Psychische Belastung in der Familie

Eine Familie ist ein Netzwerk. Sie besteht aus einer Gruppe miteinander verwandter bzw. durch Heirat verbundener Personen.

Genauer formuliert, besteht eine Familie aus zumindest einem Elternteil und einem Kind. Die Familie ist ein konstruierter Verband mit verschiedenen und individuell unterschiedlichen Dynamiken.

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Die Familie kann eine Kraftquelle sein

In der Familie ist und bleibt man normalerweise miteinander verbunden. Viele Redensarten betonen die Wichtigkeit der Familie. Beispielsweise „Blut ist dicker als Wasser.“

Auch wenn die Kinder irgendwann das Nest verlassen: Wir Menschen halten unsere familiären Beziehungen in den meisten Fällen ein Leben lang aufrecht. Wir spüren eine Verantwortung.

Die anderen Familienmitglieder werden als wichtig und bedeutsam wahrgenommen. Wir sind für die anderen da, geben ihnen viel.

Wir hoffen, dass sie ebenso für uns da sind.

Wenn die Kinder noch klein sind, lebt man zusammen, teilt, wie man so schön sagt „Tisch und Bett“.

Diese Nähe bedeutet in einer intakten Familiensituation viel Nestwärme und Liebe, aus der die einzelnen Familienmitglieder schöpfen können. Ein Fundament, das Kinder für das Erwachsenenleben vorbereitet und stärkt.

 

Wenn die Ordnung ins Wanken gerät

Wenn unerwartete Ereignisse auftreten, kann all das in eine Schieflage geraten. Die einzelnen Familienmitglieder fühlen sich überfordert.

Die psychische Belastung in der Familie kann schleichend eintreten. Dann ist die Problematik vielleicht nicht einmal so schnell erkennbar.

Wenn sie abrupt auftritt, kann sie eine Überforderung verursachen, das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.

Wie die einzelnen Familienmitglieder mit der veränderten Situation umgehen, ist individuell verschieden. Hier kommen viele Faktoren ins Spiel:

  • Die Resilienz der einzelnen Familienmitglieder

  • Die Schwere der Problematik

  • Die Lösungsmöglichkeiten

  • Der Wunsch nach Hilfe von außen

 

Psychische und physische Faktoren

Wenn die Eltern oder ältere Geschwister ein Suchtverhalten haben

Eine Familie ist suchtbelastet, wenn eines oder beides der Elternteile (oder auch ältere Geschwister) eine Abhängigkeit hat, bzw. dem Konsum von psychotropen Substanzen oder nachgeht.

Die Person verspürt ein starkes Verlangen, die bestimmte Substanz zu sich zu nehmen. Gesundheitliche Konsequenzen werden dabei ignoriert, es kommt schnell zu einer Dosissteigerung, um den gewünschten Effekt weiterhin in der gleichen Intensität zu spüren.

Oft kommen uns bei dem Begriff Suchtverhalten eher Alkohol- oder Drogenkonsum in den Sinn. Das Spektrum kann allerdings viel breiter sein. Oft werden Süchte nicht sofort wahrgenommen.

Viele Süchte sind zudem nicht-stofflich und somit nicht so leicht erkennbar. Sie können vom Kind versteckt werden. Hierunter fällt auch eine PC- oder Spielsucht, ebenso wie eine übermäßige Verwendung des Handys oder impulsives Online-Shopping.

Auch eine beginnende Magersucht wird von den Eltern oft lange nicht bemerkt. Kindern, die unter einer Bulimie leiden, ist das äußerlich nicht anzusehen, weil sie in vielen Fällen ein normales Gewicht haben.

 

Die finanzielle Komponente

Suchtverhalten ist oft eng mit impulsivem und spontanem Verhalten verknüpft. Ohne die Konsequenzen zu bedenken, geben die Betroffenen große Mengen an Geld aus.

Die Möglichkeit, online zu spielen, einzukaufen, unterstützt das Suchtverhalten. Schnell kommt so eine weitere Komponente hinzu: Die finanzielle Belastung.

Doch auch für Videospiele, die keine kostenpflichtigen Add-ons benötigen, gilt: Wer Stunden über Videospielen verbringt, hat wenig Zeit für die Alltagsaufgaben, verliert sich in Zeit und Raum, hat oft keinen geregelten Schlafrhythmus.

 

Wenn ein Familienmitglied von einer psychischen Krankheit betroffen ist

Jeder vierte Mensch in Deutschland ist im Laufe des Lebens von einer psychischen Krankheit betroffen. Daraus entstehen oft schwer zu bewältigende Situationen für die Familienangehörigen.

Die Mutter, die sich bislang um die Kinder engagiert und liebevoll gekümmert hat, schafft es nun morgens nicht mehr, aufzustehen, will vielleicht nicht mehr leben, hat keinen Raum und Zeit für die Sorgen ihrer Kinder.

 Im Gegenteil, hier findet oft eine Umkehrung statt. Nicht selten hat das Kind nun das Gefühl, für das Wohl und die Heilung verantwortlich zu sein.

Natürlich ist das nicht möglich, dennoch versucht das Kind es wieder und wieder. Es ist traurig, wenn die Mutter traurig ist, versteht nicht, wenn der Vater wortkarg im Bett liegt. Plötzlich werden Alltagssituationen zu unüberwindbaren Hindernissen.

Auch für Kinder und Jugendliche kann es schwer sein, eine psychische Krankheit als solche anzunehmen und Hilfe zuzulassen.

In der ohnehin fragilen Zeit des Jugendalters befürchten die Heranwachsenden Tabus und Vorurteile. Sie schämen sich dafür, eine vermeintliche Schwäche zuzugeben. Sie ziehen sich eher zurück, als sich mit anderen darüber auszutauschen.

 

Besondere körperliche Bedürfnisse

Familienmitglieder mit körperliche Behinderungen oder physische Krankheiten können für die Familie zu einer enormen psychischen Belastung für die Familie werden.

Wenn Kinder beispielsweise mit einer Behinderung auf die Welt kommen, bricht für die Eltern oft eine Welt zusammen. Oft wissen die Eltern nicht einmal von der körperlichen Einschränkung, wie im Fall von unserem Besonderen Kind Filippa.

Ältere Geschwisterkinder erleben eine plötzliche Veränderung, auch im Erleben ihrer Eltern. Das neue Geschwisterchen bekommt von Anfang an mehr Aufmerksamkeit, braucht eine spezielle Betreuung.

Ähnlich ist es, wenn ein Kind plötzlich erkrankt. Die Sorgen der Eltern, das Mehr an Zeit, an Geld, beeinflusst das Familienleben.

 

Andere Einflussfaktoren

Eines oder mehrere Kinder sind noch sehr klein

Es gibt keine direkte Verbindung zwischen kleinen Kindern und einer erhöhten psychischen Belastung. Wenn allerdings andere Komponenten hinzukommen, kann die Situation anders aussehen.

Kleine Kinder fordern ihre Eltern sehr. Ob die Trotzphase, das nächtliche Durchschlafen, Elternsein ist nicht immer glatte Harmonie.

Wenn die Eltern beispielsweise sehr jung sind, wenig Geld haben, vielleicht noch eine Ausbildung abschließen möchten, belastet das die Beziehung. Auch wenn der Partner sich weniger einbringt als gehofft oder gewünscht.

Arbeitslosigkeit der Eltern

Inflation, Corona, eine wenig fundierte Ausbildung: Wenn ein Elternteil oder gar beide arbeitslos sind, leidet die ganze Familie. Vorstellungsgespräche, die nicht in der ersehnten Anstellung enden, können die Eltern belasten. Zudem leidet das Selbstbewusstsein, es entsteht das Gefühl, nicht gut genug zu sein.

 

Hektik und Zeitmangel

In der heutigen Zeit hat gefühlt niemand mehr Zeit. Viele Menschen setzen sich zusätzlich selbst unter Druck. Alles muss perfekt sein. Das Kind muss idealerweise im Sportclub sein, ein Musikinstrument und eine Fremdsprache lernen.

 

Ausblick:

Die beschriebenen Punkte sind die wohl häufigsten Gründe für eine psychische Belastung in der Familie. Sie alle haben eins gemeinsam:

Sie wecken intensive Gefühle. Gefühle der Ohnmacht, der Trauer, der Angst, der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit und der Wut. Vgl. auch Wutanfälle bei Kleinkindern

Kinder sind solchen Situationen meist noch hilfloser ausgeliefert als Erwachsene.

Wichtig ist, dass die Kinder dennoch Stabilität erfahren. Probleme als Familie zu lösen, kann den Familienzusammenhalt nachhaltig stärken. Und wenn es dazu eine externe Hilfestellung und Begleitung benötigt. Evtl. auch interessant für dich: Kinder in Armut – Was Armut mit Kindern macht und wie sie prägt

Ariane Faralis

Ariane ist studierte Soziologin & hat eine eigene private psychotherapeutische Praxis. Sie verstärkt unsere Online-Redaktion mit fundierten Fachtexten und wertvollem Content. Ariane’s Motto: ”Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit” (Erich Kästner)

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