Von Blumen und Kindern – Ein Essay

Blumen reagieren genau wie Kinder auf ihre Umwelt. Sie blühen auf, wenn es ihnen gut geht. Sie verkümmern, wenn sie nicht haben, was sie zum Leben brauchen.

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Was haben Kinder und Blumen gemeinsam? Natürlich sind Blumen „nur“ Pflanzen. Aber sie reagieren genau wie Kinder auf ihre Umwelt und Lebensbedingungen. Tatsächlich gibt es mehr Parallelen, als man auf den ersten Blick denkt. Beide blühen auf, wenn ihre Grundbedürfnisse erfüllt sind. Sie verkümmern, wenn ihnen fehlt, was sie zum Leben brauchen.

 

Jedes Kind ist anders, so wie jede Blume

So unterschiedlich wie die Blumen sind auch die Kinder. Es gibt Blumen, die wenige Nährstoffe brauchen und dennoch prächtig blühen können.  Auch einige Kinder, die zu wenig von allem bekommen, was sie brauchen, über-leben. Andere Kinder wiederum leiden lebenslang an den Folgen einer lieblosen Kindheit.

Sie entwickeln psychische oder körperliche Krankheiten. Sie begegnen anderen Menschen mit antisozialem Verhalten. Sie sind aggressiv, depressiv oder entwickeln Abhängigkeiten. Wie sich eine lieblose Kindheit auswirkt, hängt sehr von der individuellen Persönlichkeit des Kindes ab.

 

Überleben auf unwirtlichstem Untergrund

Manche Blumen kommen mit wenigen Nährstoffen aus. Es gibt Blumen, die die auf kargem und sandigem Wüstenboden leben. Manche Blumen finden an einem schroffen Felsen genug Platz und Lebensenergie. Sie haben sich erfolgreich angepasst.

Genauso gibt es Kinder, die nicht viel von ihren Eltern einfordern. Sie haben gelernt, mit ihrer Lebenssituation so gut wie möglich umzugehen. Sie haben Wege gefunden, um mit schweren Bedingungen klarzukommen. Viele von ihnen mussten schlimmste Traumata erdulden. Sie gehen dennoch ihren Weg.

 

Manche sind sensibler als andere

Einige Blumen gehen sofort ein, wenn ihre Lebensbedingungen nicht stimmen. Beispielsweise gibt es die Redewendung „empfindlich wie eine Mimose sein“: Bei geringem Druck klappt die tropische Pflanze ihre Zweige und Blätter zusammen.

Das Sprichwort hat eher eine negative Bedeutung, im Sinne von „stell Dich nicht so an“. Aber viele Kinder sind zarte Pflänzchen. Sie sind sehr empfindlich und sensibel. Sie sind in besonderem Maße darauf angewiesen, dass ihre Eltern empathisch auf sie eingehen. Wenn sie dieses Verständnis nicht bekommen, ziehen sie sich zurück.

 

Lebewesen brauchen Licht und Wärme

Jede Blume braucht Licht. In der Dunkelheit kann sie nicht überleben. So sehr sie sich auch anstrengt, es zu schaffen: Sie verkümmert ohne Licht. Sie reckt ihr Blütenköpfchen der Sonne entgegen. Sie will dem Licht und der Wärme so nah wie möglich sein.

Auch wir Menschen brauchen Licht. Aber nicht nur das Sonnenlicht wärmt uns. Wir brauchen noch eine andere Art von Wärme: Bindung. Für Babys und Kleinkinder ist es nicht ausreichend, nur gefüttert zu werden.

Füttern sichert unser physisches Überleben. Durch die Befriedigung von Hunger wird aber keine Bindung erzeugt. Bindung entsteht durch Wärme, durch Zuwendung und Liebe. Wir brauchen von Anfang an die Berührung und Zuneigung von unseren Bezugspersonen. Vgl. auch Bindungsorientierte Erziehung - Was ist das? sowie Was ist Erziehung? – Bedeutung, Ziele & Aufgaben

Kinder, die zu wenig Aufmerksamkeit erhalten, entwickeln ein übersteigertes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit von ihren Bezugspersonen oder anderen Erwachsenen. Oder sie ziehen sich zurück.

 

Was bedeutet Wärme für Kinder?

Verständnis und Empathie

Wenn Kinder sich verstanden fühlen, fühlen sie sich sicher. Sie können aus dem sicheren Schutz ihres Nestes heraus die Welt erkunden. Sie haben das Gefühl, richtig zu sein, so wie sie sind. Kinder sind dankbar, wenn ihre Eltern ihnen zuhören. Wenn Mama und Papa interessiert an ihren Sorgen und Problemen teilhaben, können sie sich seelisch öffnen.

Selbstbewusstsein

Alle Lebewesen streben nach Leben und Überleben. Eine Blume entfaltet ihre Pracht, wenn sie Wärme, Licht und nährstoffreichen Boden hat. Ein Kind entwickelt sich zu einem glücklichen und erfolgreichen Erwachsenen, wenn es zuhause und im sozialen Umfeld Wärme und Liebe erfährt. Dazu gehört auch eine gute (Aus-) bildung.

Zukunft ist Leben

Immer wieder beschäftigen sich Pädagogen, Kinderpsychologen und Ärzte mit der Frage, was für Kinder wichtig ist. Klar ist: Kinder werden irgendwann erwachsen und ziehen aus. Wir können ihnen aber einiges in das Erwachsenenleben mitgeben.

Wir können ihnen einen inneren Schatz schenken, den sie ein Leben lang in sich tragen. Da ist die Nestwärme, Urvertrauen und Selbstbewusstsein. Da ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die Kinder mit einem starken und leistungsfähigen Körper versorgt. Da ist eine gute schulische Ausbildung, die ihnen so viele Wege wie möglich öffnet.

 

Ein gesundes Kind blüht auf und findet seinen oder ihren Weg. Johann Wolfgang von Goethe hat es wunderschön formuliert: „Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen. Wurzeln, solange sie klein sind und Flügel, wenn sie größer werden.

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Ariane Faralis

Ariane ist studierte Soziologin & hat eine eigene private psychotherapeutische Praxis. Sie verstärkt unsere Online-Redaktion mit fundierten Fachtexten und wertvollem Content. Ariane’s Motto: ”Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit” (Erich Kästner)

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