“Mama Burnout”: Das sind die Symptome einer überforderten Mutter

Wenn Mama nicht mehr kann

Geschätzt jede fünfte Mutter leidet unter einem “Mama Burnout”. Wie erkennt man ihn? Und wieso erhält der Mama-Job immer noch so wenig Respekt und Anerkennung?

Mama sein ist eine der wichtigsten Aufgaben. Dennoch wird es noch immer unterschätzt. Noch immer wird es zu wenig gewürdigt. Mütter werden nicht einmal bezahlt. Im Gegenteil. Sie sind die am stärksten von Armut betroffene Bevölkerungsgruppe.

Und das, obwohl sie so viel leisten.

Mütter leiten ein kleines Familienunternehmen. Sie sind 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr im Einsatz.

Ist die Frage nicht eher: Wie kann man bei diesem Pensum NICHT erschöpft sein?

 

Der „Mama Burnout“

Was ist ein Burnout?

Burnout ist momentan keine klinische Diagnose. Es gibt auch keine allgemeingültige Definition. Man versteht unter Burnout eine starke körperliche Erschöpfung: Die betroffene Person fühlt sich leer, kraftlos und gereizt.

Burnout kann entstehen, wenn jemand dauerhaft das Gefühl hat, mehr zu geben, als zurückkommt: Man ist förmlich „ausgebrannt“.

Ursprünglich war der Begriff auf berufliche Belastungssituationen bezogen. Er wurde auch die Managerkrankheit genannt. Mittlerweile wird es auch auf andere Personengruppen erweitert.

Burnout kann jede*n treffen. Jeder Mensch kann ausgebrannt sein. Das heißt aber auch: Wer sich ausgebrannt fühlt, hat vorher für etwas „gebrannt“. Er oder sie hat alles gegeben. So wie Mamas auch.

Mamas brennen für ihre Kinder. Sie geben alles und oft noch mehr. Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse rücken in den Hintergrund. Deshalb sind sie stark von Burnout gefährdet.

 

Körperliche Ursachen ausschließen

Burnout ist keine anerkannte medizinische Diagnose. Es gibt aber ein Hauptmerkmal: Die betroffene Person kann sich nicht mehr erholen. Weder Ruhephasen noch Ausschlafen helfen.

Wenn Stressgefühle auch nach Erholungszeiten anhalten, kann die Diagnose Burnout gegeben werden.

Wichtig ist, organische Ursachen auszuschließen. Erschöpfung und Müdigkeit können auch andere Ursachen haben. Beispielsweise kann eine Schilddrüsenunterfunktion mit Erschöpfungsgefühlen einhergehen.

 

Unterschied Burnout und Depression

Ein Burnout ist nicht das gleiche wie eine Depression. Allerdings kann er eine Vorstufe sein. Die Symptome können sich überschneiden: Antriebslosigkeit, Leere und Müdigkeit können auch bei einer Depression vorkommen.

Oft ist nicht klar, ob die Überlastung zur Depression führt oder eine Depression zur Überlastung.

Der Unterschied zum Burnout ist: Bei einer Depression beziehen sich die negativen Gefühle und Gedanken auf alle Lebensbereiche. Hinzu kommt:

  • mangelndes Selbstbewusstsein

  • Angst vor der Zukunft

  • Gefühl der Sinnlosigkeit

  • eventuell Suizidgedanken

Klar ist: Ein Burnout kann das Risiko für eine Depression erhöhen. Auch weitere psychische Krankheiten können bestehen 1).

 

Wen trifft Burnout?

Gewisse Persönlichkeitsmerkmale erhöhen das Risiko eines Burnout-Syndroms.

Gefährdet sind

  • perfektionistische Menschen, die alles richtig machen wollen

  • Menschen, die glauben, wenig kompetent zu sein

  • Menschen, die Angst haben, andere zu kränken und auch mal nein zu sagen

  • Menschen, die sich wenig selbstbestimmt fühlen

Burnout kennt keine Altersgrenzen. Menschen zwischen 35 und 45 Jahren sind am stärksten betroffen 3).

 

Was ist ein „Mama Burnout“?

Mamas mit Burnout sind nicht selten: Man nimmt an, dass jede fünfte Mutter betroffen ist 2). Gerade Mütter suchen oft viel zu spät Hilfe. Viele denken, sie dürfen nicht überfordert sein. Sie glauben, sie müssen für ihr Kind stark sein.

Es heißt schließlich, Mutter sein ist das schönste Geschenk. Der andere Teil der Wahrheit ist: Der Mamajob kann ein Knochenjob sein.

Besonders kleine Kinder brauchen ständige Aufmerksamkeit. Immer. Für Mamas endet der Tag nicht mit normalen Bürozeiten. Gerade bei kleinen Kindern sind durchwachte Nächte oft eher die Regel als die Ausnahme. Das kann zu psychischer und körperlicher Erschöpfung führen.

Hinzu kommt: Kinder unter vier Jahren haben keine Empathie. Sie folgen nur ihren eigenen Wünschen. Sie verstehen nicht, wenn ihre Mama nicht mehr kann.

Wir wollen nicht vergessen, zu erwähnen: Auch Papas können zuhause überfordert sein. Beispielsweise der Druck, ein gutes Einkommen heimzubringen, liegt auch schwer auf väterlichen Schultern.

Aber meistens verbringen Mütter mehr Zeit mit ihren Kindern. Oft machen sie den Löwen-Anteil der Arbeit. Alleinerziehende sind zu 90 Prozent Frauen. Deshalb leiden Frauen häufiger an „Kind bezogenem“ Burnout als Männer.

Selbstverständlich sollen Papas aber von der Definition nicht ausgeschlossen sein.

 

Ursachen für Überforderung bei Müttern

Moderne Mamas sind wahre Manager. Sie versuchen, allem gerecht zu werden. Wenn vieles zusammenkommt, wird es zu viel. Die folgenden Faktoren können zur Erschöpfung führen:

Stress

Mama sein ist eine große Herausforderung. Es ist verbunden mit vielen Ängsten und Sorgen.

Viele Mütter sind unsicher. Sie wollen in der Erziehung keine Fehler machen. Sie fragen sich immer wieder: Mache ich alles richtig? Habe ich gerade zu sehr geschimpft? Oder aber zu viel durchgehen lassen?

Viele Karrierefrauen finden sich während der Babypause und in Ermangelung eines Krippenplatzes den ganzen Tag allein mit ihrem Kind zuhause. Vom Akademikerjob zum Klötzchenstapeln und Brei kochen, das kann frustrierend sein.

Zeit für sich, Freizeit, gemeinsame Zeit mit dem Partner allein wird zur Mangelware.

Nicht alle Kinder sind gleich

Manche Kinder schlafen schon als Babys die Nacht durch. Es gibt Kinder, die sich stundenlang alleine beschäftigen. Andere brauchen viel Aufmerksamkeit und Zeit.

Vieles kann man Kindern beibringen. Aber den kindlichen Charakter kann man nur wenig beeinflussen. Hinzu können psychische Störungen wie ADHS kommen. Sie stellen eine zusätzliche Herausforderung dar. Vgl. auch Umgang mit ADHS-Kindern und 12 ADHS-Erziehungsfehler

Sie muss perfekt aussehen

Ob im Fernsehen, Internet oder in Zeitschriften: Frauen sehen täglich, wie eine erfolgreiche Mutter aussehen kann: Sie verliert das Babyfett in rasender Zeit. Sie sieht aus wie aus dem Ei gepellt.

Auf den sozialen Medien schaffen Celebrity-Moms alles mit links. Dennoch sind sie perfekt gestylt. Viele Mamas geben sich dem Druck hin, genauso sein zu müssen.

 

Sie entlastet den Papa

Mamas sind oft rund um die Uhr für ihre Kinder da. Sie stehen nachts mit ihnen auf. Sie beruhigen das Kind, wenn es schreit. Oft entlasten sie den Papa, der ja morgens früh in die Arbeit muss.

Traurig aber wahr ist außerdem: Nicht alle Papas helfen mit. Nicht alle räumen auf.

Nicht alle verstehen, was ihre Frau täglich leistet.

Im Gegenteil.

Auch im 21. Jahrhundert erwarten noch immer viele Männer, dass die Frau die Hausarbeit (großteils) alleine macht, kocht und die Kinder versorgt.

 

Stress durch Familie und Beruf

Allen emanzipatorischen Bemühungen zum Trotz: Familie und Beruf ist auch heute noch wenig vereinbar. Die Kinder fordern ihre Rechte. Die Lebenshaltungskosten sind hoch. Den meisten Familien reicht ein Einkommen nicht.

Die Folge: Mütter zerreißen sich zwischen der Doppelbelastung von Job und Kind.

Sie müssen in der Arbeit und zuhause Höchstleistungen erfüllen. Ganz nebenbei müssen sie die Kinder versorgen, zu ihren Aktivitäten bringen. Sie müssen abends kochen und den Haushalt bewältigen. Das ist einfach viel verlangt.

Wohl die meisten Mütter kennen das permanente schlechte Gewissen: Sie glauben, weder im Job noch Zuhause gut genug zu sein.

Während der Corona-Pandemie verwischten die Grenzen zwischen Zuhause und Arbeit. Die Kinder hatten Homeschooling. Die Eltern arbeiteten in Home-Office. Dank Handy und E-Mail sind wir immer erreichbar.

Covid-19 machte die Arbeitswelt für viele Menschen zudem unsicherer. Die Angst um den Job und das unverzichtbare Zweiteinkommen bedeuteten weiteren Stress.

 

Alleinerziehende Mamas

Es gibt in Deutschland ca. 8,2 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern. Etwa 20% davon sind alleinerziehend. Davon wiederum sind 90% Mütter. Sie zählen zu den am meisten gestressten Personengruppen 4).

Alleinerziehende Mamas tragen alles auf ihren Schultern. Zudem bekommen sie wenig Anerkennung für ihre Leistungen.

Diverse Studien zeigen: Alleinerziehende sind besonders von Armut und Stress gefährdet. Erschöpfung ist die Folge.

Kinder spüren, wenn die Eltern erschöpft sind. Sie leiden unter dem Stress. Sorgen und Anspannung übertragen sich auf Kinder. In der Folge können die Kinder unter Verhaltensauffälligkeiten leiden. Was wiederum mehr Stress für die Mutter bedeutet. Ein Teufelskreis.

Hilfe bei „Mama Burnout“

Etwas ändern

Wie beim „richtigen“ Burnout gilt:

  1. Stress reduzieren

  2. Schwächen zugeben

  3. Hilfe holen

Niemand ist perfekt. Niemand sollte sich dafür schämen, keine „Supermama“ zu sein. Die Veränderung beginnt in sich – im Kleinen:

Andere mit einbeziehen

Opas, Tanten, Tagesmütter - wer könnte helfen?

Wenn möglich, sollten die Mamas sich Unterstützung holen. Die Großeltern können beispielsweise wöchentlich einspringen. Ab und zu ein Babysitter bringt Momente von Freiheit und Freizeit.

Und wieso nicht ab und an Spielenachmittage mit einer anderen Mama initiieren? Die Kinder könnten unter abwechselnder Aufsicht miteinander spielen - und die Mama kann die kindfreie Zeit nutzen.

Ruheinseln schaffen

Jeder Mensch braucht Raum für sich. Auch für Mamas ist es wichtig, sich gezielt Zeit zu nehmen. Etwas für die eigene Seele zu tun. Und wenn es nur einmal um den Block laufen ist. Einfach mal tief durchatmen tut auch dem Kopf gut.

Andere Glücksmomente-Ideen könnten sein: Ein Bad nehmen, paar Kapitel in einem spannenden Buch lesen oder eine Folge der Lieblingsserie schauen.

Vielleicht ist es sogar möglich, eine geographische Ruhezone zu schaffen: Einen Raum, den die Kinder nicht betreten dürfen.

Stress vermeiden

Viele Mamas meinen es zu gut. Sie werden zu wahren Momagern. Ihre Kinder haben jeden Tag einen anderen Termin. Vom Tennisunterricht über die Klavierstunde bis zum Englischunterricht: Sie überfordern sich selbst - und ihre Kinder. Ist es wirklich notwendig, jeden Tag eine andere Aktivität zu haben? Ein entspannter Nachmittag im Park tut Kindern und Eltern auch gut.

 

Professionelle Hilfe holen

Der Begriff „Mama Burnout“ lässt sicher einige Menschen schmunzeln. Die, die es eher lustig finden, waren der Belastung aber sicher nie ausgesetzt.

Der „Mama Burnout“ muss unbedingt ernstgenommen werden. Eine völlig erschöpfte Mutter sollte sich helfen lassen. Grundlegende Dinge müssen sich ändern. Ein Nachmittag mit Kaffee und Kuchen alle sechs Wochen löst keine Erschöpfungsproblematik.

Jeder Mensch hat eine andere Belastungsgrenze. Sich die eigene eingestehen ist wichtig und gesund. Auch psychologische Hilfe holen ist keine Schande.

 

Ausblick

Die Themen Burnout und Erschöpfung bei Müttern brauchen mehr Beachtung. In unserer schnelllebigen Zeit muss alles besser, schneller, produktiver sein. Mütter verlangen sich und der Kindererziehung viel zu viel ab.

Auch wenn sie sich ohne extremen Leistungsdruck „nur“ ums Kind kümmern: Mamas erbringen täglich Höchstleistungen. Sie geben alles für ihre Familie.

Deshalb sollten sie täglich gewürdigt werden. Nicht nur am Muttertag, mit einem Strauß Blumen.

Die Arbeit einer Mama ist ebenso viel wert wie die eines überfliegenden Karrieremenschen. Denn, mal ehrlich: Was ist wichtiger, als zufriedene Kinder in eine glückliche Zukunft zu entsenden?


Quellen: 1) Deutsche Depressionshilfe 2) Oberberg Kliniken 3) DAK Gesundheitsreport 4) ERGO Direkt AG

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Ariane Faralis

Ariane ist studierte Soziologin & hat eine eigene private psychotherapeutische Praxis. Sie verstärkt unsere Online-Redaktion mit fundierten Fachtexten und wertvollem Content. Ariane’s Motto: ”Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit” (Erich Kästner)

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