Kriegskinder – Wie Kinder im Ukraine-Konflikt leiden

Kriegskinder leben in ständiger Angst. In der Ukraine verlieren sie von einem Moment auf den anderen ihr Zuhause, ihre Sicherheit und ihre Heimat. Dabei verlassen ihre Eltern nur für eines das Heimatland: für eine bessere Zukunft ihrer Kinder. In Russland hingegen greift in Folge des Konfliktes die Armut weiter um sich. Die Abermillionen bedürftige Kinder werden zwar nicht von Soldaten bedroht, doch Krankheiten, unmenschliches Elend und Willkür machen auch sie zu hilflosen Opfern des Krieges.

Kriegskinder Ukraine Russland

„Die Deutsche Lebensbrücke hilft – egal wie lange dieser Krieg auch anhält! Notleidende sind immer schuldlos.“

Petra Windisch de Lates, Vorstandsvorsitzende der Kinderhilfe der Deutschen Lebensbrücke e. V.

Kinder ohne Kindheit

Kinder & Jugendliche, die schon in jungen Jahren nagenden Hunger, Gewalt, Todesangst und Flucht am eigenen Leib erfahren, sind oft ihr ganzes Leben lang von den schrecklichen Erfahrungen gezeichnet.

Überaus besorgt sind wir über die dramatischen Entwicklungen in beiden Ländern: Denn sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite nehmen Menschenhandel, sexualisierte Gewalt, Infektionskrankheiten (Hepatitis Cholera, Polio, Tuberkulose etc.) und Armut gewaltig zu.

 

 Kriegsalltag in der Ukraine

– Beschuss, Explosionen und blanke Angst

Nach offiziellen Schätzungen sind bereits mehr als 3,4 Millionen Ukrainer*innen aus ihrer Heimat geflüchtet, doch gut 6 Millionen befinden sich innerhalb des Landes auf der Flucht vor den verheerenden Auswirkungen des Ukraine-Konfliktes. Mindestens die Hälfte davon sind Kinder & Jugendliche.

Flucht ist mindestens ebenso gefährlich wie das Ausharren im Kriegsgebiet. Denn nach Augenzeugenberichten werden Busse & Menschen zu Fuß gleichermaßen beschossen.

"Der Krieg erschafft eine Generation von traumatisierten Kindern & Erwachsenen. Wir kennen das von allen Kriegskindern – egal ob in Deutschland, Russland, der Ukraine oder anderswo auf der Welt. Kinder, die in den Wirren des Krieges aufwachsen, erkranken oft an schlimmen Trauma-Folgestörungen mit Panikattacken und schwersten Depressionen.", erklärt Petra Windisch de Lates von unserer Kinderhilfe. „Unser wichtigstes Anliegen ist es jetzt, so viele Kinderleben wie möglich zu retten.“

In der Ukraine ist die Lage chaotisch und unübersichtlich.

Die kriegerischen Auseinandersetzungen zerstören Stück für Stück alles, was einmal die Heimat vieler Menschen gewesen war.

 

In ukrainischen Städten droht der Hungertod

Die meisten Bewohner*innen versuchen sich in Bunker und Luftschutz-Keller zu retten. Eingepfercht zu Dutzenden harren sie in dunklen, eiskalten Räumen – ohne Strom & Heizung, mit wenig Wasser und kaum etwas zu essen.

Viele Kinderheime und Krankenhäuser in den umkämpften Gebieten sind seit Tagen von der Außenwelt abgeschnitten. Viele berichten von Toten, die auf den Straßen liegen.

Niemand weiß, wie es den Kindern und Betreuern in den betroffenen Einrichtungen geht und ob sie überleben konnten.

Doch nicht nur Kugelhagel und Bombardierung bedrohen das Leben von Kindern & Erwachsenen, sondern auch Kälte und Hunger.

Das ist keine Übertreibung, sondern bittere Realität: Lebensmittel und Wasser gibt es nirgends mehr zu kaufen.

Auch keine Babynahrung. Junge Mütter können ihre Babys nicht mehr stillen, weil quälende Angst & Trauer ihre Milch versiegen lässt.

 

Kriegsalltag in Russland

– Restriktionen und existenzielle Angst

In Russland hat die Armut schon viele Jahre vor dem Russland-Ukraine-Konflikt Einzug gehalten. Noch im Jahr 2021 litt jede*r 5. Russe*in unter materieller Entbehrung, das heißt, existenzielle Armut, wie wir sie uns im wohlbehüteten Deutschland nicht schlimmer vorstellen können.

Betroffen sind ca. 19 Millionen Menschen in Russland, vor allem Familien mit Kindern, Senioren & Kranke, während die wenigen Superreichen in dekadentem Luxus schwelgen.

Jetzt verschärft sich die Lage der Bedürftigen & Hilflosen ins Extreme.

Und selbst normale, mittelständische Haushalte könnten bald am Hungertuch nagen. Wie dramatisch die Situation derzeit ist, lässt sich an dem kontinuierlichen & steilen Anstieg der Lebensmittel-Preise ablesen:

Hühnerfleisch sei um 29,3 % teurer geworden, Kartoffeln um 62,3 % und Kohl um 124 % (2).

 

Russland droht eine Regression in die 1990er Jahre

Das Schlimmste steht der russischen Bevölkerung erst noch bevor. Prognosen sprechen von zunehmender Entwertung des Rubels, neuen Wellen der Arbeitslosigkeit, zahlreichen Insolvenzen bei Unternehmen und viel soziales Leid.

Für die Menschen dort bedeutet das vor allem eines: einen entwürdigenden Kampf ums nackte Überleben in der eigenen Heimat, die doch eigentlich Schutz und Sicherheit bieten sollte.

Die Jugend des Landes muss hilflos zusehen, wie ihre Zukunft brutal zerstört wird.

Im Grunde werden sich die Lebensverhältnisse der meisten Menschen in Russland so extrem verschlechtern, wie die Deutsche Lebensbrücke es bereits in den 1990er Jahren erlebt hat, als wir mit unserer Russland-Hilfe begannen.

Der Niedergang der russischen Wirtschaft wird langfristige Folgen für die dortigen Menschen haben: Viele Kinderheime und soziale Einrichtungen werden bankrottgehen, so dass Abertausende von Kindern, Bedürftige und alte Menschen wieder auf der Straße landen, wo sie ungeschützt Gewalt und Kriminalität ausgesetzt sind.

Straßenkinder werden wieder in U-Bahn-Schächten, verlassenen Kellern und Ruinen Schutz suchen. Infektionskrankheiten, wie Tuberkulose, Hepatitis und HIV, werden sich innerhalb der Bevölkerung weiterverbreiten.

Und über allem schwebt die dunkle Wolke eines Krieges, der keine Sieger kennt.

 

Ausblick: Kriegskinder

Wir hoffen so sehr, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zeitnah ein Ende findet. Wir leiden und fühlen mit allen, die von dem schrecklichen Konflikt betroffen sind.

Menschen verlieren ihre Existenz, alles was sie haben und viele müssen ihr Land verlassen. Auf russischer Seite wird die Armut weiter um sich greifen, denn bereits jetzt spüren auch dort die Schwächsten die Auswirkungen des Krieges. 

Der Ausgang ist ungewiss, aber unsere Kinderhilfe weiß eines sicher:

Wir werden mit allen Kräften den betroffenen Kindern auf beiden Seiten helfen!


Quellen:

1) Dr. Norbert Jachertz und Adelheid Jachertz: Kriegskinder: Erst im Alter wird oft das Ausmaß der Traumatisierungen sichtbar (Deutsches Ärzteblatt)
2) Elena Chizhova: die russische Armut hat das Gesicht einer einsamen alten Frau
3) Joana Rettig: Experte zu Sanktionen gegen Russland: "Armut wird nach Russland zurückkehren"

Tamara Niebler

Tamara ist studierte Philosophin (Mag. phil.) & freie Journalistin in München. Sie unterstützt unsere Redaktion mit jeder Menge Fachwissen und kritischen Denkanstößen. Tamaras Motto: „Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen“ (Franz Kafka)

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