Kinder und Kultur

Kultur ist überall

Kultur gibt es, seit es Menschen gibt. Sie ist ein wichtiger Teil unseres Lebens. Auch Kinder nehmen Kultur wahr - und zwar von klein auf.

Kultur beinhaltet alles, was Menschen geschaffen haben. Sie ist sozusagen das Gegenteil von Natur.

Der Begriff Kultur kann in verschiedenen Zusammenhängen verwendet werden. Zum einen hat Kultur eine oft lange Tradition. Sie besteht oft seit Jahrhunderten und über sehr viele Generationen hinweg.

Dies zeigt sich in bestimmten Verhaltensweisen, Kleidung, Freizeitgestaltung, aber auch an Kunst. Oft vermischt sie sich, oft schafft sie Gegensätze. Beispielsweise bei Familien mit Migrationshintergrund. Sie sehen sich in einem Zwiespielt zwischen der Heimatkultur und der neu hinzugekommen Kultur des Zweitlandes.

 

Warum ist Kultur für Kinder so wichtig?

Kultur gestaltet unser Zusammenleben. Zusätzlich gibt sie Menschen Struktur. Sie bedeutet Tradition und Erhalt von Traditionen. Schon für die Kleinsten wirkt sie sinnstiftend.

Kulturelle Bräuche werden von Generation zu Generation weitergegeben. Die Familie als kleiner Verband lebt die Kultur und sorgt dafür, dass sie weiterlebt. Ob die Essgewohnheiten oder Kleidung: Kultur vermittelt Zugehörigkeit - von Anfang an.

Menschen werden durch Kultur geformt. Diese Prägung beginnt bereits im Kindesalter. Kultur bedeutet für ein Kind zu Beginn seines/ ihres Lebens einfach Lernen.

Das geschieht gefühlt ganz nebenbei, weil das Kind in die individuelle Kultur ja einfach hineingeboren wird. Es beobachtet automatisch, wie die eigene Familie Kultur definiert und lebt. So nimmt es auf, was in der Herkunftsfamilie schon seit vielen Generationen gelebt wird.

Kinder beobachten generell viel bei ihren Eltern und lernen spielerisch. Das geschieht schon sehr früh. Lang, bevor ihre Eltern ihnen irgendwann über die Hintergründe erzählen können.

 

Schon für die Kleinsten gilt: Kultur ist prägend

Kultur kann im positiven Sinne sehr identitätsstiftend für Kinder sein. Dazu zählen kulturelle Bräuche, aber auch religiöse Riten. Kultur prägt die Werte, Weltanschauung und Denkweisen, sowie die Verhaltens- und Lebensweisen des Menschen.

Sie kann Kindern Sicherheit geben - aber in gewissen Situationen auch verunsichern.

 

Kultur und Religion

Religion ist für Menschen schon immer sinnstiftend. Menschliche Kultur gibt es nicht ohne Religion. Zwischen beidem besteht eine Wechselwirkung. Religion schafft das Gefühl von Gemeinschaft. Sie vermittelt Sinn.

Schon die ersten Menschen zeigten religiöse Tendenzen und Gedanken. Religion ist natürlich auch etwas, das uns von Tieren unterscheidet. Während Tiere im Hier und Heute leben, beinhaltet Religion für Menschen immer Zukunftsgedanken.

Jede Kultur hat ihre Eigenheiten und Besonderheiten

 

Religion kann stärken

Gemeinsame Symbole und Rituale lassen ein Gefühl von Gemeinsamkeit und Kollektivität entstehen. Sie vermitteln Sicherheit und Identität.

Jede Religion hat verschiedene Rituale, die schon früh im Leben beginnen. Sie prägen den Lebensweg der Kinder von klein auf. Wenn man einen Blick auf die großen Weltreligionen wirft, sind hier viele bestimmte Abläufe vorgeschrieben und vorgesehen.

Beispielsweise die Taufe und Kommunion in der katholischen Religion.

Oder im Judentum die Bar Mitzwah und Bat Mitzwah, die im Alter von 12 bzw. 13 Jahren stattfindet. Sie markiert im Sinne des jüdischen Religionsgesetzes den Eintritt aus der Kindheit ins Erwachsenenalter.

Im Islam flüstern gläubige Muslime ihrem Baby gleich nach der Geburt das Glaubensbekenntnis ins Ohr.

Die einzelnen Religionen sind oft kaum miteinander kompatibel. Das kann Konflikte schaffen, aber ist auch eine Chance, das Verständnis und die Sensibilität für andere Kulturen verstärken.

 

 Religion ist immer noch wichtig

Auch wenn in der heutigen Zeit mehr Menschen beispielsweise aus der katholischen Kirche austreten, als neue hinzukommen, hat für sehr viele Menschen Religion und die dazugehörigen Bräuche immer noch einen hohen Stellenwert.

Ein Drittel der Deutschen geht an Weihnachten immer noch in die Kirche. Auch wenn viele während des Jahres sonst die Kirche wenig oder nicht besuchen: 75 % der Deutschen feiern Weihnachten mit einem festlich dekorierten Weihnachtsbaum und Geschenken.

Gerade in der dunklen Jahreszeit, wenn es auf Weihnachten zugeht, erfüllt Weihnachten für viele das Bedürfnis von Wärme und Zugehörigkeit.

In der jüdischen Religion hingegen wird im Dezember nicht Weihnachten, sondern Chanukka gefeiert. Auch hier spielt die dunkle Jahreszeit eine wichtige Rolle.

Was beide Religionen gemeinsam haben, ist, dass zu diesem Fest Kerzen und Licht eine wichtige Rolle spielen.

Während die Christen die Geburt Jesu feiern, erinnert Chanukka, das sogenannte Lichterfest, an die Befreiung und Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem 164 vor Christi Geburt.

Damals wehrte sich eine Gruppe jüdischer Rebellen, erfolgreich gegen Besatzer, die ihnen einen neuen Glauben aufzwingen wollen.

 

Kultur und Armut

Kultur und Armut können in einem sehr engen Zusammenhang stehen.

Armut bedeutet, ganz allgemein gefasst, dass eine Person von Dingen, die wichtig sind, nicht genug oder gar nichts zur Verfügung zu hat.

In Deutschland sprechen wir von relativer Armut. Das bedeutet, die betroffenen Menschen haben ein Dach über dem Kopf. Sie können sich irgendwie ernähren.

Was ihnen fehlt, sind gesunde Lebensmittel, die Möglichkeit, sich warme Anziehsachen kaufen zu können – und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Dazu gehört auch ein kulturelles Angebot.

Wer nicht mal Geld für das Notwendigste hat, kann oft nur davon träumen, an kulturellen Riten und Bräuchen teilzunehmen.

Ob ein kosheres Chanukka Mahl, die dafür obligatorischen Süssigkeiten, oder ein Weihnachtsbaum.

Selbst kleine Ausgaben wie der Kauf von Kerzen und Geschenken summiert sich schnell hoch. All das kostet Geld. Geld, das die Person nicht hat.

Zudem sind kulturelle Riten oft mit sozialen Begegnungen verbunden. Man kann sich nicht leisten, Freunde oder Familienmitglieder einzuladen.

Das macht etwas mit Menschen und lässt Armut noch spürbarer werden.

Hier spüren Kinder auch ganz klar den Unterschied zu finanziell bessergestellten Altersgenoss*innen.

 

Ausblick 

Kultur bedeutet für Kinder viel, auch wenn sie das in dem jungen Alter vielleicht noch nicht bewusst wahrnehmen. Es gibt ihnen ein Gefühl von Zugehörigkeit und Regelmässigkeit.

Gleichzeitig ist es interessant, dass die Kinder in unseren Frühstücksklubs einfach das morgendliche Miteinander genießen. Egal, welcher Kultur, welcher Religion, sie angehören.

Die Kinder achten auf die menschlichen, die inneren Werte, ob sie sich mit dem betreffenden Kind gut verstehen.

Natürlich ist es uns sehr wichtig, dass Kinder die religiösen Bräuche von zuhause auch im Frühstücksklub leben dürfen. So bieten wir den Kids beispielsweise Putenwurst oder auch vegetarische Optionen an.

Das wirklich Interessante und Schöne ist aber, dass für die Kinder die Freude am Zusammensein zählt.

Und von dieser Neugier und Aufgeschlossenheit können wir Erwachsenen vielleicht sogar ein bisschen lernen.

Vgl. auch: Das Bild vom Kind – Was bedeutet Kind-sein?

Ariane Faralis

Ariane ist studierte Soziologin & hat eine eigene private psychotherapeutische Praxis. Sie verstärkt unsere Online-Redaktion mit fundierten Fachtexten und wertvollem Content. Ariane’s Motto: ”Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit” (Erich Kästner)

Zurück
Zurück

Kinder brauchen Kinder – Zur Bedeutung von Freundschaften

Weiter
Weiter

Psychische Belastung in der Familie