Jugoslawien-Krieg: Dunja Rajter & Heino mit uns auf Hilfsmission

Kinderhilfe im Jugoslawien-Krieg mit Promis

1992 wagten wir die Hilfsmission ins ehemalige Jugoslawien mit prominenter Begleitung.

Niemand hätte mit dem gerechnet, was uns erwarten würde: viel Elend, unglaubliches Leid und wir selbst gerieten in akute Gefahr.

Dank der prominenten Unterstützung von TV-Star Dunja Rajter und Schlagersänger Heino konnten wir helfen.

 
  • Nach der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens und Kroatiens im Juni 1991 begannen die Jugoslawien-Kriege mit einem kurzen, 10-tägigen Krieg zwischen der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) und der slowenischen Territorialverteidigung.

    Auch Bosnien und Herzegowina strebte nach Unabhängigkeit, was zu Spannungen zwischen den drei größten ethnischen Gruppen führte. Während die Muslime eine unabhängige Nation wollten, forderten viele bosnische Serben einen Anschluss an Serbien, und kroatische Bosnier strebten eine Vereinigung mit Kroatien an. 

    Ende 1990 wurde ein Parlament gewählt, das mehrheitlich für die Unabhängigkeit Bosniens eintrat. Als das Parlament im März 1992 die Souveränität erklärte, nahmen die Konflikte zu. Im April 1992 eskalierte der Bosnienkrieg mit der Belagerung von Sarajevo durch die JNA und die serbische Armee (VRS), kurz nachdem die Europäische Gemeinschaft Bosnien und Herzegowinas Unabhängigkeit anerkannt hatte. 

    Der Krieg dauerte bis Dezember 1995 und war einer von mehreren Konflikten, die während des Zerfalls Jugoslawiens ausbrachen, darunter:

    • Der Zehn-Tage-Krieg in Slowenien (1991)

    • Der Kroatienkrieg (1991–1995)

    • Der Bosnienkrieg (1992–1995)

    • Der Kosovokrieg (1998–1999)

 

Hintergrund

Der Zerfall Jugoslawiens

In den frühen 1980er-Jahren geriet Jugoslawien in eine Wirtschaftskrise. Dies führte zu Streitigkeiten über die Geldverteilung zwischen dem wohlhabenden Kroatien und Slowenien und den ärmeren Regionen. Durch die Wirtschaftskrise nahmen nationale Spannungen zu. Das Ergebnis: Slowenien und Kroatien, gefolgt von Mazedonien und Bosnien-Herzegowina, trennten sich von Jugoslawien.

Die ethnischen Probleme waren eher eine Folge als eine Ursache des Zerfalls Jugoslawiens. Der Krieg war keine unvermeidliche Entwicklung. Vielmehr schürten führende Politiker absichtlich Angst und Hass, um gewaltbereite Nationalisten zu unterstützen und den Krieg zu riskieren.

1991 und 1992 gab es in Jugoslawien zahlreiche Friedenskundgebungen mit über 100.000 Teilnehmern sowie mindestens 18 Friedenskonzerte mit über 10.000 Besuchern. Trotz dieser und weiterer Antikriegsaktionen konnten die Konflikte und der offene Krieg nicht verhindert werden.

 
Dunja & Heino helfen im Jugoslawien-Krieg

Mit Klick auf das Bild kannst du den Zeitungsartikel als PDF lesen

Zusammen mit Dunja & Heino ins Kriegsgebiet

Die Bilder und Berichte, die damals die Zeitungen füllten, ließen niemanden kalt. Vor allem unsere Kinderhilfe nicht: Wir organisierten so schnell wie möglich Hilfslieferungen. Die Schauspielerin Dunja Rajter bestand darauf, persönlich den langen Weg zusammen mit unserem Hilfskonvoi auf sich zu nehmen, um den Kindern und Jugendlichen im kriegsgebeutelten Land zu Hilfe zu kommen.

Auch der berühmte Schlagersänger Heino erklärte sich umgehend bereit, uns zu begleiten, als er von dem Vorhaben erfuhr. Mit seiner Frau Hannelore hatte er die Aktion natürlich abgesprochen. Doch wie gefährlich und risikoreich die Hilfsaktion sein würde, konnte niemand von uns ahnen.

Der Gräuel des Krieges waren allgegenwärtig. Überall, wohin das Auge reichte, bot sich ein erschütterndes Bild der Zerstörung und Verwüstung. Wir passierten zerbombte Gebäude und Ruinen, kaputte Straßen und ausgebrannte Autos, verlassene Dörfer und zerstörte Städte, die wie stumme Zeugen des Krieges unseren Weg säumten. 

 

Mitten im Kugelhagel

Der Ernst der Lage wurde uns erst richtig bewusst, als unser Fahrer plötzlich sagte: „Bitte halten Sie sich geduckt“. Die Soldaten erklärten, dass wir durch besetztes Gebiet fuhren und unter Beschuss geraten könnten. Kaum war die Warnung ausgesprochen, ertönten Schüsse, welche durch die nächtliche Stille pfiffen. Unser Hilfskonvoi wurde beschossen! 

Und die Kugeln trafen ihr Ziel. 

Dunjas Gesicht war bleich vor Sorge. Heino versuchte, seine Fassung zu bewahren, obwohl die Angst ihm tief in den Knochen saß.

Wisst ihr, was gegen Angst hilft? – Singen!
— sagte der Sänger.

Also begann Heino Lieder zu singen – und wir alle fielen leise mit ein. Es half tatsächlich, der Gesang machte die Angst ein wenig erträglicher. 

Glücklicherweise gab es keine Verletzten; die gepanzerten Fahrzeuge konnten uns vor dem Beschuss schützen. Nachdem der Konvoi schließlich in sichereres Gebiet gelangt war, breitete sich endlich Erleichterung aus.

Obwohl niemand körperlich verletzt wurde, hinterließ der Vorfall einen tiefen Eindruck. Er verdeutlichte die Brutalität des Krieges und die ständige Bedrohung, der die Menschen in der Region ausgesetzt waren.

Das darf ich meiner Hannelore nicht erzählen, sonst lässt sie mich so etwas nie wieder machen.
— sagte Heino später, halb im Scherz und halb ernst.
 
Kriegskinder im  ehemaligen Jugoslawien

Überall leidende & traumatisierte Kinder

Wie wichtig unsere Hilfslieferungen für Jugoslawien waren, zeigte sich spätestens bei unserer Ankunft: „Wir sind nun schon neun Monate unter Beschuss. Die Serben haben gezielt auf die Kinderabteilung geschossen.“ erklärte der Chefarzt Zlatko Mandic.

Die tiefen Löcher in den Mauern des Krankenhauses waren auch nicht zu übersehen.

Das Schlimmste für diese Kinder ist die Hoffnungslosigkeit, in der sie heranwachsen.
— sagte Dunja (3)

Bombardierungen, Schusshagel, sterbende Menschen – das alles hinterlässt tiefe Spuren in einem Menschen – erst recht bei Kindern.

Viele der Minderjährigen, denen Dunja und Heino in der Klinik in Osijek begegneten, waren aufgrund der schrecklichen Erlebnisse deutlich traumatisiert.

Nachts, wenn man durch die Gänge geht, hört man ihr Schreien und Wimmern, und wir können nicht helfen, weil uns die Medikamente fehlen. Es ist ganz entsetzlich!
— berichtete uns ein Mitarbeiter aus der Klinik
 

Eine kleine Auszeit vom Elend

So schrecklich die Situation auch war, die Kinder freuten sich sehr über Dunjas und Heinos Geschenke. Endlich wieder Nahrung, saubere Bekleidung und gelegentlich ein süßes Kuscheltier. Das wichtigste waren natürlich die medizinischen Hilfsmittel, die hier so dringend benötigt wurden.

Satte 25 Tonnen an Medikamenten und Babynahrung konnten wir zusammen mit den beiden Promis direkt nach Zagreb und ins 300 km entfernte Osijek bringen.

Das sollte nicht unser letzter Hilfskonvoi für Jugoslawien bleiben. Dunja Rajters vielfacher Einsatz für Kinderkliniken in Kroatien wurde mehrfach geehrt.

2011 erhielt sie für ihr soziales Engagement den Franjo Basic-Preis der Deutsch-Kroatischen Gesellschaft.

 

Fazit: Hilfsmission mit Dunja & Heino

Unsere Hilfsmission im Jugoslawien-Kriege war eine mutige Aktion, die das große Leid und die zutiefst bewegenden Schicksale der betroffenen Kinder und Familien in den Kriegsgebieten öffentlich machte. 

Dank der selbstlosen Unterstützung von Dunja Rajter und Heino konnten wir wertvolle Hilfsgüter, Medikamente und Babynahrung direkt zu den Bedürftigen bringen. Trotz der widrigen Umstände und der ständigen Gefahr hat unser Einsatz gezeigt, dass Mitgefühl und Solidarität eine echte Veränderung in schweren Zeiten bewirken können. 

Diese Erfahrungen bestärkt unsere Kinderhilfe noch heute in ihrer Mission gegen Kinderarmut, für kranke Kinder und Familien in Not: Gemeinsam können wir Hoffnung schenken und das Leben von notleidenden Kindern nachhaltig verbessern.

 
35 Jahre Kinderhilfe Deutsche Lebensbrücke

35 Jahre Kinderhilfe

Dieser Artikel ist Teil einer Serie, die wir anlässlich unseres 35-jährigen Jubiläums veröffentlicht haben » Mehr erfahren: 35 Jahre Kinderhilfe.

In dieser Artikel-Reihe berichten wir über Erfahrungen, bedeutsamsten Meilensteine und bewegende Geschichten, die wir in mehr als 3 Jahrzehnten Kinderhilfe miterleben durften.


Quellen:

1) Bundeszentrale für politische Bildung, Redaktion www.bpb.de (2024): Vor 30 Jahren: Beginn des Bosnienkriegs (Hintergrund aktuell, 05.04.2022)
2) Landeszentrale für politische Bildung BW: Jugoslawienkrieg. Kriege auf dem Balkan in den 1990er Jahren (https://osteuropa.lpb-bw.de/)
3) “Die Aktuelle” vom 5. Dezember 1994 (Mediathek Deutsche Lebensbrücke)

Redaktion Deutsche Lebensbrücke

Wo Wege nicht mehr möglich sind, schlagen wir Brücken: Als spendenfinanzierte Kinderhilfsorganisation leisten wir in Deutschland und international humanitäre Hilfe für benachteiligte Kinder.

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