Trennung Kindern erklären – Tipps zur liebevollen Begleitung

Ein Kind darüber zu informieren, dass man sich vom Partner und damit auch einer wichtigen Bezugsperson des Kindes trennt, ist eine große Herausforderung. Wichtig ist nicht nur, das Selbstwertgefühl des Kindes aufrechtzuerhalten, sondern auch das Alter und den Entwicklungsstand des Kindes zu berücksichtigen. Denn ein 3-jähriges Kind verfügt noch nicht über die Verarbeitungsmuster, die sich ein 8-jähriges Kind bereits angeeignet hat. 

Trennung Kindern erklären

Wie Kindern die Trennung beibringen?

Diese 3 Punkte sollten Eltern beachten

Ihr habt euch für eine Trennung entschieden. Doch, wie sagt ihr es bloß eurem Kind ohne, dass es sich schuldig, verletzt und allein fühlt? Ohne dass es das Gefühl hat, sich für einen Elternteil entscheiden zu müssen? 


1) Magisches Denken berücksichtigen

Bei jüngeren Kindern ist das sogenannte „Magische Denken“ noch sehr stark ausgeprägt. Hat dein Kind Schuldgefühle, würden diese sich durch das „Magische Denken“ noch verstärken.

Genauso, wie Kinder in dem Alter davon überzeugt sind, dass es den Weihnachtsmann gibt, sind sie auch davon überzeugt, dass sich Eltern trennen, weil sie vor ein paar Tagen die Wand angemalt haben. 


2) Liebevoll auf das Kind eingehen

Ein Kind gar nicht auf eine Trennung vorzubereiten, kann irrationale Ängste verstärken. Auch, wenn ein Kind noch nicht sprechen kann, ist es von großer Bedeutung, Augenkontakt herzustellen und liebevoll mitzuteilen, dass die Trennung bevorsteht.

Wenn dein Kind darauf mit Trauer reagiert, zeige Verständnis. Deinem Kind sollte jedoch direkt mitgeteilt werden, dass beide Elternteile weiterhin da sind und es lieb haben. Liebevoller und intensiver Augenkontakt ist hierbei sehr wichtig, da es für ein Kind das primäre Kommunikationsmittel ist. 


3) Achtet auf eure Worte

Im Voraus solltet ihr euch als Eltern darauf vorbereiten, dass euer Kind die Trennung nicht akzeptieren wird. Es gibt auch Sätze, die sehr ungünstig gewählt sein können und völlig die Absicht des Gesprächs verfehlen. Unter anderem sind dies Sätze, wie:

  • „Du musst uns verstehen. Wir kommen nicht mehr miteinander zurecht und so ist es das Beste.“ 

  • „Ich habe jemanden getroffen, den/die ich mehr liebe als Mama/Papa.“

Ihr solltet euch daher gemeinsam auf das Gespräch vorbereiten und auch danach beide für euer Kind ansprechbar bleiben, falls es Fragen hat. Ziel des Gesprächs ist es, eurem Kind Orientierung und Klarheit zu geben, ohne sich verloren und nicht geliebt, bzw. schuldig zu fühlen. Teilt eurem Kind gerne auch mit, dass es das Recht hat, traurig und wütend über die Trennung zu sein. 

Bei älteren Kindern könnt ihr bereits einen Ausblick darüber geben, wie sich der Alltag in Zukunft gestalten wird. Geht auch hier vor dem Gespräch mit eurem Kind unbedingt gemeinsam in die Planung.


 

Kindern die Trennung erleichtern

So können Kinder eine Trennung besser verarbeiten

Aus 2 großflächigen amerikanischen Studien gingen folgende „Schutzfaktoren“ hervor:

  1. Es ist wichtig, dass ihr nach einer Trennung für euer Kind eine verlässliche Bezugsperson bleibt. Es ist bedeutend für dein Kind, dass es jederzeit mit eurer Fürsorge und eurem Schutz rechnen kann. 

  2. Für den Fall, dass ihr euch aufgrund der Trennung selbst emotional erschöpft fühlt, dürft ihr in eurem sozialen Umfeld Unterstützung oder auch therapeutische Hilfe suchen. 

  3. Für alle ist es wichtig, schnell eine stabile Alltagsstruktur aufzubauen, damit ihr auch in der Umbruchphase eurem Kind Orientierung bieten könnt. » gesunder Tagesablauf

  4. Ein respektvoller Umgang miteinander ist äußerst wichtig – insbesondere vor eurem Kind. Eine übertriebene, harmonische Stimmung würde euer Kind jedoch nicht nur merken, sondern es würde sich auch fragen, warum ihr euch überhaupt getrennt habt. 

  5. Vermeidet auch Handlungen aus eigenen Schuldgefühlen heraus, wie z. B. im Übermaß materiell verwöhnen etc. » Wohlstandsverwahrlosung

  6. Schaut mit und für euer Kind in die Zukunft. Immer in die Vergangenheit zu blicken und auf die gemeinsame Zeit mit dem/der „Ex“ fokussiert zu bleiben, kann die Beziehungsfähigkeit eures Kindes negativ beeinflussen. 

  7. Geht offen, respektvoll und kooperativ miteinander um. 

 

Die 4 W`s für eine gelungene Kommunikation

Kindern die Trennung der Eltern erklären


Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Viele Eltern fragen sich, wann sie den Kindern von ihrer Trennung erzählen sollen? Der richtige Zeitpunkt, euer Kind darüber zu informieren, ist gekommen, wenn ihr eine endgültige und gut durchdachte Entscheidung getroffen habt. Dass es so ist, erkennt ihr daran, dass ihr parallel dazu sehr schnell Veränderungen, die den Alltag in der Zukunft betreffen, besprecht. » Resilienzstärkung im Alltag für Familien

Dies ist die Grundlage für ein gemeinsames Gespräch mit eurem Kind. Führt bitte auf keinen Fall ein überstürztes Gespräch mit ihm. Das würde im Kind nur Ängste und Unsicherheit freisetzen. 

 

Wie könnt ihr es eurem Kind sagen?

  1. Besprecht euch vorher genau. Was werdet ihr ihm sagen und wie? Eure Aussagen sollten stimmig sein. Dafür ist es hilfreich, wenn ihr euch auch auf mögliche schwierige Fragen vorbereitet. Welche könnte euer Kind stellen und wie würdet ihr darauf reagieren?

  2. Gebt eurem Kind genügend Zeit und Raum, um die Informationen zu verarbeiten und zu begreifen. Seid liebevoll und geduldig, auch wenn es eventuell dazu kommt, dass ihr alles mehrmals erklären müsst. 

 

Wie solltet ihr euch vor den Kindern verhalten?

Vermeidet Streit und Beschuldigungen vor eurem Kind. Solltet ihr euch bei einem Aspekt nicht einig sein, könnte euch folgende Aussage an euer Kind weiterhelfen: „Wir sind uns noch nicht einig und denken gern darüber nach. Wir finden bestimmt eine Lösung und teilen sie dir dann sofort mit.“ 

Schafft für das Gespräch eine ruhige und gemütliche Atmosphäre. Jeder von euch darf hier (auch, wenn es schwer fällt) darauf achten, wertschätzend über den anderen zu sprechen. 

 

Was sollt ihr in dem Gespräch über die Trennung vermitteln?

  1. Das Gespräch sollte konkrete Informationen und Auswirkungen auf den Alltag und euer Kind betreffen. Hier ist es besonders wichtig, das Alter und den Entwicklungsstand eures Kindes zu berücksichtigen. Sind eure Kinder jünger, benötigen sie kürzere Infos.

  2. Zählt gerne auch parallel dazu Dinge auf, die sich nicht verändern werden. » Familienregeln

  3. Achtet gerne darauf, keine falschen Versprechungen zu machen. 

  4. Macht eurem Kind immer wieder klar, dass es keine Schuld daran trägt, dass ihr euch getrennt habt. Kinder glauben häufig, die Trennung beeinflussen zu können, nach dem Motto: „Wenn ich jetzt ganz lieb bin, dann bleiben meine Eltern zusammen.“ 

  5. Betont, dass ihr auch nach dem Gespräch immer ein offenes Ohr für Fragen und Anliegen eures Kindes habt. Oft müssen Kinder erst in die Verarbeitung gehen und Fragen kommen somit erst später auf. 


Quellen:

1) Claus Koch: Trennung der Eltern – Schutzfaktoren, Seite 3: Verständnisvolle Scheidungskinder gibt es nicht
2) Katharina Hadel: Trennung: Wie sagen wir’s unseren Kindern? Elternbriefe
3) Katrin Lewandowski: 8 Tipps um den Kindern Ihre Trennung zu erklären

Svenja Gleffe – Redaktion Deutsche Lebensbrücke

Svenja schreibt als ausgebildete Pädagogin über kindliche Entwicklung und unterstützt unsere Redaktion mit fundierten Fachtexten. Ihr Motto: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen!“ (Aristoteles)

Co-Autorin: Tamara Niebler, freie Journalistin und seit mehreren Jahren Teil des Redaktionsteams der Deutschen Lebensbrücke.

Weiter
Weiter

Alkohol bei Jugendlichen – ein No-Go?!