Einsamkeit bei Kindern

Die innere Leere

Wir wünschen uns, dazuzugehören und akzeptiert zu werden. Dem gegenüber steht für viele Menschen tiefe Einsamkeit. Auch Kinder können betroffen sein.

Was ist Einsamkeit?

Ein klares Merkmal von Einsamkeit ist die Unklarheit: Es gibt kein wirkliches Kriterium, ab wann ein Mensch als einsam bezeichnet werden kann.

Einsamkeit ist kaum zu definieren. Sie kann auf verschiedenste Arten gemessen werden. Es gibt keine allgemeingültigen Messwerte und Richtlinien.

Ein Versuch einer Definition wäre:

Einsamkeit entsteht, wenn die gewünschten sozialen Beziehungen nicht den tatsächlichen sozialen Beziehungen entsprechen.

 

Einsam sein ist anders als alleine sein

Einsamkeit ist nicht das gleiche wie bewusstes Alleinsein. Selbstgewähltes Alleinsein ist positiv besetzt. Es steht für wertvolle „Me-Time“, die Batterien wieder aufladen, sich etwas Gutes tun. Die Zeit allein wird als wohltuend empfunden. Sie wird freiwillig, in eigener Zeit, begonnen und auch wieder beendet.

Alleinsein ist nicht gleich Einsamkeit

Auch Kinder mögen und brauchen Zeit allein. Sie können vor sich hinträumen. Sie können ihre Kreativität ausleben. Geschichten von furchtlosen Rittern und abenteuerlustigen Prinzessinnen beginnen im Kopf.

Allein im eigenen Zimmer, lassen auch Kinder ihren Ideen gerne einmal freien Lauf. Ein bisschen ist es ein Plädoyer dafür, dass Eltern ihre Kinder nicht ständig beschäftigen müssen.

Was bedeutet es, einsam zu sein?

Einsamkeit hingegen wird nicht frei gewählt. Sie steht für Ausgrenzung und Ablehnung. Sie ist oft mit Ängsten und dem Gefühl, nicht gebraucht zu werden, verbunden. Einsamkeit ist ein subjektives, persönliches Gefühl. Deshalb definiert jeder Mensch Einsamkeit anders.

Sie ist aber durch Mangelgefühle gekennzeichnet. Langfristig kann Einsamkeit körperlich krankmachen und psychische Störungen hervorrufen.

Einsamkeit kann Menschen in jedem Lebensalter betreffen. Sie betrifft auch Menschen, die ein soziales Umfeld haben. Zum Einen können sich Menschen verändern. Zum anderen können die individuellen Werte sehr unterschiedlich sein.

Es ist durchaus möglich, sich auch in Gesellschaft anderer Menschen einsam zu fühlen. Das Gefühl, nicht verstanden zu werden, nicht dazu zu gehören, kann sehr traurig machen.

 

Einsamkeit beim Kind erkennen

Auch Kinder können von Einsamkeit betroffen sein

Kinder können ebenso wie Erwachsene von Einsamkeit betroffen sein. Auch Kinder leiden darunter. Gerade kleinere Kinder können das Gefühl der Einsamkeit noch nicht richtig verorten oder beschreiben. Deshalb ist es für die Eltern vielleicht kaum zu erkennen.

Einsamkeit beim Kind kann sich zeigen durch

  • Rückzug

  • starke Ernsthaftigkeit

  • Verstimmtheit

  • Gereiztheit

  • Unkonzentriertheit in der Schule

  • Kopfweh oder Migräne

  • Bauchschmerzen

 

Wann ist es nur eine Phase?

Wenn nur vorübergehend Gefühle von Einsamkeit vorherrschen, besteht für die Eltern kein Handlungsbedarf. In vielen Fällen ist das Gefühl nur sehr kurzzeitig und verfliegt wieder.

Wenn das Kind sich über einen längeren Zeitraum anders verhält, als gewohnt, ist eine Spurensuche wichtig.

Wenn der Leidensdruck länger anhält, das Kind vielleicht sogar sehr stark leidet, sollten die Eltern auf jeden Fall eingreifen.

 

Wenn Einsamkeit zu Depressionen führt

Kinder, die sich ausgegrenzt fühlen, leiden darunter. Sie entwickeln Angst vor Alltagssituationen, vor der Schule.

Einsamkeit erhöht ganz klar das Risiko für Depressionen.

Gleichzeitig erhöhen Depressionen die Wahrscheinlichkeit, sich in Einsamkeit zu verlieren.

Die betroffenen Kinder spüren den Unterschied zu ihren gesunden Altersgenossen. Sie wissen aber nicht, wie sie diese unüberwindbar erscheinende Barriere überwinden können.

Der Weg aus dem emotionalen Tief kann mühevoll sein.

 

Kindern aus der Einsamkeit helfen

Verständnisvoll zuhören ist für von Einsamkeit betroffenen Kindern sehr wichtig. Wenn die Eltern sich mit dem Kind hinsetzen und nicht-wertend zuhören, kann sich vieles in der Kinderwelt gleich positiver anfühlen.

Bei Kindern gibt es in sehr vielen Fällen einen Grund und Auslöser für Einsamkeitsgefühle.

Nach Gründen suchen

Die Trennung der Eltern beispielsweise kann ein traumatisches Erlebnis sein. Auch der Tod eines geliebten Familienmitglieds kann Kinder nachhaltig verstören und beeinflussen.

Kinder, die in der Schule gemobbt werden, ziehen sich oft zurück. Sie schämen sich, sich ihren Eltern oder Klassenlehrern anzuvertrauen.

 

Kinder aus finanziell belasteten Familien sind stark gefährdet

Wer in einer wirtschaftlich schwachen Familie aufwächst, erlebt auf vielen Ebenen Einschränkungen. Nicht mit bessergestellten Altersgenoss*innen „mitziehen“ können, kann Kinder stark belasten. Viele einzelne Komponenten spielen in einer negativen Spirale zusammen.

Wer keine angesagten Kleidungsstücke trägt, fühlt sich automatisch unsicher. Für viele Kinder ist das Anlass genug, ihre Mitschüler*innen zu mobben. Das allein kann zum Rückzugsgrund werden.

Kinder aus wirtschaftlich schwachen Familien können zudem oft keine Freunde heimbringen. Die Eltern haben zudem oft keinen Platz. Die betroffenen Kinder haben in vielen Fällen kein eigenes Zimmer. Das zuzugeben fällt vielen Kindern schwer. Sie ziehen sich vor lauter Scham zurück.

Für viele bessergestellten Eltern werden die Geburtstage ihrer Kinder zum sozialen Event mit umfangreichem Partyprogramm.

Für wirtschaftlich schwache Familien wäre allein die Bewirtung der Gäste ein unüberwindliches Hindernis. Geburtstagsfeiern mit Freunden sprengen das finanzielle Budget.

Die Gegeneinladung wäre auch nicht möglich: Geburtstagsgeschenke sind finanziell nicht drin.

Vgl. auch: Kind hat keine Freunde im Kindergarten – Ursachen & Tipps

 

Ausblick: Einsamkeit bei Kindern

Wirtschaftlich schwachen Kindern mangelt es an vielem. Gefühle der Einsamkeit sind eine weitere Komponente, die Gefühle der Unterlegenheit verstärken. Doch kein Kind, egal welcher Herkunft, ist immun gegen Gefühle der Einsamkeit.

Eltern können ihren Kindern eine wichtige Hilfestellung leisten. Sie können dem Kind ein nicht-wertendes Forum bieten und mit ihm besprechen, was ihm auf der Seele brennt.

Nichtsdestotrotz können sich Eltern mit den Sorgen ihres Kindes überfordert fühlen. In diesem Fall kann es hilfreich sein, die Hilfe eines Kindes- und Jugend- Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen.

Ariane Faralis

Ariane ist studierte Soziologin & hat eine eigene private psychotherapeutische Praxis. Sie verstärkt unsere Online-Redaktion mit fundierten Fachtexten und wertvollem Content. Ariane’s Motto: ”Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit” (Erich Kästner)

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