Binta – das Mädchen mit dem Ventrikelseptumdefekt
Binta hat einen angeborenen Ventrikelseptumdefekt. In ihrer Heimat Gambia wäre sie daran gestorben. Dank einer OP im Deutschen Herzzentrum München ist die 10-jährige am Leben. Doch eine Rückkehr in die Heimat ist ausgeschlossen.
So lebt Binta mit dem Ventrikelseptumdefekt VSD
Durch eine Münchner Kollegin in Gambia konnte Yogalehrer Mussa für seine Tochter die lebensrettende Reise nach München ermöglichen. Die Deutsche Lebensbrücke organisierte die Gelder für OP und Aufenthalt. Heute leben die beiden in München.
„Hey, Papa, schau mal, was ich kann!“ das Mädchen auf dem bunten Fahrrad nimmt Fahrt auf, dann hebt es beide Füße von den Pedalen und streckt die Beine aus. Dabei strahlt das zierliche Kind über das ganze Gesicht.
Ihr Vater steht daneben und hat Tränen in den Augen. Dass seine Binta heute so ausgelassen auf dem Rad balanciert, grenzt für ihn an ein Wunder. Vor drei Jahren hätte kaum jemand gedacht, dass sie heute überhaupt noch am Leben ist.
Denn das Herzkind hatte einen Ventrikelseptumdefekt, VSD, wie die Mediziner diesen schweren Herzfehler nennen. Er ist mit 49% der häufigste angeborene Herzfehler, Mädchen sind davon etwas öfter betroffen als Jungen.
Während 2/3 dieser Herzfehler nur kleine, muskuläre Defekte sind, hatte Binta leider mehrere Löcher in der Herzscheidewand und bekam dadurch viel zu wenig Sauerstoff. Aber das wusste die Familie daheim in Gambia nicht. Vater, Großeltern und der Bruder sahen nur, dass das Mädchen immer schwächer wurde, bis Binta schließlich den ganzen Tag nur noch auf einer Matratze auf dem Zimmerboden lag.
Die Ärzte in Gambia konnten keine Diagnose stellen. Erst im benachbarten Senegal, 500 staubige Pistenkilometer entfernt, erkannte ein Herzspezialist, dass die Kleine an VSD litt. Eine Behandlung der Löcher in der Herzscheidewand war dort allerdings nicht möglich.
In ihrer Heimat wäre Binta gestorben
Damals arbeitete ihr Vater, Mussa, als Yogalehrer in einem Ferienressort. Mithilfe einer Münchner Kollegin, die schon lange in Gambia lebt, gelang es ihm, für seine Tochter und für sich die Reise nach München zu organisieren. Die Kollegin war es auch, die den Kontakt zur Deutschen Lebensbrücke herstellte.
„Als Binta am Münchner Flughafen ankam, war sie ein kleines Häuflein Elend“, erinnert sich Petra Windisch de Lates. „Mit ihren 8 Jahren wog sie gerade mal 20 Kilo und war so schwach, dass sie nach hundert Metern in den Rollstuhl gesetzt werden musste.“
Der Ventrikelseptumdefekt wurde operiert
Die Deutsche Lebensbrücke organisierte die Gelder für den Aufenthalt von Vater und Tochter, die komplexe medizinische Behandlung – Voruntersuchungen, eine große Zahn-OP im Vorfeld und vieles mehr - und dann die große Herz-OP im Deutschen Herzzentrum München. durchgeführt von einem eigens dafür angereisten Kinderherz-Spezialisten. Die OP verlief dramatisch: Binta hatte einen Herzstillstand, und danach bekam sie so ziemlich alle Komplikationen, die möglich waren.
„Ihr Körper war durch die Auswirkungen der Löcher im Herzen schon zu sehr geschwächt, sie hatte zu lange mit dem Ventrikelseptumdefekt gelebt“, sagt Pater Windisch de Lates. Das war eine unglaublich schwere Zeit, nicht nur für Binta, sondern auch für Mussa. Allein in einem fremden Land und mit der großen Sorge um seine Tochter. Aber er verlor nie die Hoffnung und das Vertrauen in die Spezialist*innen im Deutschen Herzzentrum in München.
Löcher im Herzen – nur in Deutschland kann Binta überleben
Und er sollte Recht behalten. Nach dem Einsetzen eines Herzschrittmachers erholte Binta sich langsam. Die Freude war übergroß, „nicht nur bei der Kleinen und ihrem Vater, auch bei uns. Denn Binta ist uns wirklich ans Herz gewachsen. Sie war so tapfer und hatte trotz allem oft ein Lächeln auf den Lippen,“ erinnert sich Petra Windisch de Lates.
Nach der schweren OP erholte sich Binta nur langsam. Aber sie hatte immer ein Lächeln auf den Lippen.
Aber dann kam der Schock: Bintas Ärzte machten dem Vater klar, dass seine Tochter wohl nie mehr nach Gambia zurückkann. Die Familie hatte gehofft, mit der OP sei Binta „gesund“. Doch das ist nicht so. Die OP hat zwar ihr Leben gerettet – aber der VSD bleibt bestehen, und Binta wird Zeit ihres Lebens unter permanenter ärztlicher Kontrolle stehen müssen. In ihrer Heimat Gambia wäre das nicht möglich. Dort würde schon eine kleine Komplikation, z.B. ein Infekt, den Tod bedeuten.
In München führt Binta ein ziemlich normales Leben, trotz VSD
Deshalb darf sie mit ihrem Vater aus humanitären Gründen in München bleiben. Das war am Anfang vor allem für den Vater alles andere als einfach. Ohne Job, ohne Sprachkenntnisse, ohne Familie und Freunde, dafür rund um die Uhr mit Binta zusammen. Doch inzwischen klappt der Alltag schon gut. Mussa lernt eifrig Deutsch und wird auch bald arbeiten dürfen. Er kümmert sich als alleinerziehender Vater liebevoll um seine Tochter: Kleidung, Essen, Schulbegleitung, alles ruht auf seinen Schultern – für einen afrikanischen Mann ist das bis heute eine Besonderheit!
Binta geht mit Begeisterung zu Schule. Nachdem sie in Gambia wegen der Auswirkungen der Löcher in ihrem Herzen nicht wirklich lernen konnte, saugt sie hier das Schulwissen wie ein Schwamm auf. Sie spricht schon sehr gut Deutsch, und sie liebt alle Schulfächer, besonders aber Mathematik. Nach den Sommerferien wird sie altersgemäß in die 5. Klasse einer Regelschule wechseln. Ein Riesenerfolg für das ehrgeizige Mädchen! Und Binta hat viele Freundinnen und Freunde gefunden. Und man sieht ihr an, wie sehr sie es genießt, endlich ein relativ normales Leben führen zu können. Denn zum Spielen, Radfahren, Schwimmen – eigentlich für alles, was Kinder gerne machen – war sie aufgrund des VSD bis vor kurzem viel zu schwach.
So viele Menschen haben geholfen, Binta zu retten
Die kleine Binta wurde in München herzlich empfangen. Und ganz viele Menschen halfen ihr dabei, den Herzfehler zu überleben.
Binta ist heute 10. Sie ist nicht mehr spindeldürr, vor allem sprüht sie vor Energie. „Es ist so schön, zu sehen, wie unglaublich fröhlich und dankbar sie ist, am Leben zu sein! Ohne die Herz-OP und die Nachbehandlungen hier in München wäre sie heute bereits tot! Es tut gut, zu wissen, dass wir ihr helfen konnten“, freut sich auch die Vorstandvorsitzende der Deutschen Lebensbrücke.
„Ohne die vielen lieben Menschen, die für Binta gespendet und ihr auf Facebook und per Mail an uns aufmunternde Grüße geschickt haben, hätten wir das nicht geschafft. Es tut gut, zu sehen, dass das Schicksal eines einzigen Kindes die Herzen von so vielen Menschen berührt. Es stimmt – helfen macht glücklich.“
Hier finden Sie Bintas ganze Geschichte mit vielen Informationen und Bildern.
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