Ursachen von Armut – Wie entsteht Armut? Warum gibt es Armut?
Armut hat so viele Gesichter, wie es Länder & Kulturen gibt. Während Armut in Deutschland die Grundbedürfnisse betrifft, geht es bei Armut in Afrika und anderen Entwicklungsländern ums nackte Überleben. Doch was sind die Ursachen der Armut? Und warum lässt sich Armut so schwer bekämpfen?
Die Ursachen von Armut sind vielfältig
In Deutschland hat Armut andere Hintergründe als in Afrika. Lesen Sie hier einen Vergleich der Armutsursachen & ihrer Bedingungen.
Armut ist ein globales Problem
Armut gilt als schwerwiegendes Entwicklungsproblem. Sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene.
Wer arm ist, hat so gut wie keine Chancen, sein Potential zu entfalten, sich weiterzuentwickeln und ein glückliches Leben zu führen.
Die Folgen der Armut sind extrem – egal ob in Deutschland oder in der 3. Welt. So extrem, dass sie andere gravierende Probleme wie Kriege, Umweltzerstörungen und Ungleichheit verschlimmern.
Nachhaltiger Umweltschutz, Frieden und weniger Ungerechtigkeiten lassen sich aber nur erreichen, wenn zugleich Armut deutlich vermindert wird.
Vgl. auch Was ist Armut? (Philosophie) – Und warum ist sie ein Problem?
Armut in Entwicklungsländern vs. Armut in Industriestaaten
Noch sind Menschen in Armut in einem Industrieland wie Deutschland in der Minderheit. Die stetig wachsende Zahl an Betroffenen & Krisen (wie die Corona-Pandemie) zeigt jedoch, wie labil dieses konstruierte Verhältnis ist und wie schnell die Situation umschwingen kann.
In Entwicklungsländern wie Afrika, Indien oder Südamerika ist Armut ein Massen-Phänomen! In mehr als 40 Ländern der Erde leben 50 % der Bevölkerung in extremer Armut.
Nagender Hunger, gefährliche Mangelernährung, leidvolle Krankheiten und eine niedrige Lebenserwartung bilden hier die Rahmenbedingungen für den täglichen Kampf ums Überleben.
Was bedeutet Armut?
Der Armutsbegriff ist mit komplexen Bedeutungen aufgeladen. Am besten lässt sich Armut auf einen einfachen Nenner bringen, indem sie als Ausschlusskriterium verstanden wird.
Denn Armut bedeutet
einen eklatanten Mangel an lebenswichtigen Gütern
und medizinischer Versorgung,
kein Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe
und keine Möglichkeit, das Leben eigenverantwortlich zu gestalten.
Arten von Armut – Welche Formen von Armut gibt es?
Ganz grob wird zwischen vier Armutsformen unterschieden, die jede für sich einen anderen Schwerpunkt besitzt.
Absolute Armut
In dieser Armutsform ist es nicht möglich, grundlegende Bedürfnisse zu befriedigen: Wasser, Nahrung, Kleidung, Obdach – dem allen müssen Betroffene entbehren.
Absolute Armut findet sich auffallend häufig in Entwicklungsländern wie Afrika oder Indien.
Relative Armut
Diese Art der Armut zielt auf soziale Ungleichheiten ab. Das Einkommen ist zwar geringer als beim Durchschnitt, doch für die materielle Grundsicherung ist gesorgt.
Das ist aber auch schon alles. Wer in relativer Armut lebt, hat keinerlei Möglichkeit, am gesellschaftlichen und sozialen Leben teilzunehmen.
Gefühlte Armut
Bei der gefühlten Armut steht das subjektive Empfinden im Zentrum. Betroffene fühlen sich aufgrund ihrer schlechten Finanzlage grundsätzlich diskriminiert und stigmatisiert.
Banal ist gefühlte Armut nicht. Im Gegenteil, sie führt zu schweren Gesundheitsproblemen, insbesondere im psychischen Bereich.
Altersarmut
Im Alter sind sehr viele Menschen von Armut betroffen. Bereits seit Jahrzehnten können alte Menschen ihre Rentenzeit nicht in wohlverdienter Ruhe genießen, sondern kommen durch niedrige Renten kaum mehr über die Runden.
Altersarmut ist ein immer größer werdendes Problem in Deutschland.
Kinderarmut – Familien & Kinder sind die großen Verlierer
Großes Thema der letzten Jahre ist die Kinderarmut in Deutschland. Und das völlig zu Recht. Denn Kinderarmut ist eng mit Familienarmut, Bildungs-benachteiligung & sozialer Ungerechtigkeit verzahnt. Politiker*innen & Journalisten*innen betonen zwar immer wieder, dass die Arbeitslosenquote sinkt, doch dass Arbeit allein meist nicht gegen Armut hilft, wird gar nicht thematisiert.
Tatsächlich steigt sogar die Anzahl der Erwerbstätigen, die zusätzlich Hartz IV beziehen müssen, weil das Einkommen zum Leben nicht reicht. Dieser Umstand drängt Familien mit Kindern noch weiter ins Abseits: Betroffene sind gezwungen, für Niedriglöhne zu arbeiten.
Auf diese Weise wachsen viel zu viele Kinder in Deutschland & auf der ganzen Welt in Armut auf und haben keinerlei Aussicht auf eine bessere Zukunft. Familien mit Kindern – gerade die Schwächsten & Hilfsbedürftigsten – sind die großen Verlierer unserer modernen Zeit.
Vgl. auch Kinderarmut erkennen – subtile Anzeichen
Ursachen von Armut – ein Überblick
Armut ist deswegen so schwer zu bewältigen, weil sich Ursachen & Folgen von Armut wechselseitig bedingen und beeinflussen.
1) Materielle Benachteiligung
Arbeitslosigkeit und niedriges Einkommen gelten hierzulande als die häufigsten Auslöser für Armut. Insbesondere Alleinerziehende & Migranten sind gefährdet.
2) Emotionale & gesundheitliche Probleme
Armut schlägt sich auf Psyche & Seele nieder. Gerade im armen Teil der Bevölkerung sind psychische Krankheiten & Gesundheitsprobleme weit verbreitet.
3) Bildungsarmut
Hier beginnt oft der Teufelskreis der Armut: Wenig Bildung, gering bezahlte Jobs und schlechte Gesundheit hängen voneinander ab und beeinflussen sich wechselseitig.
Vgl. auch Bildungsexpansion – mehr Bildung ist nicht die Lösung
Vgl. auch Klassismus in Deutschland – der Kampf gegen Arme statt gegen Armut
Mehr erfahren: Kinderarmut: Bildung bietet keinen Schutz
Weitere Armutsfaktoren:
Geldmangel (durch Arbeitslosigkeit, geringes Einkommen etc.)
Verschuldung
Bildungs- und Ausbildungsmangel
Krankheiten
Unterernährung
Kindersterblichkeit & Lebenserwartung
Bevölkerungswachstum
Politische Vernachlässigung sozialer Faktoren
starre Hierarchien in der sozialen Ordnung
Geschlechter-Diskriminierung
schlechte Regierungsführung
Armutsrisiken:
Bildungsbenachteiligung & sozialer Status
Gute Bildung ist einer der wichtigsten Faktoren, um Armut zu vermeiden oder ihr zu entkommen. Leider wächst die Zahl der Menschen in Deutschland, die gar keinen Abschluss oder nur einen niedrigen Bildungsabschluss erlangen.
Jedes Jahr beenden in Deutschland rund 80.000 junge Menschen die Schule, ohne einen Abschluss in der Tasche zu haben.
Die Lage ist prekär: ohne Schulabschluss bleiben Betroffene an den Niedriglohn-Sektor gebunden, müssen schlecht bezahlte Jobs annehmen und sind trotzdem noch auf staatliche Hilfe angewiesen, um ein halbwegs menschenwürdiges Leben führen zu können.
Wie effektiv schützt Bildung vor Armut?
Allerdings ist der soziale Status eines Menschen nicht nur von seinem Bildungsstand abhängig, sondern in viel größerem Maße von seiner Herkunftsfamilie. Viele Experten warnen davor, Armut zu stark auf die Bildungsmöglichkeiten zurückzuführen. Denn weit mehr Einfluss hat der soziale & finanzielle Status des Elternhauses.
So belegen Untersuchungen, dass Menschen ohne Bildungsabschluss aus wohlhabenden Familien ein geringes Armutsrisiko besitzen, während Menschen mit Bildungsabschluss aus ärmlichen Verhältnissen oft ihr Leben lang stark von Armut gefährdet sind.
Vgl. dazu: Soziale Armut – über Soziale Ungleichheit & Ausgrenzung
Armut ist heterogen
Armut ist kein einheitliches bzw. gleichförmiges Phänomen, sondern zeigt sich in vielen Facetten und Dimensionen. Zum Beispiel können Menschen in verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche Formen von Armut erleben – etwa durch plötzliche Erwerbslosigkeit, Krankheit oder familiäre Veränderungen. Oder die Armut bezieht sich auf einen ganz bestimmten Bereich, der alle anderen Lebensbereiche in Mitleidenschaft zieht, wie es zum Beispiel bei Bildungsarmut der Fall ist.
Armut ist immer mehrdimensional. Sie manifestiert sich in verschiedenen Deprivationen, v.a. bei Bildung, Gesundheit und Lebensstandards.
Armut ist intersektional
Das Konzept der Intersektionalität besagt, dass Armut nicht isoliert betrachtet werden kann. Vielmehr steht sie stets in Wechselwirkung mit anderen sozialen Identitäten, wie Geschlecht, Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, sexueller Orientierung und sozialer Schicht.
D. h. verschiedene Diskriminierungsformen überlagern sich und kumulieren zu Grenzen und Barrieren, die bestimmte Gruppen (Frauen, Flüchtlinge, Transpersonen) überproportional in die Armut drängen.
Beispiel: Frauen- & Mädchenarmut
Die Auswirkungen von Armut variieren je nach Geschlecht, Ethnie oder Altersgruppe. Mädchen und Frauen sind überproportional oft von Armut betroffen, insbesondere in patriarchalisch geprägten Gesellschaften. Frauen- und Mädchenarmut umfasst konkret: eingeschränkten Zugang zu Bildung, wirtschaftliche Abhängigkeit durch niedrigere Einkommen und prekäre Jobs, gesundheitliche Risiken durch unzureichende Gesundheitsversorgung sowie soziale Diskriminierung und Gewalt. Ist eine Frau auch noch von Rassismus betroffen, dann verschärfen sich alle diese himmelschreienden Benachteiligungen noch einmal – und weitere Probleme treten hinzu.
» Rassismus unter Kindern – Erklärungen & Tipps
Armutsursachen verstehen
Eine intersektionale bzw. fachübergreifende Perspektive macht deutlich, dass Armut und Ausgrenzung nicht nur einen Themenbereich betreffen und nicht durch eine bereichsspezifische Maßnahme gelöst werden kann. Vielmehr sind die verschiedenen Ausprägungen von Armut je nach Kontext und Sozialstatus unterschiedlich und vielfältig.
Fazit: Ursachen von Armut
Die aufgezählten Ursachen von Armut besitzen oft eine Dynamik, die sich schwer durchbrechen lässt. Auf diese Weise entstehen ganze Familienstrukturen, in denen Armut von einer Generation an die nächste weitergegeben wird.
Doch was lässt sich gegen Armut im Allgemeinen unternehmen? Was können wir als Einzelne tun, um Armut zu bekämpfen?
Die Kinderhilfe der Deutschen Lebensbrücke setzt sich seit über 30 Jahren für bedürftige Kinder & gegen Kinderarmut ein, da hier eine der wichtigsten Wurzeln des Armutsproblems liegt.
Wenn Kinder aus armen Verhältnissen bereits von klein auf Möglichkeiten erhalten, sich durch Bildung, ausgewogene Ernährung, Prävention und soziale Teilhabe gesund zu entwickeln, haben sie gute Chancen, der Armutsspirale für immer zu entkommen und auch ihre Kinder & Kindeskinder vor Armut zu schützen.
Im Kampf gegen Armut zählt jede Hilfe!
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Quellen:
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1) Jens Hirseland: Armut - Ursachen, Folgen und mögliche Gegenmaßnahmen
2) Omnia Verlag: Welt im Wandel – Alle für eine Welt, eine Welt für alle
3) Deutsche Lebensbrücke: Kinderarmut
4) Bertelsmann Stiftung
5) World Health Organization (WHO)
6) Caritas: Ursachen der Armut7) Aktion Deutschland hilft: Der Teufelskreis der Armut
8) Diakonie Deutschland: Infoportal Armut