Sprachförderung bei Kindern – Bedeutung & Übungen im Alltag
Kinder benötigen ein Umfeld, das ihre angeborene Sprachfähigkeit natürlich fördert und unterstützt. Denn Sprache und Sprachverständnis sind essenziell für das soziale Miteinander, aber auch für die Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit.
Warum sprachliche Entwicklung unterstützen
Die Sprachfähigkeiten eines Kindes gehen weit über Wortschatz, Grammatik und Aussprache hinaus und umfassen ebenso die kommunikativen Fähigkeiten und das Verständnis.
Wenn es also im Allgemeinen darum geht, ein Kind sprachlich zu fördern, dann sind damit keine logopädischen Maßnahmen gemeint, sondern Möglichkeiten und Anreize, damit das Kind sein natürliches Bedürfnis nach individuellem Ausdruck und Mitsprache nachkommen kann.
Für die kindliche Sprachentwicklung sind aber nicht nur Sprechen und Hören wichtig, sondern auch andere Aspekte, wie Bewegung, Neugier und Kreativität.
Soziale Integration:
Gute Sprachkenntnisse sind wichtig für die soziale Interaktion. Sprachförderung hilft Kindern, Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen, Konflikte zu lösen und sich in sozialen Gruppen zurechtzufinden. Vgl. auch Soziale Kompetenz bei Kindern (Übungen)
Emotionale Entwicklung:
Sprache ist ein Schlüssel zur emotionalen Ausdrucksfähigkeit. Kinder, die ihre Gedanken und Gefühle besser verbal ausdrücken können, erleben weniger Frustration und sind besser in der Lage, soziale Bedürfnisse zu kommunizieren.
Kulturelle Teilhabe:
Sprachförderung unterstützt Kinder dabei, sich in ihrer Umwelt besser zurechtzufinden, kulturelle Inhalte zu verstehen und aktiv am sozialen Leben teilzunehmen.
Prinzipien beachten:
Kindliche Sprachförderung im Alltag (für Kita-Kinder)
Dein Kind erweitert seinen Wortschatz täglich ganz automatisch, indem es mit der Umwelt interagiert. Die beste Sprachförderung ist daher die, die in den Alltag eingebaut ist.
Wichtig ist, dass du langsam, einfach und ausdrucksstark mit deinem Kind sprichst. Wiederhole das Gesagte, so hilfst du dem Kind zu verstehen.
Lass dein Kind frei heraus sprechen oder plappern, es hat gerade Mitteilungsfreude.
Lobe dein Kind, wenn du Fortschritte in seiner Sprachentwicklung bemerkst.
Stell deinem Kind einfache Fragen. So ermunterst du es dazu, seine Meinung auszudrücken.
Ist dein Kind in der „Warum“-Fragephase angekommen, beantworte seine Fragen. Es sieht dich als Experten*in an, auf den*die es zurückgreifen kann, wenn es etwas erfahren möchte.
Höre deinem Kind aktiv zu. Lass es aussprechen. Versuche, die Welt mit Kinderaugen zu sehen und gehe auf seine Erzählungen etc. ein.
Nachteilig ist es, die Aussprache eines Kindes ständig zu korrigieren. Konzentriere dich lieber auf den Inhalt.
Manchmal kommt es in der Sprachentwicklung zu einer Phase, in welcher das Kind zeitweise stottert. Das passiert, wenn das Gehirn schneller ist als die Muskeln, die für die Aussprache benötigt werden. Wichtig ist, das Stottern weniger zu kommentieren.
Sprachförderung vs. Sprachentwicklung
– Eine grobe Übersicht
Jedes Kind eignet sich die Sprache in seinem eigenen Tempo an. Jedoch gibt es altersspezifische Aspekte, die Orientierung bieten sollen. Ein Baby bringt bereits Voraussetzungen für die Sprachentwicklung mit. Die Sprachzentren sind von Geburt an aktiv. Sie machen das Sprechen und die Sprachverarbeitung möglich.
Auch die Organe und relevanten Muskeln sind bei einem gesunden Baby vollständig ausgebildet. Dazu zählen unter anderem das Zwerchfell, die Lippen, die Zunge und das Gehör. Dein Kind bringt schon als Baby die große Bereitschaft mit, sich mitzuteilen und mit den Menschen zu kommunizieren, die es umgeben und für es sorgen.
Die ersten Wörter spricht ein Kind ca. mit einem bis anderthalb Jahren. Die Fähigkeiten der Sprache eignet sich das Kind von selbst an. Wie schnell dies aber passiert, ist immer individuell. Dein Kind verinnerlicht die Sprache und sogar den Dialekt, von dem es am meisten umgeben ist.
Ab dem 2. Lebensjahr fangen Kinder in der Regel an zu benennen, was sie sehen, fühlen und hören. Und aus der gehörten Sprache baut sich ein Kind selbstständig die Struktur und die dahintersteckende Logik. Mit ca. 2 Jahren befindet sich ein Kind im ersten Fragealter.
Bis 2,5 Jahren kommen immer mehr ungeformte Mehrwortsätze, wie z. B. „groß Hund“ hinzu. Auch Wortneuschöpfungen sind in diesem Alter nicht selten.
Mit 3 Jahren baut das Kind im zweiten Fragealter seine Fragen aus. Der Wortschatz kann auf einmal enorm anwachsen und auch das Sprachverständnis wird differenzierter: „groß“, „größer“.
Im Alter von 3,5 Jahren kann es dann zu altersbedingtem Stottern kommen. Das Lautsystem ist komplett, während auch Fortschritte in der Vorstellung der Zeit (gestern, heute, morgen) erkennbar sind.
Zwischen dem 4. – 6. Lebensjahr wird die Sprachentwicklung immer mehr abgeschlossen und erhält ihren „Feinschliff“.
3 Sprachspiele zum Üben
Spiel „Namensecho“
Alter: ab Kindergartenalter
Was du brauchst: Einen geräumigen Gruppenraum, in dem die Kinder im Kreis sitzen können.
Ziel: Die Silben der Namen klatschen und als „Echo“ wiederholen.
Ablauf: Ein Kind startet das Spiel, indem es seinen Namen laut und deutlich ausspricht. Dabei legt es besonderen Wert auf die einzelnen Silben (zum Beispiel: To-bi-as). Die anderen Kinder agieren wie ein Echo und klatschen die Silben mit ihren Händen, ohne dabei zu reden.
Das Spiel geht reihum, bis jedes Kind seinen Namen in Silben gesagt hat und die anderen diesen als Echo geklatscht haben.
Übung „Telefonspiel“
Alter: ab dem Kindergartenalter
Material: Ausrangierte, kaputte Telefone bzw. Spielzeugtelefone, die den Kindern zur Verfügung stehen.
Ziel: Im Dialog alltägliche Dinge beschreiben und kommunizieren.
Ablauf: Jedes Kind bekommt ein Telefon und sucht sich einen Partner, mit dem es telefonieren möchte. Die Kinder setzen sich paarweise zusammen und führen ein Telefongespräch zu einem vorgewählten Thema. Dabei ist es wichtig, dass jedes Kind mehrfach den Gesprächspartner wechselt.
Sprachspiel „Geschichten erzählen“ (Rollenspiel)
Alter: ab dem Vorschulalter
Was du brauchst: Stühle oder Matten für den Sitzkreis sowie Hand- oder Fingerpuppen und Stofftiere.
Ziel: Gemeinsam in Kleingruppen eine Geschichte mithilfe von Puppen gestalten.
Ablauf: Die Kinder setzen sich auf Matten oder in einen Stuhlkreis und werden in Gruppen von mindestens zwei Kindern aufgeteilt. Die Fachkraft kann entweder ein Thema vorgeben, wie zum Beispiel „Urlaub“, „Märchen“ oder „Ein Tag im Kindergarten“, oder die Kinder dürfen selbst entscheiden, worüber sie spielen möchten.
Anschließend entwickeln die Kinder in ihren Gruppen eine oder mehrere Rollenspiele zu dem gewählten oder vorgegebenen Thema. Dabei sind folgende Schritte wichtig:
Ideen austauschen und kreativ brainstormen.
Sich absprechen, wie sie die Hand- oder Fingerpuppen nutzen möchten.
Gemeinsam festlegen, welches Kind welche Rolle übernehmen wird.
Zum Abschluss führen die Kinder ihr Rollenspiel auf, indem sie die Erlebnisse nachspielen und Dialoge wiedergeben, die sie selbst festgelegt haben.
Quellen:
1) Portal: Kindergesundheit Info
2) Das Kita-Handbuch online
3) Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl)