Vorurteilsbewusste Erziehung – Tipps für eine bunte Zukunft
Das Konzept der „Vorurteilsbewussten Erziehung“ wurde an der Freien Universität in Berlin entwickelt. Es orientiert sich an dem Situationsansatz, der in vielen Konzeptionen pädagogischer Einrichtungen verankert ist. Kinder sind von Natur aus wert- und vorurteilsfrei. Es liegt in unserer Hand, dafür zu sorgen, dass dies so bleibt.
Vorurteilsbewusst leben
Jeder Erwachsene in unserer Gesellschaft trägt dazu bei, Kindern vorurteilsbewusste Bildung zu vermitteln, indem er diese lebt. Mit der vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung geht also soziale Verantwortung eines jeden Menschen einher.
Kinder benötigen Vorbilder, die sich für Gerechtigkeit engagieren und sich gegen Ungerechtigkeit zur Wehr setzen.
„Kinder sind unsere Zukunft!“, ist eine wahre und schöne Erkenntnis. Jedoch, wie sich ihre Zukunft gestaltet, bestimmen wir als Erwachsene durch vorurteilsbewusstes Rollenverhalten. Niemand von uns kann sich dieser Verantwortung entziehen.
Wenn wir eine gute Zukunft wollen, dürfen wir nicht mehr im Gestern denken.
Welche Ziele verfolgt die vorurteilsbewusste Erziehung?
Ich- und Bezugsgruppenidentität stärken
Vielfalt erleben und Empathie entwickeln
Einseitigkeit thematisieren und kritisieren
Diskriminierung aktiv widersprechen
Vorurteils-Bewusstheit
Wann und wo beginnt diskriminierendes Verhalten?
Diskriminierung beginnt dann, wenn mit einer Anmerkung auf ein bestimmtes Merkmal abgewertet, gemobbt oder ausgegrenzt wird. Kinder jedoch sehen und hören nicht nur viel, sie saugen das Gehörte und Gesehene auch auf und ahmen es nach, weil sie denken, dass es richtig ist. » Rassismus in der Schule
Wenn Papa den Nachbarn einen „Fettwanst“ nennt, dann wird das schon richtig sein. Der Junge in meiner Gruppe ist auch so rund wie unser Nachbar. Dann kann ich den auch so nennen.
Bereits ab dem 9. Lebensmonat kann ein Kind unterschiedliche Hautfarben wahrnehmen. Mit dem 3. Lebensjahr ist ein Kind sich bewusst darüber, dass sich Menschen nach Hautfarbe und der Farbe und Struktur der Haare unterscheiden. Es ist ebenfalls in der Lage, sowohl positive als auch negative Äußerungen darüber zu machen. » Rassismus unter Kindern – Erklärungen & Tipps
Je nachdem, welches Verhalten das Kind vorgelebt bekommt.
Ein Kind im Alter von 3 Jahren weiß ebenfalls, welche Vorlieben und Verhaltensweisen Erwachsene mit ihrem Geschlecht verbinden. Zwischen dem 5. und 8. Lebensjahr ist ein Kind in der Lage, Ablehnung gegenüber Menschen zu äußern, welche nicht die gleiche Sprache sprechen wie es selbst. » Sprachförderung bei Kindern
14 Beispiele für „Vorurteilsbewusste Erziehung“
Vermeide Stereotype
Spreche mit deinem Kind über Vielfalt. Dies lässt sich sehr gut in Form von „Persona Dolls“ umsetzen. („Persona Dolls“ = Puppen, die ein bestimmtes Merkmal der Vielfalt verkörpern, z. B. unterschiedliche Hautfarben, Familienstrukturen, im Rollstuhl etc.)
Achte darauf, ob im Kita- oder Schulalltag deines Kindes Mehrsprachigkeit und Sprachvielfalt berücksichtigt wird. Zeige dich als Vorbild und achte selbst unterschiedliche Familienstrukturen und gehe auf Familien zu. Reflektiere für dich folgende Punkte:
Gibt es Gruppen, die mir weniger sympathisch sind?
Warum ist das so?
Was verbinde ich damit?
Entsprechen meine Vorstellungen meinen bisher gemachten Erfahrungen?
Greife bei Diskriminierung aktiv ein.
Betrachte Kinderbücher zu der Thematik mit deinem Kind zusammen.
Stelle deinem Kind verschiedene Hautfarben beim Malen zur Verfügung.
Schau, ob es in der Einrichtung deines Kindes vielfältiges Verkleidungsmaterial im Rollenspielbereich gibt.
Werden dort Bücher, Lieder oder Spiele in unterschiedlichen Sprachen zur Verfügung gestellt?
Wie gut sind die Eltern dort vernetzt?
Wenn sich im Alltag Situationen ereignen, die unsicher machen oder sich befremdlich anfühlen, wie die Beleidigung eines Obdachlosen durch einen Passanten beispielsweise, thematisiere diese Erfahrung mit deinem Kind.
Vermittele deinem Kind je nach Alter das Wissen über Menschenrechte / Kinderrechte, Klimawandel, aber auch Gesetze zum Thema „Cybermobbing“ etc.
Rege dein Kind auch dazu an, in die Tiefe zu gehen. Dies kannst du mit folgenden Impulsen tun: „Stell dir vor, du wärst in dieser Situation:
- Wie würdest du dich fühlen?
- Was würde dir helfen?
- Was würdest du dir in diesem Fall wünschen?”Egal, ob beim Eis essen mit deinem Kind oder gemütlich beim Plätzchen backen … jeder Moment in einer gemütlichen Umgebung eignet sich hervorragend für Gespräche. Zeige Interesse an deinem Kind und den Themen, die es aktuell beschäftigen.
Befindet sich dein Kind bereits im Jugendalter oder hat gerade das Teenageralter erreicht, thematisiere mit ihm „Vorurteile im Netz“ bzw. den Umgang damit. Kläre es über Gefahren und Herausforderungen auf (Hate Speech = Hassreden, Cybermobbing etc.).
» Soziale Unwörter – Wie Worte stigmatisieren können
Beispiele, die zeigen, wie Diskriminierung entsteht
Fiona darf nicht mitspielen, weil sie ein Mädchen ist.
Steven will nicht, dass die anderen ihn „Schokobrötchen“ nennen. Die anderen ignorieren dies und nennen ihn weiterhin so.
Ömer und Deniz werden aus der Bauecke verbannt, weil sie unverständlich reden.
Über Annas Mama wurde gelacht, weil sie eine kurvige Figur hat.
Weil Emil im Rollstuhl sitzt, wird er nicht zu Geburtstagen eingeladen.
Quellen:
1) Herder.de
2) kindergartenpaedagogik.de
3) eltern-bildung.at