9 Gründe, warum Weihnachten für bedürftige Kinder schwer ist

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Warum Weihnachten für bedürftige Kinder schwer ist

Kinder lieben Weihnachten. Was aber, wenn es zuhause kein Geld für Geschenke, Verpackungsmaterial, Karten, Deko, Weihnachtsessen, Baum, … kurz gesagt: es kein Geld für Weihnachten gibt?

Weihnachten rückt näher und allen Corona Viren zum Trotz freuen sich die meisten Menschen zumindest zaghaft darauf. Auch wenn die traditionellen Weihnachtsmärkte fehlen - die Zeichen für einen baldigen Heiligabend sind da.

In den Straßen sorgen bunt beleuchtete Weihnachtsbäume und strahlende Sternchen-Lichterketten für eine festliche Stimmung. Wir sehen immer mehr Menschen, die ihre mit großen weißen Netzen gebändigten Weihnachtsbäume alleine oder zu zweit sorgsam nach Hause bringen.

In den Schulen und Kindergärten hat das Weihnachtsfieber schon lang vor dem Anknipsen der ersten Glitzerbeleuchtung begonnen: Aufgeregte Mädchen und Jungen haben ihre Wunschlisten mehr oder weniger vertraulich miteinander besprochen. Längst sind die Hoffnungen auf eine frohe Bescherung 2020 mit den Geschenken des letzten Jahres abgeglichen worden.

Vgl. auch Kinderarmut erkennen – subtile Anzeichen


Weihnachts-spenden für Kinder 2023

Bei Weihnachtsspenden für Kinder geht es sich nicht um extravagante, großartige Präsente, sondern um kleine Gesten der Aufmerksamkeit wie Puppen, Spiele, Lego oder Bastelsets. Und noch viel bedeutender: Das gemeinsame Erleben von Aktivitäten mit der Familie, die den Kindern verdeutlichen sollen, dass wir ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst nehmen.

Mehr erfahren: Weihnachtsspenden für Kinder – Dein Beitrag zählt!


 

Weihnachten ist eine besinnliche Zeit.

Für uns Erwachsene zählt eher das spirituelle am Fest. Viele verzichten bewusst auf Geschenke, einige haben “spenden statt schenken” zu ihrem Motto gemacht. Aber wir freuen uns über die Freude der Kleinen: Die leuchtenden Kinderaugen entzücken uns jedes Jahr wieder.

Was gibt es schöneres, als glückliche Kinder an Heiligabend? Wenn sie zum festlich geschmückten Baum laufen, um zu sehen, ob der Weihnachtsmann auch dieses Jahr den Weg zu ihnen gefunden hat? Ob er die schon im Oktober verfassten Wunschzettel gelesen hat und ihnen die ersehnten Geschenke gebracht hat? Immerhin verschwand damals die sorgfältig handgeschriebene Liste plötzlich vom Fensterbrett.

Diese Zeit der Sorglosigkeit und Besinnlichkeit, des Zaubers, erleben bedürftige Kinder weit weniger oder gar nicht: Für hunderttausende deutsche Kinder ist Weihnachten nicht die schönste Zeit des Jahres. Im Gegenteil. Corona hat die soziale Benachteiligung und Probleme bedürftiger Kinder weiter verstärkt. Mehr in Corona & Kinder - Was die Krise mit der kindlichen Psyche macht.

 

Was bedeutet Weihnachten für sozial schwache Kinder?

Wir haben neun Hauptgründe zusammengefasst, die bedürftigen Kinder die Freude an Weihnachten nehmen:

1.    Sie schämen sich für die Armut

Was das ganze Jahr problematisch ist, wiegt zur Weihnachtszeit noch stärker: Die Kinder haben kaum Raum für Wünsche und ihre Phantasie, keine Rückzugsorte. Einige haben nicht einmal ein eigenes Bett mit richtiger Bettdecke. Sie wissen, dass ihr Zuhause nicht wie das anderer Kinder ist. Sie wissen, dass Weihnachten bei ihnen nicht so wie in anderen Familien gefeiert werden kann. Anders als bei anderen Kindern können ihre Verwandten beispielsweise nicht zum gemeinsamen Feiern und Essen kommen.

 

2. Sie haben ständig das Gefühl, nicht dazuzugehören

Zwar sind sie das ganze Jahr darauf getrimmt, nach billigen Angeboten in den Supermärkten zu suchen, ständig zu verzichten. Schon kleine Kinder spüren, was im Budget ist – und was nicht. An Weihnachten spüren bedürftige Kinder noch stärker, dass sie nicht dazugehören. Der Blick in festlich geschmückte Fenster zeigt, was für sie nicht möglich ist.



3.    Sie fühlen sich verloren

Für Kinder ist die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe wichtig. Es bedeutet gegenseitige Anerkennung, ein Wir-Gefühl, gemeinsame Kommunikation. Kindern, die in Armut aufwachsen, leiden an einem chronischen Mangel an Anerkennung und Wertschätzung. Wenn ihre Klassenkameraden und Freunde sich über Weihnachtswünsche- und Geschenke unterhalten, werden bedürftige Kinder still - in der Hoffnung, dass niemand sie fragt.

 

4.    Sie haben zuhause keinen Platz für Weihnachten

Viele sozial schwache Kinder dürfen nie ihre Freunde einladen: Die Wohnung ist zu eng, die Eltern schämen sich für die spärliche Einrichtung. Eine weitere traurige Erklärung ist: Es fehlt schlicht das Geld, um den Gästen etwas zu essen anzubieten. Ein Weihnachtsessen, Plätzchen und Kekse, ein Lebkuchen zum Weihnachts-Früchtetee. All das kostet Geld, das die Eltern nicht haben - nicht einmal für ihre eigenen Kinder.

 

5. Viel zu früh müssen sie zu viel Verantwortung übernehmen

An Weihnachten werden sozial schwache Kinder besonders stark mit einem zu viel an Verantwortung konfrontiert: Von ihnen wird erwartet, vernünftiger zu sein als andere Kinder ihres Alters. Von klein auf erfahren sie, dass ihre Eltern unbezahlte Rechnungen haben, für die negative Konsequenzen drohen.

Viele Rechnungen sind zum Ende des Jahres, am Anfang des Folgejahres fällig. Gerade an Weihnachten wird deshalb von den Kindern oft wortlose Rücksicht erwartet, dass sie ihre Wünsche zurückstellen. So verlieren sie viel zu früh ihre kindliche Unbeschwertheit. Sie müssen lernen: Was bringen Konsumgüter, wenn das Geld nicht für einen warmen Wintermantel oder für wasserfeste Schneestiefel reicht?

 

6.    An Weihnachten macht Armut noch trauriger

Besonders kleinere Kinder können Armut noch nicht in einen gedanklichen Kontext setzen, das wahre Ausmaß nicht begreifen. Stattdessen nehmen sie Armut als Traurigkeit wahr, die fassbar und messbar ist: Keine Urlaubsfahrten, Sportsachen, neue Kleidung, Fußballverein. Die Kinder sehen, wie viel nicht möglich ist. Alles, was nicht möglich ist, verstärkt die Traurigkeit. Die Kinder spüren auch, dass sie ihre Eltern nicht belasten dürfen. Sie leiden mit den Eltern mit, ziehen sich zurück.

 

7.    Weihnachten ist eine Kostenfalle

Für bedürftige Familien ist jeder Tag eine Zeit des Sparens. Gerade an Weihnachten verschärft sich die finanzielle Situation allerdings: Die Begleichung der Stromrechnung war finanziell nicht drin, die Abstellung des Stroms droht - vielleicht sogar kurz vor dem Fest.

Viele Familien heizen nur an einigen Stunden des Tages, oder in einem Raum der Wohnung, um die Kosten gering zu halten. Die Weihnachtsdekoration? Verbraucht viel zu viel Strom. Und was, wenn die Lichterkette plötzlich kaputtgeht? Ein „echter“ Weihnachtsbaum oder Adventskranz ist sowieso unerschwinglich teuer. Die weihnachtlichen Kosten summieren sich rasend schnell.

 

8.    Sich etwas wünschen ist sinnlos

Den festlich geschmückten Schaufenstern können sich Kinder nur schlecht entziehen: sie nehmen die festliche Beleuchtung, die kunstvoll drapierten Spielsachen wahr, die auf Weihnachtskonsum zugeschnittene Werbung im Kinderfernsehen. Gleichzeitig wissen sie, es ist sinnlos, sich etwas davon zu wünschen. So sehnlich der Wunsch auch sein mag: Geschenke sind für arme Kinder oft nur ein Wunschtraum.

 

9.    Die schulischen Probleme machen auch vor Weihnachten nicht Halt

Bedürftige Kinder waren 2020 noch stärker benachteiligt. Viele von ihnen haben die Corona bedingten Rückstände bis jetzt nicht aufholen können.

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Im Gegenteil, trotz Digitalpakt und städtischen und staatlichen Bemühungen haben sie zuhause weder PC, Drucker noch Internet und können die Weihnachtsferien nicht dazu nutzen, die verpassten Inhalte nachzulernen. Die Angst vor einer eventuellen Nichtversetzung überschattet auch Weihnachten.

 Vgl. auch: Fakten zu Kinderarmut 2023 – Überblick & zentrale Erkenntnisse

Auch die Eltern leiden

Wir haben in diesem Beitrag den Fokus auf die Weihnachts-Nachteile sozial schwacher Kinder gerichtet. Es soll an dieser Stelle aber betont werden: Nicht nur den Kindern, auch den Eltern wird (finanziell) zu viel abverlangt – und das nicht nur an Weihnachten.

Bessergestellte Eltern werden in der Öffentlichkeit wertgeschätzt. Sozial schwache Menschen hingegen haben wenig Kontrolle über ihr Leben. Sie können oft kaum die Miete zahlen, haben geringe berufliche Aufstiegschancen.

Der Druck durch Geldmangel sowie private und berufliche Unsicherheiten belasten auch die elterliche Psyche und ebnen den Weg für psychische und körperliche Erkrankungen.

Sozial schwache Eltern wissen, dass sie ihrem Kind das Weihnachtsfest nicht so gestalten können, wie sie gerne möchten. Ihre Gedanken kreisen darum, wie sie Weihnachten zumindest halbwegs finanziell stemmen können. Wie sie ihrem Kind trotz Geldmangel wenigstens ein klein wenig Normalität bieten können. Schlaflose Nächte statt besinnlichem Fest.

Vielleicht zeigt sich am stärksten zur Weihnachtszeit: Kinderarmut ist in Deutschland nach wie vor präsent – und sehr traurig. Jetzt spenden für Kinder.

Ariane Faralis

Ariane ist studierte Soziologin & hat eine eigene private psychotherapeutische Praxis. Sie verstärkt unsere Online-Redaktion mit fundierten Fachtexten und wertvollem Content. Ariane’s Motto: ”Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit” (Erich Kästner)

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