Kinderarmut im Unterricht – Schüler reden über Kinderarmut
Kinderarmut ist ein Thema, das im Unterricht immer mehr an Bedeutung gewinnt. Das ist ein wichtiger Schritt, denn nur wenn wir offen darüber sprechen, können wir gemeinsam Lösungen finden.
Aufklärung über Kinderarmut an Schulen
Moderne Lehrpläne setzen heute stark darauf, dass Kinder und Jugendliche soziale Verantwortung übernehmen, interkulturell lernen, Demokratie verstehen und gesellschaftliche Probleme kritisch hinterfragen können. Da ist das Thema Kinderarmut in Deutschland ein ganz aktuelles und wichtiges Beispiel.
Außerdem bieten Fächer wie Sozialkunde, Ethik, Religion oder Deutsch viele Anknüpfungspunkte, um über Gerechtigkeit sowie Armut und Reichtum zu diskutieren.
Warum Kinderarmut an deutschen Schulen relevant ist
Familien- und Kinderarmut sind in Deutschland schon seit vielen Jahrzehnten ein ernstes Thema. Mit unseren 35 Jahren Erfahrung in der Kinderhilfe können wir das ganz klar sagen. Aber erst seit der Covid-Pandemie rückt das Problem von Ungleichheit und Armut wieder stärker in den Fokus.
Vgl. Psychische Gesundheit von Kindern nach der Pandemie
Die Pandemie hat vieles beschleunigt: Kinderarmut ist viel sichtbarer geworden. Besonders an Schulen merkt man das – und zwar bundesweit. Zum Beispiel hat das Deutsche Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung 2023 eine Umfrage unter Lehrkräften veröffentlicht, die genau zeigt, wie stark Armut an den Schulen spürbar ist.
Lehrkräfte nehmen Kinderarmut sehr wohl wahr. Der erste Schritt, um etwas dagegen zu tun: alle Schülerinnen und Schüler sowie das Kollegium darüber aufzuklären und zu sensibilisieren.
Beispiel:
Kinderarmut Collage
Die Schülerinnen eines Hamburger Gymnasiums haben diese informative Collage erstellt, nachdem sie unsere Vorsitzende Petra Windisch de Lates zu einem Interview getroffen hatten.
FAQ Kinderarmut
Was ist Kinderarmut?
Ein Kind ist “armutsgefährdet”, wenn es in einer Familie lebt, die weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung hat. D. h., das Kind hat oft kein eigenes Zimmer, keine wetterfeste Kleidung und keine regelmäßigen gesunden Mahlzeiten.
Es kann nicht an Klassenfahrten teilnehmen und hat keine Möglichkeit, Hobbys wie Musik, Sport oder Malen auszuüben. Häufig fehlt auch der Zugang zu Wi-Fi oder einem Laptop, um richtig lernen zu können.
Das führt oft dazu, dass betroffene Kinder unter Mangelernährung leiden (vgl. versteckter Hunger) und durch die schwierige Familiensituation viel Stress ausgesetzt sind, der sich wiederum schädlich auf ihre Allgemeingesundheit auswirkt.
Warum sind Kinder arm?
Warum gibt es Kinderarmut?
Kinderarmut bedeutet immer auch Familienarmut. Sie hängt eng mit der sozialen Situation der Eltern zusammen. Besonders betroffen sind dabei Kinder von Alleinerziehenden, Kinder aus Familien mit mehreren Geschwistern, Kinder, deren Eltern keine Arbeit haben, Kinder mit Migrationshintergrund und solche aus Haushalten mit niedrigem Bildungsniveau.
Was sind benachteiligte Kinder?
Kinder können aus ganz unterschiedlichen Gründen benachteiligt sein – sei es sozial, kulturell, sprachlich, gesundheitlich oder beim Zugang zu Bildung. Häufig hängen diese Benachteiligungen miteinander zusammen. Und leider hat das oft Folgen fürs ganze Leben: Weniger Chancen in der Schule, schlechtere Gesundheit und später ein höheres Risiko, arbeitslos oder arm zu werden.
Wie leben arme Kinder?
Wie arm sind arme Kinder?
Viele Kinder wachsen in Familien auf, die mit sehr wenig Geld auskommen müssen – oft liegt das Einkommen sogar 60 % unter dem Durchschnitt. Das heißt, diese Kinder müssen auf vieles verzichten: passende Kleidung für jede Jahreszeit, genug gesundes Essen, Freizeitangebote, und manchmal fehlt auch ein geregeltes Familienleben.
Wie wirkt sich Kinderarmut auf Kinder aus?
Wenn Kinder benachteiligt aufwachsen, hat das oft Auswirkungen fürs ganze Leben: Sie bekommen weniger gute Bildungschancen, ihre Gesundheit leidet, und später im Erwachsenenalter steigt das Risiko, erwerbslos zu werden oder in Armut zu geraten. Vgl. Was Armut mit Kindern macht
Warum haben arme Familien so viele Kinder?
Warum sind Familien mit vielen Kindern eigentlich häufiger von Armut betroffen? Ganz einfach: Mehr Kinder bedeuten auch mehr Kosten. Und leider reichen die Familienleistungen in Deutschland oft nicht aus, um wirklich alle Bedürfnisse der Kinder abzudecken – dazu gehören auch Kita und Nachmittagsbetreuung. Selbst ein mittleres Einkommen kann schnell knapp werden, wenn zum Beispiel nur ein Elternteil arbeiten kann.
Welche Kinder sind benachteiligt?
Benachteiligung betrifft nicht nur das Geld. Besonders Kinder aus Alleinerziehenden-Haushalten, Familien mit niedrigem Bildungs- oder Arbeitsniveau, mit Migrationshintergrund oder aus kinderreichen Familien sind am stärksten von sozialer, finanzieller, gesundheitlicher und Bildungsbenachteiligung betroffen.
Wo gibt es Kinderarmut?
Kinderarmut gibt es überall auf der Welt – in fast allen Ländern. Besonders schlimm ist es dort, wo fast alle Menschen arm sind, denn da leiden die Kinder am meisten. Am stärksten betroffen ist Afrika. » Vgl. Kinderarmut in Afrika
Aber auch bei uns gibt es Kinderarmut, die nennt man relative Armut. Das bedeutet, dass ein Kind nicht so am sozialen Leben teilnehmen kann, wie es hier bei uns üblich ist.
In Deutschland ist jedes 5. Kind von Armut bedroht – das sind etwa 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. In manchen Regionen, zum Beispiel im Ruhrgebiet, in Berlin oder in einigen ostdeutschen Städten, ist der Anteil sogar noch höher – zwischen 25 und 35 %.
Warum Armut bekämpfen?
Man sagt ja: Eine Gesellschaft ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Das bedeutet, wenn es Menschen gibt, die benachteiligt sind, schwächt das die ganze Gemeinschaft.
Besonders Kinderarmut ist ein großes Problem, denn sie nimmt Kindern ganz grundlegende Rechte – wie das Recht auf Bildung, Gesundheit, Teilhabe und eine unbeschwerte Kindheit.
Und leider ist Armut oft vererbbar: Wer in Armut aufwächst, hat später als Erwachsener ein viel höheres Risiko, selbst arm zu bleiben – und diese Situation an die eigenen Kinder weiterzugeben. Deshalb ist Kinderarmut kein individuelles Problem, sondern ein strukturelles, das sich über viele Generationen hinweg zieht.
Was kann man gegen Kinderarmut tun?
Kinderarmut lässt sich nur auf verschiedenen Wegen bekämpfen. Zum einen politisch: Familien brauchen ausreichende Leistungen, damit sie ihren Kindern alles bieten können, was für eine gute Kindheit wichtig ist. Denn Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft.
Außerdem muss es für alle Kinder eine gute Bildung und Betreuung geben. Solange das nicht überall so ist, kann jede und jeder von uns im eigenen Umfeld etwas tun – zum Beispiel durch ehrenamtliches Engagement oder mit einer Spende für unsere Projekte.
Gemeinsam können wir so bedürftige Kinder und Familien direkt und praktisch unterstützen.

