Reizüberflutung macht Kinder überdreht, wütend & empfindlich

Prasseln zu viele Reize auf Kinder ein, kann sie das überfordern. Ganz einfach, weil das Gehirn und die Sinnesorgane von Kindern noch nicht vollständig ausgebildet sind.

  • Doch wie macht sich eine Reizüberflutung bei einem Kind bemerkbar?

  • Und was können Eltern gegen Überreizung bei Kindern tun?

Diese Fragen sind wichtig, da regelmäßige Reizüberflutung die körperliche und geistige Gesundheit deines Kindes negativ beeinflusst.

Reizüberflutung bei Kindern

Was ist eine Reizüberflutung genau?

Von einer Reizüberflutung sprechen wir dann, wenn ein Mensch vielen sensorischen Reizen ausgesetzt ist, die er nur schwer bzw. langsam verarbeiten kann.

Dazu zählen Reize, die

  • Sehsinn (visuell),

  • Hörsinn (auditiv),

  • Tastsinn (taktil),

  • Geruchssinn (olfaktorisch)

  • und Geschmackssinn (gustatorisch) betreffen.

 

Was macht Reizüberflutung mit Kindern?

Welche Folgen haben zu viele Reize bei Kindern?

Wird ein Kind mit zu vielen Reizen konfrontiert, kann die Entwicklung des Gehirns stoppen. Daher setzt zeitgleich die Explorationsfreude bei einem Kind aus.

Im Laufe seiner Entwicklung lernt das Kind, unwichtige Reize auszublenden. Da zu Beginn dieser Mechanismus noch nicht ausgebildet ist, nimmt ein Kind zunächst alle Reize ungefiltert wahr. Babys und Kinder wirken innerlich unruhig und sind rastlos, sobald sie reizüberflutet sind.

Bei einem Kind mit der Diagnose ADHS (Aufmerksamkeit – Defizit – Hyperaktivitäts – Syndrom), ist dieser Filter nicht vorhanden bzw. defekt.

Auch sind laut einer Studie 10 – 20 % aller Menschen hochsensibel. Hochsensible Kinder nehmen Reize noch stärker wahr als andere und verarbeiten diese intensiver.

 

Externe Ursachen für Reizüberflutung bei Kindern

Das Nervensystem ist bei deinem Kind noch nicht vollständig ausgebildet. Daher kann es die Umgebungsreize, denen wir alle vielfach ausgesetzt sind, noch nicht so umfangreich und schnell filtern, wie wir Erwachsene können.

Was löst Reizüberflutung bei Kindern aus?

  • Laute Umgebungen

  • Zu lange Bildschirmzeit (Computer, Handy, TV)

  • Hektischer Alltag

  • Voller Zeitplan, mit zu wenigen Ruhephasen

  • Überfüllte Räume

Uns Erwachsenen ist es möglich, einen Sinn vom anderen zu trennen. Das funktioniert jedoch nicht bei Kindern. Ist also ein Sinn überflutet, sind es alle.

 

Wie zeigt sich Überreizung bei Kindern?

Symptome bei kindlicher Reizüberflutung

  • Dein Kind reagiert gereizt, wird schnell aggressiv oder wütend und hat Schwierigkeiten sich zu konzentrieren.

  • Das Kind wirkt überempfindlich und weint bei jeder Kleinigkeit.

  • Dein Kind klagt häufig über Bauch- und Kopfschmerzen (oder andere psychosomatische Probleme).

  • Dein Kind leidet unter Einschlaf- oder Durchschlafstörungen und hat ständig Albträume.

  • Dein Kind hat Angst und ist innerlich unruhig.

  • Im Spiel kommt es nicht in einen fließenden Zustand, sondern springt von Spiel zu Spiel.

 

SOS-Tipps gegen Reizüberflutung

Schnellwirkende Maßnahmen, wenn du bei deinem Kind eine Reizüberflutung merkst, sind:

  • Suche dir mit deinem Kind eine ruhige Ecke und nimm es auf deinen Schoß

  • Kuschle mit deinem Kind

  • Erzähle ihm eine Geschichte, die beruhigend wirkt

  • Singe ein Lied

  • Biete deinem Kind ein warmes Getränk an

  • Legt eine Schlafpause ein

Achtung! Computer, Tablet, Spielekonsole und Smartphonezeit ersetzen nicht die elterliche Fürsorge!

 

Was kann man gegen Reizüberflutung bei Kindern tun?

So reduzierst du Reize im Alltag

siehe auch: Resilienzstärkung im Alltag (Familien) oder bedürfnisorientierte Erziehung


Kinder brauchen ruhige Rückzugsorte

Fühlt sich dein Kind überwältigt, kann es sich dahin zurückziehen, um sein Nervensystem zu beruhigen (hilft natürlich nicht nur deinem Kind). Hier ein Tipp: Kinder lieben Höhlen! Baut euch gern gemeinsam eine Ruhezone in Form einer Höhle.


Bildschirmzeit begrenzen

Reduziert die Zeit vor Tablet und Co. Gönnt euch alternativ eine Pause in der Natur. Denn durch die Helligkeit der Bildschirme und die Inhalte auf Social Media wird das Gehirn noch mehr überreizt. Achte auch darauf, alters- und entwicklungsgerechte Inhalte für dein Kind auszuwählen. Grundsätzlich sollte das Tablet oder Smartphone 2 Stunden vor dem Zubettgehen durch ein Buch getauscht werden.


Kinder durch Routine und Rituale beruhigen

Baut in euren Alltag gern Rituale ein. > evtl. interessant für dich: Familienregeln


Neue Naturerfahrungen ermöglichen

Die Zeit in der Natur hilft deinem Kind dabei, sich zu entspannen und Reize zu verarbeiten.


Dem Kind zuhören, um zu helfen

Höre deinem Kind gern aufmerksam zu. Wenn es Aussagen trifft, die widerspiegeln, dass es reizüberflutet ist, nehme es gern ernst.


 

Reizüberflutung bei Kindern vorbeugen

  • Setze Grenzen bei Reizquellen

Reduziere, wenn möglich, Reize, die für dein Kind überwältigend sein können, (laute Umgebungen oder Situationen, in denen viele Reize auf einmal angesprochen werden).

  • Plane Pausen ein

Baue gern feste Pausen in euren Alltag ein. So kann dein Kind immer wieder Reize verarbeiten, bevor es mit neuen konfrontiert wird.

  • Bildung nutzen

Erkläre deinem Kind gern, was bei einer Reizüberflutung in seinem Körper passiert. Das gibt deinem Kind Sicherheit und schärft seine Selbstwahrnehmung. Bringe ihm parallel dazu Selbstfürsorge bei, indem du mit ihm übst, seine Bedürfnisse und Gefühle zu erkennen und zu kommunizieren.

  • Entspannt durch den Alltag

Schau gern, dass ihr Atemübungen oder Yoga in euren Alltag integriert.

  • Gemeinsam aktiv

Werde dir gern deiner Vorbildfunktion bewusst und schaue, dass ihr euch gemeinsam entspannt. Ausgeglichene Eltern haben ausgeglichene Kinder.


Quellen:

  • Felix Baues: Reizüberflutung bei Kindern

  • Herby familiy: Reizüberflutung bei Kindern Tipps

  • kita.de: Reizüberflutung bei Kindern

Svenja Gleffe – Redaktion Deutsche Lebensbrücke

Svenja schreibt als ausgebildete Pädagogin über kindliche Entwicklung und unterstützt unsere Redaktion mit fundierten Fachtexten. Ihr Motto: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen!“ (Aristoteles)

Co-Autorin: Tamara Niebler, freie Journalistin und seit mehreren Jahren Teil des Redaktionsteams der Deutschen Lebensbrücke.

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