Kinderarmut in Europa – Deutschland auf Platz 4
Kinderarmut in Deutschland nimmt zu, das belegen viele Studien aus den vergangenen Jahren. Doch wie schlimm die Lage ist, macht ein Vergleich auf europäischer Ebene noch einmal deutlich. Deutschland befindet sich unter den Spitzenreitern, was das Kinderarmuts-Risiko in Europa betrifft.
Kinderarmut in Deutschland gestiegen
Nach dem neuen “Save the Children” Bericht waren im Jahr 2021 ca. 19,6 Millionen Kinder in Europa von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Die Quote der betroffenen Kinder hat im Vergleich zum Vorjahr um rund 0,4 Prozentpunkte zugenommen und liegt nun bei 24,2 Prozent.
Auch in Deutschland ist die Gefahr der Armut für fast jedes fünfte Kind präsent. Im Vergleich zu Spanien verzeichnet die Bundesrepublik sogar den höchsten Anstieg von Kindern, die an der Armutsgrenze leben. In absoluten Zahlen: bei 3,4 Millionen Kindern in Deutschland ist sowohl das seelische als auch körperliche Wohlbefinden gefährdet.
Vgl. auch Kinderarmut erkennen – subtile Anzeichen

Vor allem die Corona-Pandemie ist schuld
Die schwerwiegendste Ursache für das gestiegene Kinderarmuts-Risiko in Europa 2021 ist nach wie vor in der Corona-Pandemie zu finden. Gerade benachteiligte, einkommensschwache Familien wurden finanziell zu stark belastet und wichtige soziale Kontakte für Kinder konnten vielerorts nicht mehr stattfinden.
Das ist aber längst nicht alles: Auch der Ukraine-Konflikt und in der Folge die steigenden Haushalts- und Lebenskosten sind Schuld daran, dass in Deutschland viele Familien gefährlich nahe an der Armutsgrenze schrammen. Entsprechend hoch sind auch die Kinderarmutsquoten in Europa für das Jahr 2022.
“Besonders betroffen sind Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Bevölkerungsgruppen, etwa Migrant:innen oder Geflüchtete, Kinder mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung, Angehörige ethnischer Minderheiten oder Kinder mit einem alleinerziehenden Elternteil.” (Bericht von “Save the Children”)
Was bedeuten diese Ergebnisse?
Verschiedenste Studien weisen immer wieder darauf hin, dass die langfristigen Folgen von Kinderarmut vielfältig sind und häufig Bildungsmöglichkeiten und Gesundheit beeinträchtigen. So entwickeln sich nicht nur individuelle Tragödien, in denen ganze Familien im Teufelskreis der Armut gefangen bleiben, sondern auch schwerwiegende Folgen für unsere gesamte Gesellschaft und ihre Zukunft.
Sicherlich kann Kinderarmut nicht allein durch finanzielle Unterstützung bekämpft werden. Vielmehr braucht es mehr Zugänge zu hochwertiger Bildung, gesundheitliche Gleichberechtigung und eine Gesellschaft & Kultur, die Vielfalt und Integration fördern anstatt verteufeln.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssen wir als Gesellschaft gemeinsam verantwortungsvoll handeln. Der Wohlstand unseres Landes und die Gerechtigkeit unserer Gesellschaft werden daran gemessen, wie wir unsere jüngsten und schutzbedürftigsten Mitglieder behandeln.
Ausblick: Kinderarmut in Europa
Die Zahlen und Fakten, die wir in diesem Artikel beleuchtet haben, sollten ein Weckruf für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sein. Deutschland ist eine der größten Volkswirtschaften Europas und durchaus imstande, konkrete, nachhaltige Maßnahmen gegen Kinderarmut zu ergreifen.
Kinderarmut ist nicht nur eine statistische Größe – sie hat Gesichter, Namen und individuelle Geschichten. Jedes von Armut betroffene Kind in Deutschland ist eines zu viel.
Vgl. auch EU-Wahl 2024 – Kinder- und Familienrechte stärken sowie Kinder in Armut: ein Beispiel
Quellen:
1) Rene Bocksch: Kinderarmutsrisiko: Kinderarmut in Europa nimmt zu (statista)
2) OECD: Armtusquoten
3) Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz