Letzte Chance für Vlad?
Vlad Maskaykin ist vom Schicksal gezeichnet. Mit 17 erkrankte er an einem extrem aggressiven Knochenkrebs. Mithilfe der Deutschen Lebensbrücke konnte er 2015 erfolgreich behandelt werden. Aber nach 7 Jahren kommt der Krebs zurück. Jetzt bangt seine Familie erneut um sein Leben. Wird er eine 3. Chance bekommen?
Es gibt Familien, die scheinen vom Unglück verfolgt zu werden. Wie die Familie von Vlad. Seine Eltern, sein Bruder, dessen Frau und die Kinder, sie alle lebten in der russischen Stadt Saransk. Zuerst starben der Bruder und der Onkel von Vlads Schwägerin an Krebs. Schrecklich! Und sie waren bei weitem nicht die Einzigen. Die Krebsrate in dieser Stadt ist deutlich höher als in anderen Teilen Russlands. Doch das wussten Vlad und seine Familie damals nicht – woher auch? Dort gibt es weder unabhängige Umweltbehörden noch Bürgerinitiativen, die über Umweltschäden informieren.
Verseuchter Boden
Nach dem Atomreaktor-Unfall in Tschernobyl 1986 ließ die damalige russische Regierung atomar verseuchte Erde im Gebiet von Saransk vergraben. Seitdem leben die Menschen auf einem tödlichen Vulkan. Bis heute! Vor allem die Kinder sind es, die durch die versteckte Radioaktivität an Leukämie und anderen schweren Krebsarten erkranken. Genau wie Vlad.
Vlad verbrachte jede freie Minute mit Sport: Skateboard, Breakdance und im Winter natürlich Snowboard.
Als der damals 17-Jährige nach einem Snowboard-Unfall sehr lange Schmerzen hatte und die Verletzung einfach nicht heilen wollte, dachte er sich noch nichts. Doch dann wurden die Schmerzen immer schlimmer, und keine Therapie schien zu wirken. Schließlich brachte ihn seine besorgte Mutter Elena in ein Krankenhaus nach Moskau. Und dort erfuhren sie die niederschmetternde Diagnose: Knochenkrebs am Wadenbein mit Schädigung der Nerven.
Sport war sein Leben
Für den sportlichen Jungen, der sich für Breakdance und Skateboard begeisterte, war das ein Riesen Schock. Den Eltern war klar: in Russland gab es für Vlad keine Heilung. Kurz entschlossen verkauften sie ihren gesamten Besitz, eine kleine Landwirtschaft, und brachten ihren jüngsten Sohn nach München. Aber dort erfuhren sie schnell, dass ihr ganzes Geld nicht ausreichte, um die lebensrettenden Therapien für Vlad zu bezahlen.
Vlad wird ein Besonderes Kind der Deutschen Lebensbrücke
Vor allem Mutter Elena war inzwischen völlig am Ende. Ihre letzte Hoffnung schien zerstört. „Wenn du erlebst, wie dein Kind, das gerade noch voller Lebensfreude und Energie war, plötzlich dem Tod geweiht ist – das ist für eine Mutter unerträglich“, sagte sie damals.
Die Familie nahm über eine Bekannte Kontakt zur Deutschen Lebensbrücke auf, und dank einer Vielzahl von Spenden engagierter mitfühlender Menschen konnte die lebensrettende Therapie im Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München finanziert werden. Vlads Tumor wurde erfolgreich entfernt – allerdings mit dem größten Teil seines Wadenbeins. Die Chemotherapien überstand der junge Mann gut, und mithilfe einer Orthese konnte Vlad bald wieder laufen, aber natürlich keinen Sport treiben.
Vlad nach der OP im Klinikum rechts der Isar in München.
Doch auch dafür fand das Klinikum rechts der Isar drei Jahre später eine Lösung, und dank der erneuten Spendenbereitschaft durch die Deutsche Lebensbrücke wurde dem jungen Mann 2018 ein Metallstift eingesetzt, der das entfernte Wadenbein ersetzte. Er konnte „ganz normal“ laufen, „ganz normale“ Jeans tragen – und auch wieder Sport machen. Die Mutter begleitete ihn regelmäßig zu den Nachsorgeuntersuchungen in München, und auch dort war immer alles ganz normal.
Mach es besonders
Nach dem Einsetzen des Metallstiftes konnte Vlad wieder richtig laufen und auch Sport machen.
In dieser Zeit erholte sich nicht nur Vlad, sondern auch seine Mutter. Es sei, als ob die Familie mit Vlads Genesung eine zweite Chance bekommen hätte, erzählte sie.
Vom Unglück verfolgt
Doch leider lauerte schon die nächste Katastrophe auf die Familie Maskaykin: Ende 2019 erkrankte Vlads 4-jährige Nichte Lisa plötzlich schwer. Sie hatte unerträgliche Ohrenschmerzen, dann floss Blut aus dem Ohr der Kleinen. Die russischen Ärzte erkannten nicht, dass Lisa in akuter Lebensgefahr schwebte. Sie behandelten sie zunächst wegen einer Mittelohrentzündung, dann vermuteten sie einen Polypen. Großmutter Elena bestand darauf, dass Lisa in Deutschland untersucht wurde. Die Diagnose war niederschmetternd. Die Kleine litt an einem Rhabdomyosarkom, das ist ein bösartiger Tumor mit schnellem Wachstum, der fast überall im Körper im Weichteilgewebe entstehen kann. In Saransk erkranken sehr viele Kinder daran, und die Ursache scheint in der erhöhten Radioaktivität zu liegen.
Wieder konnte die Deutsche Lebensbrücke der vom Unglück verfolgten Familie helfen, und Lisa konnte nach einer fast einjährigen Behandlung in München 2020 tumorfrei entlassen werden.
Wieder schien sich für die Familie alles zum Guten zu wenden. Wieder atmete Elena auf. Inzwischen war ihr älterer Sohn mit seiner Frau Olga, Lisa und ihrer kleinen Schwester nach Moskau gezogen – weg von der tödlichen Gefahr unter dem Boden ihrer Heimatstadt. Für Elena, ihren Mann Alexander und den Sohn Vlad war das leider keine Option. Nachdem sie 2015 all ihren damaligen Besitz verkauft hatten, um die Therapien des Jungen zu zahlen, war kein Geld für einen Neuanfang mehr da.
Ein neues Leben
7 Jahre lang genoss Vlad sein zweites Leben.: Freundin, Studium, erster Job. Alles war gut.
Also blieben sie. Und in den 7 Jahren nach seiner Krebserkrankung war Vlad mittendrin in seinem 2. Leben, wie Mutter Elena die Zeit nach der Behandlung nannte. Nach der Hochschulreife studierte er Informatik und startete letztes Jahr erfolgreich in seinen ersten Job. Endlich eigenes Geld, endlich ein Leben auf eigenen Beinen! Auch eine Freundin hatte er inzwischen – natürlich. Dabei nahmen weder er noch seine Eltern die überstandene Erkrankung auf die leichte Schulter: Vlad kam regelmäßig nach München zur Nachsorge. Bis 2020. Da zog Corona einen dicken Strich durch alle Pläne. Eine Reise nach München war unmöglich. Das war zwar schlecht, aber keine Katastrophe, dachte die Familie. Nachdem er so lange gesund war – was sollte da schon passieren?
Der Schock!
Doch dann suchte das Unglück Vlad erneut heim. Im Frühjahr 2022 bekam er plötzlich starke Schmerzen in der Leistengegend. Bei Mutter Elena schrillten sofort alle Alarmglocken. Nicht schon wieder, betete sie. Lisa war gerade erst geheilt, sie hatte keine Kraft für die nächste Katastrophe. Aber sie bestand darauf, der Sache auf den Grund zu gehen – zurecht. Denn als Vlad sich in Moskau untersuchen ließ, schlug die Nachricht wie ein Blitz in die geplagte Familie ein: Der Krebs war zurückgekehrt, mit einem Tumor am Darmbein und Metastasen in der Leber.
In Moskau gingen nach den ersten beiden Chema-Zyklen die Medikamente aus!
Was nun? Weil große Eile geboten war, begann Vlad direkt in Moskau mit einer Chemotherapie. Doch nach 2 Zyklen fehlten in dem Land, das inzwischen im Krieg war, die nötigen Medikamente. Völlig verzweifelt wandte sich Elena erneut an die Deutsche Lebensbrücke. In den letzten Jahren war es der Familie gelungen, sich wieder eine kleine Wohnung zu kaufen und etwas Geld zu sparen. Aber obwohl sie gleich nach der Diagnose zum 2. Mal alles verkauften, wussten sie: das wird für eine kostenschwere und hoffentlich erfolgreiche erneute Therapie in München nicht reichen.
Vlad und Elena nach der 3. Chemorunde in München. Trotz allem lacht der junge Mann für’s Foto.
Trotzdem kamen Elena und Vlad im Juni 2022 nach München. Für den heute 24-Jährigen begann ein Spießrutenlauf: Krankenhäuser, Untersuchungen, eine erste Strahlentherapie in Rosenheim. Und immer die schreckliche Ungewissheit: werden die Ärzte das Leben des jungen Mannes ein zweites Mal retten können? Nach langem Hin- und Her und verschiedenen Therapiemöglichkeiten wird Vlad seit August wieder im Klinikum rechts der Isar behandelt. Er erhält eine sehr starke Chemotherapie und kann, so die Hoffnung von Elena, auch von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen profitieren.
Vlad gibt nicht auf!
Die Prognosen sind verhalten. Vlads Krebserkrankung ist sehr schwer, und der Tumor breitet sich schnell aus. Aber noch geht es dem jungen Mann trotz der kräftezehrenden Chemo gut. Vor allem: er bleibt guter Dinge und blickt voller Hoffnung in die Zukunft. Vom Krankenbett aus arbeitet er online weiter als Programmierer und verdient weiterhin Geld. Sein Mut hilft ihm nicht nur in der Therapie, er stärkt auch seine Mutter.
Obwohl die Therapie ihn sehr anstrengt, ist Vlad guter Dinge und voller Hoffnung. Er versucht sogar, online weiter zu arbeiten!
Kürzlich war auch Lisa wieder zur Nachsorge in München. Für eine kurze Zeit war die Familie vereint, und ein paar Stunden lang konnten alle ihre Ängste und Sorgen vergessen und Vlad 25. Geburtstag miteinander feiern.. „Vlad ist unglaublich stark. Wenn ich ihn anschaue, wächst auch in mir die Hoffnung, dass er auch diesmal die Chance auf ein gutes Leben bekommen wird“, sagt Elena. Wir alle hoffen mit ihr!
Der häufigste bösartige Knochentumor ist das Osteosarkom. Frühzeitig erkannt ist die Mehrzahl dieser Tumoren behandelbar.
Als Ursachen können z.B. genetische Faktoren, das rasche Knochenwachstum in jungen Jahren, chronische Knochenerkrankungen spielen, aber auch eine erhöhte Strahlendosis.
Bei Kindern und Jugendlichen werden die auftretenden Knochenschmerzen vielfach als Wachstumsschmerzen fehlgedeutet. Auch die Schwellung in der Tumorregion wird oft fälschlicherweise als Folge einer Sportverletzung oder rheumatischen Erkrankung gewertet.
Typisch für das Osteosarkom ist die erhöhte Brüchigkeit des betroffenen Knochens: Beim Osteosarkom entarten die Zellen, die normalerweise den Knochen bilden. Sie beginnen, sich unkontrolliert zu teilen und zu wachsen. Dabei entsteht unreifes und kaum stabiles Knochengewebe (Osteoid).
So ein knochenbildender Tumor entwickelt sich hauptsächlich in den langen Röhrenknochen in Armen und Beinen, und zwar am häufigsten in der Nähe des Schulter- und Kniegelenkes. An diesen Stellen ist der instabile Knochen nur wenig belastbar und bricht deshalb leicht.
Die übliche Behandlung besteht in Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie sowie supportiven Therapien (Maßnahmen gegen Symptome und Nebenwirkungen der Therapie).
Quellen:
Deutsche Lebensbrücke
Netdoktor