Autonomiephase verstehen – Was die Trotzphase für Kinder bedeutet

Die Autonomiephase (umgangssprachlich Trotzphase), beginnt zwischen 1,5 und 2 Jahren und endet mit dem 6. Lebensjahr. In dieser Zeit bezieht sich das Kind fast nur auf sich, das Bedürfnis nach Freiheit und Selbstbestimmung steht im Vordergrund. Die Intensität dieser Phase kann jeden Tag unterschiedlich sein.

Autonomiephase – Was die Trotzphase für Kinder bedeutet

Die „Trotzphase“ eines Kindes ist etwas Positives in seiner Entwicklung, denn es fördert die Selbstständigkeit.

 

Die Autonomiephase ist ein wunderbarer Entwicklungsschritt

Vielleicht kennst du es … das Kind schmeißt sich im Supermarkt auf den Boden und schreit. Eine Beruhigung ist nicht möglich? Wunderbar! Das Kind ist in seiner Autonomiephase.

Es entdeckt seinen eigenen Willen, jedoch kann es seine Gefühle nicht kontrollieren, wenn sein Wunsch nicht erfüllt wird oder etwas nicht so läuft, wie es das Kind möchte.

Auch, wenn oft der Verdacht im Raum steht, dass Kinder die Erwachsenen nur ärgern wollen … Nein, dem ist nicht so. In einem solchen Moment haben Kinder einfach keine Selbstkontrolle.

Vgl. auch Entwicklungsstufen – 6 Entwicklungsphasen (Piaget, Freud & Co.)

Vgl. Die 5 Entwicklungsbereiche von Kindern – Ein Überblick

 

Welche Bedeutung hat die Autonomiephase für ein Kind?

Die Trotzphase ist ein essenzieller Schritt in der emotionalen Entwicklung von Kindern. Sie entwickeln einen individuellen Willen und überwinden Herausforderungen.

Tränen und Wutausbrüche sind hier ein Zeichen für Frust und Verzweiflung. Doch auch diese Gefühle sind wichtig, damit Kinder lernen, mit solchen Emotionen umzugehen.

 

Der „Trotzphase“ trotzen – Gemeinsam wachsen

Was ist denn nun richtig? Das Kind während seines Wutanfalls schreien lassen? Es erst gar nicht mehr irgendwohin mitnehmen? Was sollten denn schließlich die anderen Leute von dir denken.

Vgl. auch Wutanfälle bei Kleinkindern

Genau hier liegt der erste Faktor, der die Autonomiephase des Kindes negativ beeinflussen kann: Deine Sicht der Dinge. Hier steht genauso, wie in jedem anderen Bereich, wenn es um das Lernen und die Entwicklung eines Kindes geht, die Bezugsperson an erster Stelle. Mit dir fängt alles an.

Vgl. auch handlungsorientiertes Lernen

Sei ein Vorbild und zeige dem Kind zu jeder Zeit, dass es in Ordnung ist, so wie es ist. Indem du dich etwa mit dem Gedanken beschäftigst, was die anderen Leute wohl sagen würden, fokussierst du dich auf dich. Du möchtest nicht, dass die anderen Leute schlechtes mit dir in Verbindung bringen.

In diesem Moment entfernst du dich immer weiter von dem Kind. Und das Kind wird es merken und sich alleingelassen fühlen.

Nimm die Autonomiephase positiv wahr und bedenke immer, dass sich nichts von der Wut, die das Kind gerade spürt, an dich persönlich richtet.

Erinnere dich daran, dass das Kind verzweifelt ist, weil es einen Willen hat, aber die Gefühle dazu nicht kontrollieren kann. Und du kannst ihm durch diese herausfordernde und wichtige Zeit helfen. Denn lieber gemeinsam wachsen, als mit Trotz auf die „Trotzphase“ zu reagieren.

 

Tipps für die Autonomiephase

liebevoll begleiten & geduldig reagieren


Balance im Terminkalender

Jeden Tag viele Termine wahrzunehmen, kann für uns Erwachsene allein schon sehr stressig sein. Doch wie ist dies dann wohl für ein Kind?

Achte darauf, Termine ausgeglichen in die Woche einzuplanen und nicht bis obenhin zu füllen. Denn dies, kann die Autonomiephase negativ beeinflussen.


Reduzierung der Mediennutzung

Ebenso negativ beeinflussbar kann eine extreme Mediennutzung sein.

Ist diese zu hoch, sollte sie schnell bis auf ein Minimum reduziert werden
(max. 30 Minuten am Tag; je nach Alter).


Innere Ruhe und Geduld trainieren

Trainiere diese zwei Aspekte, denn sie sind sehr wertvoll. Merkt das Kind deine innere Ruhe, kann es sich auch schneller beruhigen.


Vermeidung von Stress – und Verzweiflungssätzen

Vermeide Sätze, wie „Nun hör schon auf!“ oder „Es gibt keinen Grund dafür, dass du so wütend wirst. Da gibt es Schlimmeres!“ Doch, den Grund gibt es. Man muss ihn nur verstehen.

Solche Sätze überfordern das Kind nicht nur zusätzlich, sondern führen auch dazu, dass es sich allein mit seinem Gefühlsausbruch fühlt. Es hat den Eindruck, nicht verstanden und so geliebt zu werden, wie es ist.

Auch Bestrafungen, bringen nichts.


Quellen beseitigen

Biete dem Kind bei einem Wutanfall Körpernähe an und stelle, wenn möglich, die Dinge außer Sichtweite, welche die Wut begünstigen.


Wahlmöglichkeiten

Gib dem Kind zwei Wahlmöglichkeiten. Somit erfüllt sich sein Wunsch und das Bedürfnis nach Selbstbestimmung wird befriedigt. Und starke Wutanfälle werden vermieden.


Spiegelung der Gefühle

Wichtig ist es, dass du dem Kind seine Gefühle verständnisvoll spiegelst, wie mit dem Satz „Ich weiß, du bist wütend!“. So fühlt es sich verstanden.


Die Altersspanne 4. – 6. Lebensjahr

Verständnis auf der einen Seite signalisieren, Grenzen auf der anderen Seite setzen. Denn Kinder in dieser Altersspanne, benötigen nicht nur Verständnis für ihre Situation, sondern auch Grenzen. Vgl. Grenzen setzen bei Kindern

Achte darauf, nicht lange mit dem Kind zu diskutieren, wenn es seinen Willen durchsetzen möchte. Achte darauf, kurze und liebevolle Sätze zu verwenden, begib dich auf Augenhöhe mit dem Kind und biete Körpernähe an.

Mache auf eine liebevolle Art deine Grenze deutlich.
Benenne sie. Sollte es zu einem Wutanfall kommen, reflektiere gemeinsam mit dem Kind den Wutanfall, NACH dem Wutanfall.

Benenne dabei auch deine Gefühle, die ein Wutanfall des Kindes bei dir auslöst. Schilder deine Gefühle sachlich, aber nicht vorwurfsvoll.


Eigene Haltung bewusst wahrnehmen

Reflektiere für dich selbst: Wie bist du aufgewachsen? Wie wurde dir vermittelt, mit Wut umzugehen? Wurden negative Gefühle benannt oder war das Thema tabu? Durftest du als Kind offen deine Gefühle zeigen?

Beantworte dir diese Fragen und ziehe daraus deine Konsequenzen für dein weiteres Verhalten. Denn die eigene Haltung ist existenziell, wenn man das Kind während seiner Autonomiephase unterstützen möchte.


Kein Spiegel vorhalten

Während einer Diskussion oder eines Wutanfalls, ist es nicht ratsam, mit genau der gleichen Wut zu reagieren. Es wird die Situation noch verschlimmern.

Denn das Kind wird sich zusätzlich, zu seinem Gefühlschaos noch angegriffen fühlen und erst recht weinen und noch wütender werden.


Kein Nachgeben, damit wütende Reaktion ausbleibt

Gib niemals deinem anfänglichen „Nein!“ nach.

Lass solche Reaktionen zu. Denn nur so lernt das Kind, seine Frustrationstoleranz zu trainieren.

Wenn es nie in solch eine Situation kommen würde, hätte es im späteren Erwachsenenalter große Anpassungsschwierigkeiten und würde dich im sozialen Miteinander nicht zurechtfinden.


Wut herauslassen will gelernt sein!

Suche gemeinsam mit dem Kind nach Möglichkeiten, wie und wo es seiner Wut freien Lauf lassen kann, z. B. in ein Kissen boxen oder in einen Eimer schreien.

Außerdem ist es sinnvoll, zuvor Regeln festzulegen und Absprachen zu treffen, die das Wutfeld des Kindes eingrenzen.

Mach zum Beispiel folgende Grenze klar: „Du darfst dich ärgern und auch wütend sein. Aber andere dabei schlagen, treten oder beißen nicht! Das ist eine Grenze. Denn unsere Wut bleibt bei uns selbst.


 

Autonomiephase: Ursache, Verhalten und Reaktion darauf

Während der Autonomiephase entwickelt sich nicht nur der eigene Willen, sondern auch noch viele andere Bereiche. Dem Kind wird seine eigene Persönlichkeit bewusst. Das fällt auf, wenn es in seinen Handlungen immer zielstrebiger wird.

Hier ist es wichtig, dass du das Kind ruhig ansprichst. Der Wortschatz wächst ebenso und das Kind beginnt damit alles, was es tut, sprachlich zu begleiten. Hier ist es wichtig, mit dem Kind auf Augenhöhe zu kommunizieren und Kompromisse zu schließen.

Hinzu kommt, dass das Kind starke Fortschritte in der motorischen Entwicklung macht. Daher kann es häufiger vorkommen, dass es emotional unausgeglichen ist. Hier hilft es, dem Kind Zeit zu geben und geduldig zu sein.

Durch die festgelegten Regeln und Grenzen werden die Kinder sensibler. Daher ist es von großer Bedeutung, ihnen viel Zuwendung und Sicherheit zu geben.

 

Fazit: Autonomiephase verstehen

Die Autonomiephase des Kindes ist nicht nur eine herausfordernde Zeit für alle Beteiligten, sondern auch ein wunderbarer Entwicklungsschritt.

Um mit viel Geduld und Ruhe zu agieren (was es braucht, um die Autonomiephase erfolgreich zu bewältigen), muss jeder bewusst wahrnehmen, was mit dem Kind passiert, sein Verhalten hinterfragen und sich Infos einholen. Infos helfen zu verstehen.

Und diese sind viel hilfreicher, als aus lauter Unwissenheit anzunehmen, das Kind wolle einen ärgern, provozieren oder auf der Nase herumtanzen.

Wir dürfen eines nicht vergessen: Jeder von uns war selbst einmal ein Kind, was wütend wurde, wenn es seinen Willen nicht durchsetzen konnte. Jedoch wusste unser Umfeld damals vielleicht nicht das, was wir heute wissen. Nämlich, was in einem kleinen Körper vor sich geht und was zu tun ist.

Heute haben wir das Wissen, das Kind liebevoll grenzsetzend zu begleiten, um ihm die Zeit und den Raum zu geben, damit es wachsen und sich vollkommen entfalten kann.


Quellen:
1) Das Kita-Handbuch
2) Herder, Pädagogische Fachbegriffe & Begriffe aus dem Kita-Alltag: Autonomiephase
3) Familienhandbuch: Trotz- und Autonomiephase

Svenja Gleffe – Redaktion Deutsche Lebensbrücke

Co-Autorin: Tamara Niebler, freie Journalistin und seit mehreren Jahren Teil des Redaktionsteams der Deutschen Lebensbrücke.

Svenja schreibt als ausgebildete Pädagogin über kindliche Entwicklung und unterstützt unsere Redaktion mit fundierten Fachtexten. Ihr Motto: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen!“ (Aristoteles)

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