Mundschutz für Kinder gefährlich? - Experten klären auf

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Kann eine Maske Kindern schaden?

Diese und ähnliche Fragen stellen sich während der Corona-Krise viele Eltern, Lehrer und Erzieher. Wir haben recherchiert und herausgefunden, was es mit den Schreckensmeldungen auf sich hat.

Ist ein Mundschutz für Kinder gefährlich?

Ja, bundesweit herrscht in Deutschland Maskenpflicht für Erwachsene und Kinder. Doch viele Eltern sind verunsichert: immer wieder kursieren in den sozialen Medien gewisse Nachrichten, in denen davor gewarnt wird, Kindern eine Maske aufzusetzen.

Was ist dran an diesen Behauptungen?

Sind Masken für Kinder unter 12 Jahren ungeeignet?

Und für Kinder unter 6 Jahren lebensgefährlich?

Wir haben die Fakten überprüft.

Falschmeldungen & Fake News auf Social Media

Tatsächlich tauchen auf Facebook, Instagram, YouTube und dergleichen richtige Horrormeldungen auf. Zum Beispiel, seien angeblich Kinder bereits gestorben, nachdem sie den ganzen Schultag eine Maske getragen hätten.

Erst Anfang Oktober kursierte wieder eine Falschmeldung über ein 6-jähriges Mädchen in Schweinfurt: Das Mädchen sei im Bus zusammengebrochen und dann im Krankenhaus verstorben, so das Gerücht.

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Wie Recherchen des BR und anderer Redaktionen ergaben, wissen jedoch weder die örtliche Polizei noch die Kliniken von diesem Vorfall. Im Gegenteil, es gibt diesen Fall gar nicht.

Sogar Kettenbriefe sind im Umlauf, die behaupten, Kinder würden durch Gesichtsmasken Atemlähmungen erleiden und ersticken. So seien auch 2 Kinder in Ostfriesland und eines in Wiesbaden durch das Tagen der Maske gestorben. Auch hier: Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur gaben die wiesbadener und ostfriesische Staatsanwaltschaft an, keinen der Fälle zu kennen. (4)


Masken sollen zu einer CO2-Vergiftung führen

Die Argumentation der Menschen, die diese Nachrichten verbreiten, ist stets die gleiche: Durch das Tragen von Mund-Nasen-Masken staue sich verbrauchte Atemluft mit viel CO2 unter dem Material an. Die Folge: Erwachsenen werde unwohl und Kinder würden daran sterben.

Ist das wirklich möglich? „Nein“, sagt Dominik Ewald, Vorsitzender des bayerischen Landesverbandes der Kinder- und Jugendärzte:

"Eine erhöhte Kohlenstoffdioxid-Konzentration im Blut, eine Hyperkapnie, können wir beim Tragen von Masken nicht feststellen. Wir haben das bei Kindern nicht gesehen." (2)

 

Eine CO2-Vergiftung läuft nicht ohne deutliche körperliche Reaktionen ab. Kinder können bei Hyperkapnie nicht einfach umkippen, sondern nehmen die Maske ab oder machen sich sonst irgendwie bemerkbar, bevor es überhaupt zu so etwas wie Ohnmacht oder Tod kommen könnte.


Jede Alltagsmaske ist CO2- und luftdurchlässig

Laut verschiedenen Experten staut sich weder verbrauchte Atemluft noch CO2 unter einem Mundschutz für Kinder. Ganz einfach weil die Luft- und Kohlenstoffdioxid-Moleküle so klein sind, dass sie ohne Probleme Vliesstoffe und Maskenmaterial durchdringen.

Sogar FFP3-Masken, das sind die der höchsten Schutzklasse für Ärzte, Pflegekräfte und Forscher, können Kohlenstoffdioxid-Partikel nicht zurückhalten. Kinderarzt Ewald stimmt zu:

“CO2 ist so klein, dass es die verschiedenen Zellschichten in unserer Lunge problemlos durchwandern kann, also kann es erst recht durch Masken diffundieren.” (2)

 

Der Mundschutz für Kinder ist auf keinen Fall luftdicht, sonst würden wir alle unter solchen Masken Atemprobleme bekommen. Vielmehr ist ein ungehinderter Luftaustausch wichtig, damit frische Atemluft überhaupt in die Lungen gelangen kann.

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Mundschutz ist für Kinder nicht gefährlich

Nicht nur Dr. Ewald hat sich dazu geäußert. Auch andere Experten sind sich sicher, dass ein Alltags-Mundschutz für Kinder ungefährlich ist. Jakob Maske, Mediziner in Berlin und Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, sagt klar: Es sei „unmöglich“ (4), dass ein Kind durch das Tragen einer Community-Maske stirbt. Selbst kleinere Kinder könnten Mundschutz tragen, meint er auf Nachfrage der dpa. „Das ist gar kein Problem.“

Eine ähnliche Aussage machte Dominic Dellweg, Chefarzt für Pneumologie (Fachklinik Kloster Grafschaft): „Wenn Luft durch die Maske geht, gehen auch Sauerstoff und CO2 durch.“ (5) Der Mediziner erklärt aber, warum sich viele Menschen durch die Maske beim Atmen behindert fühlen:

„Eine Maske stellt allgemein - unabhängig von Sauerstoff und CO2 - einen Widerstand für die Atmung dar. Dadurch erhöht sich die Atemanstrengung und das Gehirn könnte eine Luftnot melden“ (5)



Welche Masken sind für Kinder ungeeignet?

Es gibt eigentlich nur eine Maske, mit denen Kinder Probleme bekommen könnten. Das sind die sogenannten Staubschutzmasken, die man im Baumarkt erhält. Auch Schnorchelmasken sollten nicht als Gesichtsschutz zweckentfremdet werden. Ansonsten gibt es keine Einschränkungen.



Ab welchem Alter eignen sich Masken für Kinder?

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ) ist für eine Schutzmaske ab dem Grundschulalter. Anders bei kleineren Kindern, hier empfehlen die Experten, nur in bestimmten Situationen eine Mund-Nasenschutz-Maske: nämlich dann, wenn die Großeltern besucht werden oder sich das Kind in einem Risikoareal (Krankenhaus, Praxis, U-Bahn, Bus etc.) befindet.



Wann sollten Kinder auf Masken verzichten?

Selbstverständlich gilt das nur für gesunde Kinder. Bei Heranwachsenden, die zum Beispiel an chronischer Erkrankung der Atemwege (Asthma, Lungen-Infekt) oder an Herz-Kreislauf-Problemen leiden, sollten sich Eltern immer mit einem Arzt beraten – übrigens genauso wie Erwachsene.

Säuglinge dürfen auf keinen Fall Masken tragen. Hier besteht nämlich die reale Gefahr von plötzlichem Kindstod.


Hygieneregeln bei Mundschutz für Kinder beachten

Der beste Schutz für ein Kind während Corona-Zeiten ist eine funktionierende Hygiene und regelmäßige Pflege des Mundschutzes:

  • vor Absetzen/Aufsetzen: gründlich Hände waschen

  • beim Aufsetzen/Absetzen: Mundschutz nur an den Bändern berühren

  • Benutzung: niemals die Maske mit anderen Kindern oder Erwachsenen teilen

  • Reinigung nach jeder Nutzung:

1.    bei 60 Grad in der Waschmaschine,

2.    bei 80 Grad für 30 Minuten im Ofen

3.    für 3 Minuten in kochendes Wasser legen

4.    oder heiß bügeln mit einem Dampfbügeleisen

  • trotz Maske bitte den Sicherheitsabstand von 1,50 Meter beachten

  • Hustet oder niest das Kind in den Mundschutz, im Anschluss Maske wechseln

 

Kurzfassung:

Mundschutz für Kinder ungefährlich

Die Frage, ob eine Mundschutz für Kinder gefährlich ist, kann mit einem klaren Nein beantwortet werden. Die vielen Schreckensnachrichten von Kindern mit Atemlähmung oder Tod haben keine reale Basis und werden meistens von Gegnern der Corona-Maßnahmen verbreitet.

Die handelsüblichen Masken für Kinder sind luftdurchlässig und darum absolut ungefährlich, wie viele medizinische Experten in Deutschland betonen.


Quellen:

1) Experten-Interview mit Prof. Dr. Hans Georg Koch, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Braunschweig
2) BR24 – Wissen: Faktenfuchs
3) BR24 News: Polizei warnt vor Falschmeldung, Kind sei wegen Maske gestorben
4) News4Teachers Bildungsmagazin: Faktencheck
5) Redaktionsnetzwerk Deutschland
6) Experten-Interview von Katharina Kurzweg mit Dr. Jochen Meister, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Helios-Klinikum Aue

Tamara Niebler

Tamara ist studierte Philosophin (Mag. phil.) & freie Journalistin in München. Sie unterstützt unsere Redaktion mit jeder Menge Fachwissen und kritischen Denkanstößen. Tamaras Motto: „Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen“ (Franz Kafka)

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