausfallen zu lassen. Ein Kind wird keine Schäden davon tragen, wenn es an einem Tag mal nichts Warmes essen kann.
Anders sieht es aus, wenn das Kind dauerhaft auf Gekochtes verzichten muss: dann können aufgrund der eingeschränkten Nährstoffzufuhr etwaige Entwicklungsprobleme auftreten.
Studien zeigen, dass eine warme Mahlzeit nicht nur körperliche, sondern auch psychische Vorteile bietet.
Sie fördert eine gesunde Entwicklung, sorgt für soziale Interaktionen und kann sogar das Risiko für Krankheiten senken.
Brauchen Kinder ein warmes Mittagessen oder Abendessen?
Laut Experten kommt es auf die eigenen Vorlieben und Gewohnheiten an, wann man besser warm isst. Es gibt also keine Empfehlung, die vorschreibt, ein Kind müsse immer zur Mittagszeit warm essen. Ein gekochtes Abendessen ist genauso gut.
Was passiert, wenn ein Kind nichts Warmes isst?
Grundsätzlich nichts, solange die Ernährung ausgewogen und gesund ist. Ausschlaggebend ist, dass ein Kind genügend Nährstoffe, Vitamine und Mineralien zu sich nimmt, um gesund zu wachsen.
Wenn ein Kind jedoch nur kalte Mahlzeiten erhält, diese einseitig sind oder nicht genug Energie liefern, kann es zu Mangelerscheinungen oder einer geringeren Leistungsfähigkeit in Schule und Alltag kommen.
Vgl. auch Leistungsdruck in der Grundschule sowie Leistungsdruck & Gesellschaft
So sieht die ideale Kinder-Ernährung aus
Beispiel für Kinder vom 7. bis 9. Lebensjahr (3)
täglich ca. 400 g Milch und Milchprodukte
ca. 200 g Obst und Gemüse
ca. 200 g Getreideprodukte
ca. 150 g Kartoffeln, Reis oder Nudeln
max. 50 g Fleisch und Wurst
ca. 900 Milliliter Flüssigkeit (Wasser, ungesüßter Tee)
Wie viele warme Mahlzeiten pro Tag sind für Kinder gesund?
Kinder sollten ihren Energiebedarf über den Tag verteilt decken. Darum werden in der Regel 2–3 warme Mahlzeiten empfohlen, dazwischen darf es Snacks in Form von Obst etc. geben. In den meisten Fällen wird das Frühstück kalt serviert, während das Mittagessen und das Abendessen warm sind.
Wie oben bereits gesagt:
Wichtiger als die Anzahl der warmen Mahlzeiten ist eine ausgewogene Ernährung, mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Proteinen. So wird sichergestellt, dass die Kinder alle nötigen Nährstoffe erhalten, die sie für ihr Wachstum und ihre Entwicklung benötigen.
Warme Mahlzeiten sind Kulturgut
Essen ist in vielen Kulturen weit mehr als einfach nur Nährstoffaufnahme. Das gilt auch für unseren westlichen Kulturkreis. Aus soziologischer Perspektive erfüllen Mahlzeiten zahlreiche Funktionen, die über die rein ernährungsphysiologische Ebene hinausgehen und wichtig für die psychische Gesundheit sowie Identität sind.
1. Soziale Integration
Das Mittagessen ist oft eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen Kinder in einem Gruppen- oder Familiensetting zusammenkommen. Ob in der Schule, im Kindergarten oder zu Hause: Das gemeinsame Essen gehört zum normativen Bild einer gut funktionierenden Gemeinschaft.
Durch Gespräche und das Teilen von Essen lernen Kinder, mit anderen zu kommunizieren, Konflikte auszutragen und Empathie zu entwickeln. » Soziale Kompetenzen von Kindern
2. Kulturelle Identität
Die Nahrungsmittel, die während des Mittagessens serviert werden, spiegeln oft die kulturellen Hintergründe von Familien und Gemeinschaften wider. Rezepturen, Essgewohnheiten und Tischrituale sind stark von kulturellen Traditionen geprägt. So wird unsere kulturelle Identität durch Essenspraktiken gestärkt. » Familienregeln im Alltag + Beispiele
3. Förderung von Solidarität
Gemeinsame Mahlzeiten hatten schon in frühester Menschheitsgeschichte eine soziale Funktion: Zusammenhalt und Gemeinschaft stärken. Heute ist das nicht viel anders. So bietet zum Beispiel ein Schul-Mittagessen die Gelegenheit für Kinder, über kulturelle und soziale Barrieren hinweg zu kommunizieren.
Gerade Essensgemeinschaften, in denen Kinder aus unterschiedlichen Kulturkreisen zusammen kommen, fördern Dialog und Akzeptanz.
4. Emotional-psychologische Förderung
Gemeinsame Mahlzeiten unterstützen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, besonders bei jungen Kindern ist das überaus wichtig. Ihnen wird damit signalisiert:
dass ihr Wohlbefinden wichtig ist
dass Erwachsene auf sie achten und aufpassen
dass sie geliebt und umsorgt werden
Armen Kindern helfen in Deutschland
Jedes 5. Kind in Deutschland erhält keine warme Mahlzeit am Tag. Und nach der Schule ist niemand zu Hause, der sie freudig erwartet, ihre Hausaufgaben betreut und ihnen regelmäßig ein warmes Mittagessen kocht. In vielen Familien, die in prekären Verhältnissen bzw. Armutslagen leben, gibt es überhaupt keine gemeinsamen Mahlzeiten.
Darum hat unsere Kinderhilfe im Jahr 2007 das Projekt “Mittagstisch” ins Leben gerufen, das es heute in
Bundesweit werden hier ca. 55.000 Schulkinder täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt.
Fazit: Brauchen Kinder täglich warmes Essen?
Warme Mahlzeiten für Kinder sind zwar physiologisch nicht zwingend notwendig, doch sie bieten zahlreiche Vorteile, die in ihren positiven Folgen nicht zu unterschätzen sind:
abwechslungsreiche Ernährung mit hoher Nährstoff-Vielfalt
Förderung des psychischen Wohlbefindens und sozialer Interaktion
Stärkung von Gemeinschaftsgefühl und Selbstvertrauen
Mehr erfährst du hier:
Quellen:
1) Bundeszentrum für Ernährung: Für Kinder wichtig: Regelmäßige Mahlzeiten
2) Dr. Christiane Petersen: Brauchen Kinder täglich warmes Essen? (Eat Smarter Expertin)
3) Bundesverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ): Kinder brauchen eine warme Mahlzeit (Pressemeldung vom 07.05.2007)