Selbstwahrnehmung bei Kindern – der Weg zu sich selbst

Selbstwahrnehmung bedeutet, dass Kinder lernen, sich selbst richtig zu spüren und zu verstehen – zum Beispiel, was sie mögen, wie sie sich fühlen und was sie können. Klingt für uns Erwachsene banal, ist aber ein wichtiger Schritt für eine gesunde soziale und emotionale Entwicklung des Kindes.

Sich selbst wahrnehmen – auf Entdeckungsreiche ins Ich

Selbstwahrnehmun bei Kindern

Zwischen dem 1. und 2. Lebensjahr beginnt sich beim Kind die Selbstwahrnehmung zu entwickeln. Dank der Selbstwahrnehmung kann das Kind seine Bedürfnisse erkennen, verstehen, ausdrücken sowie achten. 

Warum ist das so wichtig?

Weil Kinder, die sich selbst gut kennen, selbstbewusster durchs Leben gehen. Sie wissen, wann sie Hilfe brauchen, können ihre Gefühle besser ausdrücken und verstehen, wie sie auf andere wirken.

Außerdem ist die Selbstwahrnehmung auch notwendig, um die Bedürfnisse seiner Mitmenschen zu verstehen, zu achten und einfühlsam auf diese zu reagieren. » Soziale Kompetenzen bei Kindern

 

Selbstwahrnehmung ist praktisch & kontextbezogen

Kinder beobachten sich selbst und ihre Reaktionen. Zum Beispiel merken sie, dass sie beim Malen total entspannt sind oder sie vor dem Sprechen in der Klasse nervös werden. Eltern und Erziehende können dabei helfen, indem sie Fragen stellen, so wird Selbstwahrnehmung spielerisch trainiert:

  • Wie fühlst du dich gerade?

  • Was findest du an dir besonders cool?

Tipp: Lass Kinder ihre Gefühle benennen und akzeptiere sie – auch wenn sie mal wütend oder traurig sind. Das zeigt ihnen, dass alle Emotionen okay sind und sie sich selbst annehmen können. So wächst das Verständnis für sich selbst Stück für Stück.

 

Warum wir Selbstwahrnehmung brauchen

Begibt sich dein Kind in eine neue Umgebung, ist das erst einmal Stress – die vielen unbekannten Reize fordern es, bis es sich an die neue Umgebung und die Menschen gewöhnt hat.

Eine gut ausgeprägte Selbstwahrnehmung hilft dabei, besser mit solchen Herausforderungen zurechtzukommen und seine Emotionen besser und schneller regulieren zu können. Somit fühlt sich dein Kind sicher und wohl und setzt mehr Vertrauen in seine Fähigkeiten.

Vgl. Selbstvertrauen bei Kindern stärken

 

Spielen fördert die Selbstwahrnehmung

Damit ein Kind seine Selbstwahrnehmung entwickeln kann, ist das Spiel ein wichtiger Aspekt. Beim Spielen entdecken Kinder Fähigkeiten und Grenzen, aber finden auch heraus, wo Interessen und Desinteressen liegen. Vgl. Stärken eines Kindes

Durch Spielen lernt dein Kind unter anderem,

  1. wie es in unterschiedlichen Rollen interagiert,

  2. welche Wirkung dieses Verhalten auf andere hat

  3. und wie die Reaktionen darauf sind. 

 
7 Tipps, um die Selbstwahrnehmung bei Kindern zu fördern

7 Tipps, wie du die Selbstwahrnehmung beim Kind fördern kannst


Bewegungs- und Sinneserfahrungen

Indem dein Kind verschiedene Bewegungen ausprobiert und unterschiedliche Materialien erkundet, sowie Gerüche und Geschmäcker erfährt, trainiert dein Kind, seine eigenen Empfindungen besser wahrzunehmen. 

Vgl. zum Beispiel BewegungserziehungPhilosophieren mit Kindern: Methoden


Weniger bewerten & verbessern, mehr zuhören

Gib deinem Kind den Raum, um eigene Erfahrungen zu machen und diese selbstständig zu reflektieren. Höre dabei deinem Kind aufmerksam zu, wenn es dir etwas zu erzählen hat.


Der positive Blick auf sich selbst

Stärke das positive Verhalten deines Kindes, indem du es gezielt lobst und deine Wertschätzung äußerst. Somit wird dein Kind generell offener für neue Erfahrungen.


Erlebnisse gemeinsam genießen

Indem du dich authentisch zeigst und dich „ehrlich“ mit deinem Kind über „Aha“-Erlebnisse freust, ermöglichst du ihm persönliches Wachstum und Mut zu neuen Erfahrungen.


Zeit bringt Chancen für Wachstum

Gestalte die Wohnung so, dass sie für dein Kind viele Möglichkeiten bietet, um selbstständig zu spielen und zu handeln. Gib deinem Kind Zeit, um herauszufinden, was es kann und was ihm Spaß macht.

Natürlich wird sich dein Kind immer mal wieder überschätzen – das sind natürliche Lernprozesse. Gib ihm Raum und Verständnis, damit es Frust und Enttäuschung ausleben kann.


Gemeinsame Spielzeit

Mit gemeinsamen Aktivitäten, wie z.B. Fingerspielen, Tanzen, Malen, Bewegungsangeboten, Verstecken spielen etc., unterstützt du dein Kind ebenfalls dabei, sich selbst zu entdecken.


Wachstum durch Spiegelung

Spiegele im Alltag die Emotionen deines Kindes. Zum Beispiel so:

  • Du hast den Ball gefangen. Ja, jetzt freust du dich!

  • Du bist sehr wütend, weil du das Malen unterbrechen musst.“


 

4 Tipps, für eine bessere Selbstwahrnehmung

Für die Atmung:

  • Wie eine Schlange mit einem langgezogenen (ssssss) ausatmen

  • Einen unsichtbaren Luftballon aufpusten

Für das Körperbewusstsein:

  • Massagen

  • Übungen für eine gute Balance

Für die Gefühle:

  • Gefühlskartenspiel

  • Lieder über Gefühle

Für die eigenen Ressourcen:

  • „Wer bin ich und was liebe ich?“

 

Fazit: Selbstwahrnehmung im Kindesalter

Die Selbstwahrnehmung eines Menschen ist wesentlich für sein eigenes Selbstbild und Verhalten. So auch bei Kindern. Sie entwickeln ihre Selbstwahrnehmung schrittweise. Im Laufe der Kindheit erkennen sie sich selbst als eigenständige Persönlichkeiten mit individuellen Fähigkeiten und Grenzen.

Wichtig ist: Diese Wahrnehmung bei Kindern wird stark geprägt durch soziale Interaktionen, Rückmeldungen von Bezugspersonen und eigene Erfahrungen.

Umso wichtiger, dass wir Kindern die Wertschätzung und die Achtung zukommen lassen, die sie verdienen und brauchen.

Svenja Gleffe – Redaktion Deutsche Lebensbrücke

Svenja schreibt als ausgebildete Pädagogin über kindliche Entwicklung und unterstützt unsere Redaktion mit fundierten Fachtexten. Ihr Motto: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen!“ (Aristoteles)

Co-Autorin: Tamara Niebler, freie Journalistin und seit mehreren Jahren Teil des Redaktionsteams der Deutschen Lebensbrücke.

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