Kind wird gemobbt – Das können Eltern tun

Das Thema „Mobbing“ ist so aktuell wie nie. Doch meistens ist das Mobbing schon längst im Gange, wenn sich das Opfer komisch verhält. Daher ist eine aufgeschlossene und vertraute Struktur in der Familienkommunikation sehr wichtig. So kannst du frühzeitig erfahren, ob dein Kind gemobbt wird.

 

Mobbing & seine zahlreichen Gesichter

Nicht jede Hänselei ist Mobbing. Damit wir wirklich von Mobbing sprechen können, muss es sich um wiederkehrende “Taten” handeln. Natürlich können sowohl regelmäßige als auch unregelmäßige Widerfahrnisse die Seele verletzen. 

Fachleute unterscheiden zwischen direktem und indirektem Mobbing. Beim direkten Mobbing gehen die Täter direkt auf das Mobbing-Opfer zu und greifen es durch Beleidigungen oder körperliche Gewalt direkt an. Indirektes Mobbing hingegen besteht aus Gerüchten oder Lügen, die von den Tätern hinter dem Rücken des Opfers verbreitet werden. 

Seit dem Social-Media-Boom ist nun auch das „Cybermobbing“ in aller Munde. Dabei werden die Betroffenen im Internet beleidigt oder bloßgestellt. Sowohl das realitätsnahe als auch das Cybermobbing unterscheiden sich kaum voneinander, wenn es um die psychischen Folgen der Betroffenen geht. Beim Cybermobbing kommen häufig Fotos und Hasskommentare zum Einsatz.

 

Wird mein Kind gemobbt?

Der Begriff Mobbing stammt vom Englischen „to mob“. Ins Deutsche übersetzt: „jemanden schikanieren“. Doch wo enden harmlose Kinderwitze und wann beginnt Mobbing? Hier sind 2 deutliche Anzeichen für Mobbing:

  1. Beleidigungen: Wird dein Kind kontinuierlich beleidigt, ist das eine Form von direktem Mobbing. Dies kann auf Dauer zu psychischen Belastungen wie sozialer Phobie bzw. sozialen Ängsten führen. 

  2. Körperliche Gewalt: Wenn dein Kind geschlagen, getreten, bespuckt oder anderweitig verletzt wird, ist dies direktes Mobbing. In diesem Fall sollte der Weg sofort zu einem Arzt führen und dokumentiert werden. Die Dokumentation ist umgehend dem Direktorat der Schule deines  Kindes und des Mobbers/der Mobber vorzulegen. 

 

10 Tipps, wie du dein Kind unterstützen kannst

Präventiv, also vorsorglich, eignet sich das Ritual, wenn ihr euch gegenseitig von eurem Tag erzählt. Schaffe dafür gern eine ruhige, verständnisvolle Atmosphäre. Ohne Handy, Fernseher, Tablet oder andere Dinge, die ablenken. Geht dabei gern spazieren oder kuschele mit deinem Kind.


Zieht dein Kind sich plötzlich mehr zurück als sonst oder wirkt in sich gekehrt, klagt über Bauchschmerzen, Durchschlafstörungen oder Appetitlosigkeit, ist dies ein Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt. Suche dann in jedem Fall das Gespräch zu deinem Kind. 


Informiere dich gern im Vorfeld über das Thema „Mobbing“. Suche gegebenenfalls Beratungsstellen in deiner Nähe auf.


Findest du in punkto „Cybermobbing“ Photos deines Kindes im Netz oder gar Hasskommentare, fordere in jedem Fall die Betreiber der Seiten zum Löschen auf. Ziehe hier im Notfall auch gern einen Anwalt hinzu. 


Nehme dich Gefühle deines Kindes unbedingt ernst. Mobbing ist kein normales Verhalten unter Kindern oder Teenagern und gehen weit über eine Rangelei hinaus. Es ist aggressives, verletzendes Verhalten. 


Kinder – und Jugendcoach: Dieser arbeitet mit deinem Kind an seinem Selbstwert und Selbstbewusstsein. Dein Kind lernt, sich während der Angriffe kompetent zu verhalten. Es lernt eine Balance zu schaffen. Denn weder kompletter Rückzug noch Gegenangriffe, sind ratsam. 


Psychologe: Dieser arbeitet die Situationen mit deinem Kind auf. Außerdem macht er deinem Kind bewusst, dass es keine Schuld an den Mobbingangriffen trägt. Eine Therapie ist sehr wertvoll, denn solche Erfahrungen sind prägend und können über Jahre verschleppt und verdrängt werden. 


Freunde sind essenziell in solchen Situationen. Arbeite mit deinem Kind aktiv gegen soziale Isolation. Freunde dienen deinem Kind als Rückhalt, spenden Kraft und sorgen für positive Ablenkung. 


Liegt ein Mobbingfall vor, ziehe gern den Vertrauens- und/oder Klassenlehrer deines Kindes hinzu und binde ihn mit ein. 


Beziehe dein Kind stets mit ein. Vermeide in jedem Fall, Entscheidungen über den Kopf deines Kindes hinweg zu treffen. Dies kann zu Vertrauensverlust führen. Da dein Kind während der Mobbingangriffe bereits die Kontrolle verliert, ist es hier wichtig, dass es handlungsfähig bleibt und sein darf. 


 

Mobbing erkennen – weitere Hinweise

Dein Kind kann häufig traurig, ängstlich oder antriebslos wirken. Auch übertriebene Müdigkeit ist ein mögliches Symptom, dass ein Kind seelisch belastet ist. Wenn dein Kind eine abrupte Verhaltensänderung zeigt, stimmt etwas nicht. Besonders dann nicht, wenn es zuvor sehr aufgeschlossen und kommunikativ war und sich nun zurückzieht. > Vgl. auch Depression bei Kindern

Versucht dein Kind einen bestimmten Ort immer wieder zu meiden und ist mehr krank als zuvor, ist es häufig ein Alarmsignal dafür, dass an diesem Ort etwas nicht stimmt. Häufig bildet sich dein Kind die Krankheitssymptome auch nicht ein.

Sie haben nur meistens keine organische, sondern eine psychosomatische Ursache. Zu den häufigsten psychosomatischen Symptomen für Mobbing zählen Bauch– und Kopfschmerzen. Vgl. auch Wenn Kinder überfordert sind sowie emotionaler Stress bei Kindern

Diese körperlichen Symptome lassen oft auf „wundersame“ Weise nach, wenn dein Kind nicht ständig diesen Ort besuchen oder bestimmten Menschen begegnen muss. Die Beschwerden beginnen aber dann wieder, wenn der Tag, an dem es dies wieder tun muss, näher rückt.

Digitale Medien fast gar nicht mehr oder auf einmal sehr viel nutzen, gehört ebenfalls zur Symptomatik. Achtung! Suchtgefahr bei extremem Konsum.

Hin und wieder kann es sein, dass dein Kind Suizidgedanken äußert. Nehme diese in jedem Fall ernst, aber verfalle nicht in Panik. Doch, wie handeln?

Vermeide es, deinem Kind direkte Fragen wie „Wirst du gemobbt?“ zu stellen. Spiegle lieber das Verhalten deines Kindes, das du wahrnimmst. So kannst du vermeiden, dass sich dein Kind überrumpelt fühlt.

 

Hier ein Beispiel, um Mobbing anzusprechen

  • „Ich habe das Gefühl, dass es dir nicht so gut geht.“

  • „Mir ist aufgefallen, dass du nicht mehr so gern in Kita/Schule etc. gehst.“

Somit zeigst du deinem Kind, dass du es siehst und ernst nimmst. Die Gründe, warum dein Kind nichts vom Mobbing erzählt, können folgende sein:

  1. Dein Kind hat Angst davor, dass sich die Situation verschlimmert. 

  2. Dein Kind fürchtet sich vor einer Strafe bzw. davor, dass ihm nicht geglaubt wird. 

  3. Dein Kind schämt sich und möchte nicht, dass du dich sorgst.

  4. Dein Kind weiß nicht, dass ihm etwas Verbotenes angetan wird, weil die Taten immer als „Spaß“ getarnt vollzogen werden. Und es versteht laut Aussagen der Täter „einfach nur keinen Spaß“. 

Hier kannst du deinem Kind gern vermitteln, dass es keine Strafe fürchten muss und es keine „Spaßbremse“ ist, sondern dass das Verhalten der Täter inakzeptabel und menschenunwürdig ist.

Svenja Gleffe – Redaktion Deutsche Lebensbrücke

Svenja schreibt als ausgebildete Pädagogin über kindliche Entwicklung und unterstützt unsere Redaktion mit fundierten Fachtexten. Ihr Motto: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen!“ (Aristoteles)

Co-Autorin: Tamara Niebler, freie Journalistin und seit mehreren Jahren Teil des Redaktionsteams der Deutschen Lebensbrücke.

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