Wahrnehmung bei Kindern – So erlebt ein Kind die Welt
Die Wahrnehmung von Kindern zu fördern, steht heute stärker im Fokus der Pädagogik als in früheren Zeiten. Zu Recht: eine gesunde Entwicklung der Sinneswahrnehmung bei Kindern prägt das Lernen, den Umgang mit anderen Kindern / Erwachsenen und motorische Fähigkeiten. Vgl. Die frühkindliche Entwicklung
Unterschied zwischen kindlicher Wahrnehmung und der von Erwachsenen
Ob klein oder groß, 5 Sinne haben alle Menschen. Nehmen Kinder ihre Umwelt also anders wahr als Erwachsene? Ja, das tun sie. Denn im frühen Kindesalter sind die Sinne der Kleinen noch nicht vollständig ausgebildet.
Darum wird in der KiTa bzw. im Kindergarten so viel gespielt ;-) Indem Kinderpfleger und Erzieherinnen viele Aktivitäten zum Entdecken anbieten, fördern die Kinder spielerisch ihre Wahrnehmungsfähigkeit.
Was bedeutet Wahrnehmung bei Kindern?
Bereits ab dem ersten Lebenstag erkunden Kinder ihre Umwelt durch Fühlen, Hören, Sehen, Riechen und Schmecken. In dieser entscheidenden Phase sind Sinneserfahrungen und die Verarbeitung dieser Eindrücke besonders relevant, denn sie fördern maßgeblich die Entwicklung des Gehirns.
Gesunde Kinder kommen mit einem voll entwickelten Sinnessystem auf die Welt, aber die sinnliche Funktionsfähigkeit verbessert sich erst durch regelmäßige Nutzung. Durch tägliches Üben verbinden sie verschiedene Sinneserfahrungen zu einem vollständigen Eindruck. Dabei hilft Bewegung, die Sinne miteinander zu verknüpfen. » Bewegungserziehung im Alltag
Warum ist die Wahrnehmung bei Kindern wichtig?
Weil die Erlebnisse, die Kinder in ihren ersten Lebensabschnitten machen, sich auf ihre späteren Möglichkeiten auswirken:
Konzentrationsfähigkeit in der Schule (vgl. Konzentration bei Kindern fördern)
Auffassungsfähigkeit von Informationen
Das alles sind wichtige Gründe dafür, die Wahrnehmung bei Kindern zu fördern.
Wie Kinder wahrnehmen – ein Beispiel
Ab der Geburt hat ein Kind das Bedürfnis, alles mit seinen Händen und Sinnen zu entdecken. Durch das Ergreifen kann es begreifen. Das Erfassen führt zum Erkennen. Dies alles erfährt das Kind durch das „SPIEL“.
Das Malen beispielsweise ist eine Aktivität, bei der sich dein Kind aus eigenem Antrieb die Welt erschließen kann. Mit den Fingern auf unterschiedlichen Papierarten malen und mit verschiedenen Mitteln, wie Farbe und Kleister malen, sind faszinierend.
Es erfährt die Unterschiede in Strukturen und Konsistenzen. Auch das Papier bietet vielfältige Möglichkeiten zum Entdecken. Papier reißen, schneiden, kleben. Der Fantasie und dem Ausprobieren sind keine Grenzen gesetzt.
Spielen ist Entdecken und Trainieren
Sieht man ein Kind spielen, ist häufig nicht bewusst, was es dort tut. Dein Kind erschließt sich im Spiel nicht nur die Welt, sondern baut in Spielsituationen auch die Fähigkeiten auf, die es für seine spätere Lebensgestaltung benötigt.
Dabei dient das Spielen auch der Persönlichkeitsentwicklung deines Kindes. Während ihrer Spielsituationen verdeutlichen sie sich erlebte Ereignisse, definieren ihre Ziele und entwickeln daraufhin Strategien, um diese Ziele zu erreichen.
5 Wahrnehmungsbereiche und ihre Aufgaben
Kaum ist ein Kind auf der Welt, sammelt es Sinneseindrücke aus der Umgebung und Umwelt. Es ist nicht nur in der Lage, auf Reize zu reagieren, sondern sie auch miteinander in Beziehung setzen. Im Zusammenspiel von Reiz und Reifung erweitern und schärfen Babys im Laufe ihres ersten Lebensjahres ihre Wahrnehmungsbereiche.
Wahrnehmungsbereich 1: Hören (auditiv) und Sehen (visuell)
Auditive Wahrnehmung bei Kindern
Das Hören beginnt, wenn Schallwellen das Ohr erreichen und das Trommelfell in Schwingungen versetzt wird. Diese Schwingungen, werden durch die Gehörknöchelchen, welche im Mittelohr sitzen, verstärkt und zum Mittelohr weitergeleitet. Dort befinden sich kleine Haarzellen, welche die Schwingungen in elektrische Signale umwandeln. Die Signale werden über den Hörnerv an das Gehirn geleitet. Dort werden sie als Geräusche, Sprache oder Musik etc. wahrgenommen.
Musik oder Hörspiele hören, Singen etc. helfen deinem Kind, seine auditive Wahrnehmung zu schulen. Vgl. Sprachförderung bei Kindern
Visuelle Wahrnehmung bei Kindern
Beim Sehen handelt es sich um einen Reiz. Wahrnehmen können wir durch die Verarbeitung von Reizen, wie Helligkeit, Farben und Formen. Die visuelle Wahrnehmung kannst du bei deinem Kind hervorragend durch die Betrachtung von Bilderbüchern und durch das Spiel mit Farben und Formen trainieren.
Wahrnehmungsbereich 2: Tasten und Berühren (taktil)
Taktile Wahrnehmung bei Kindern
Auch haptische Wahrnehmung bei Kindern genannt. Der Tastsinn ist neben dem Hörsinn schon weit vor der Geburt ausgreift. Nachdem dein Kind im Mutterleib kontinuierlich starken Berührungsreizen ausgesetzt war, muss es sich nach der Geburt erst wieder „entwöhnen“. Und das ganz behutsam. Daher möchte es besonders in den ersten Lebensmonaten getragen und bewegt werden.
Denn im engen Körperkontakt erfährt es Sicherheit und Geborgenheit.
Wahrnehmungsbereich 3: Gleichgewicht (vestibulär)
Vestibuläre Wahrnehmung bei Kindern
Der Gleichgewichtssinn liegt im Innenohr und sorgt dafür, dass wir gut orientiert und in Balance durchs Leben gehen. Vielleicht hattest du schon mal eine Mittelohrentzündung und hast währenddessen gemerkt, dass du dein Gleichgewicht nicht so gut halten kannst. Unser Gleichgewichtsorgan ist ebenso dafür zuständig, dass wir unseren Körper beschleunigen oder abbremsen können.
Dein Kind kann seine vestibuläre Wahrnehmung prima durch Schaukeln, Balancieren und Tanzen trainieren.
Wahrnehmungsbereich 4: Tiefensensibilität (kinästhetisch)
Kinästhetische Wahrnehmung bei Kindern
Der Bewegungssinn steuert die Bewegungen und Muskelspannungen unseres Körpers. Die Kraftdosierung und Steuerung, ohne dass wir einen Gegenstand erst genau mit unserem Sehsinn lokalisieren und anpeilen müssen, ist unserem gut ausgebildeten Bewegungssinn zu verdanken.
Die kinästhetische Wahrnehmung kannst du bei deinem Kind gut mit Aktivitäten, wie Klettern, Springen, Werfen und Fangen stärken.
Wahrnehmungsbereich 5: Riechen (olfaktorisch) und Schmecken (gustatorisch)
Olfaktorische Wahrnehmung bei Kindern
Das Riechen ermöglicht, Gerüche aufzunehmen, zu unterscheiden und zu interpretieren.
Der Geruchssinn schützt uns vor Gefahren (Rauch etc.), bei Essen und Trinken, wie in der emotionalen und sozialen Kommunikation. Gerüche können in uns schöne oder weniger positive Erinnerungen wachrufen und ebenso unsere Stimmung beeinflussen.
Durch Geruchsmemorys kannst du den Geruchssinn deines Kindes sensibilisieren.
Gustatorische Wahrnehmung bei Kindern
Das Schmecken beinhaltet die verschiedenen Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, umami. Die Geschmacksknospen auf unserer Zunge senden Signale über die Geschmacksnerven an das Gehirn. Dort werden alle Infos verarbeitet und der Geschmack als solcher identifiziert.
Die gustatorische Wahrnehmung kannst du mit gemeinsamem Kochen und Geschmacksmemorys bei deinem Kind fördern.
Fazit: Wahrnehmung bei Kindern
Das kindliche Spiel ist ein „Allrounder“, um die Wahrnehmung bei Kindern auf natürliche Weise zu trainieren. Dein Kind kann sich auf das Leben vorbereiten, seine Sinneswahrnehmung schulen und lernen. Und das auch noch mit einer Menge Lebensfreude und einer Portion Spaß!
Quellen:
1) Kindergarten heute: Wahrnehmung im Kindergarten (Herder Verlag Fachmagazin)
2) Redaktion Pro Kita-Portal (2024): Wahrnehmung fördern und Sinne schärfen in der Kita
3) Kita-Fachtexte: Wahrnehmungsentwicklung und Sensorische Integration (PDF 2015) von Linda Eich