Die 7 häufigsten Gefahren für Kleinkinder
Kinder sind stärker durch Unfälle im häuslichen Umfeld gefährdet, als durch Krankheiten oder Verkehrsunfälle: 7% aller Unfälle geschehen im Straßenverkehr. Satte 60% ereignen sich in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus.
Sobald Kinder krabbeln können…
…kann es schwer sein, alle Risiken zu erkennen. Wir haben die 7 häufigsten Gefahrenquellen zusammengefasst.
Kinder sind täglich Gefahren ausgesetzt
Eltern wollen für ihr Kind nur das Beste. Sie umsorgen es. Sie behüten den Nachwuchs, damit ihm nichts passiert. Solange das Kind sein Bettchen noch nicht selbst verlassen kann, sind die Risiken überschaubar.
Spätestens sobald das Kind anfängt zu krabbeln, wird die Sicherheitsfrage aber zum Thema.
Klar ist: Wer sein Kind ständig in Watte packt, schränkt die kindliche Entwicklung ein. Klar ist auch: Einen absolut sicheren Haushalt gibt es nicht. Kinder sind vielen Gefahren ausgesetzt.
Mit ein paar Vorsichtsmaßnahmen kann das Risiko aber stark minimiert werden. Deshalb haben wir die 7 wichtigsten Gefahren für Kleinkinder zuhause zusammengefasst:
1. Vergiften
90 Prozent aller Vergiftungsunfälle betreffen Kleinkinder im Alter zwischen zehn Monaten und vier, fünf Jahren 1).
Kinder sind neugierig. Sie vergiften sich aus Unwissenheit. Was sie sehen, das stecken sie auch in den Mund. Sie verstehen nicht, dass ein Düngemittel keine Trinkflasche ist. Sie wissen nicht, dass die giftigen roten Beeren im Garten oder auf der Wiese keine leckeren Kirschen sind.
Kleine Kinder dürfen auch draußen nie unbeaufsichtigt sein. Egal, wie „vernünftig“ sie wirken. Ihr Verhalten kann unberechenbar sein. Sie folgen Reizen, bunten Farben, interessanten Formen.
Kleine Kinder haben keine Logik. Ihre Verhaltensmuster sind oft nicht nachvollziehbar. Einmal unaufmerksam sein kann einmal zu viel sein.
2. Verbrühen
Die meisten Verletzungen durch Verbrennen passieren im Kleinkindalter. In Deutschland verbrennen oder verbrühen sich ca. 30.000 Kinder pro Jahr. Mehr als 7.500 von ihnen verbrennen sich so stark, dass sie in ein Krankenhaus aufgenommen werden
müssen. Während bei Kindern bis 5 Jahre Verbrühungen am häufigsten sind, sind es bei älteren Kindern Verbrennungen 2).
Der Griff auf die heiße Herdplatte, Feuer oder andere Küchenausstattung sind häufige Gründe für einen Besuch in der Notaufnahme. Auch Wasserkocher, heiße Getränke wie Tee oder Kaffee können bei Kindern ernste Schäden verursachen.
Kinderhaut ist sehr empfindlich
Der Grund: Kinderhaut ist viel empfindlicher als die von Erwachsenen - und extrem dünn: Die Hautdichte bei Erwachsenen ist 2,55 mm. Die bei Kindern unter fünf Jahren nur 0,56 mm.
Deshalb verursachen Verbrennungen viel schneller schwere Verletzungen als bei Erwachsenen.
Ein Beispiel: Kinderhaut bildet bei 60-70 Grad heißem Wasser Brandblasen. Der Inhalt einer einzigen Tasse heißen Tees oder Kaffees kann bis zu 30% der Körperoberfläche eines Säuglings oder Kleinkindes verbrühen. Ab 10% der Körperoberfläche des Kindes spricht man von einem kritischen Zustand.
Was viele Eltern nicht bedenken: Kinder wachsen. Plötzlich kommen sie an Stellen, die für sie vorher nicht erreichbar waren.
Diese Tipps helfen, Unfälle durch Verbrennen oder Verbrühen zu vermeiden:
Herdschutzgitter montieren
Kabel nicht herunterhängen lassen
Boiler-Wasser auf maximal 45 Grad einstellen
Keine Tischdecken verwenden
Stiele und Griffe von Pfannen und Töpfen nach hinten drehen
Erhitzte Speisen an sicheren Orten abkühlen lassen und gut verrühren oder durchschütteln 3)
3. Verschlucken und Ersticken
Gefahr durch kleine Gegenstände
Kleine Teilchen können tief in die Lunge oder die Bronchien eindringen. Am Häufigsten ersticken Kinder an Nahrungsmitteln. Auch Plastikteile können interessant wirken.
Selbst wenn das Kind einige Tage lang keine Beschwerden zeigt: Die Folgen können lebensgefährlich sein.
Erst vor ein paar Wochen machte das tragische Schicksal eines kleinen Mädchens aus England die Runde:
Die 2-jährige Harper-Lee klagte plötzlich über Bauchschmerzen. Ihre ahnungslosen Eltern brachten sie in die Klinik. Die Ärzte vermuteten sehr schnell, dass Harper-Lee etwas verschluckt hatte.
In der Tat: Das kleine Mädchen hatte eine Knopfzelle aus der Fernbedienung geholt und hinuntergeschluckt.
Die Batterie war im sauren Magensaft undicht geworden. Quecksilber und andere giftige Substanzen hatten sich in ihrem Magen verteilt und innere Verletzungen verursacht.
Es war zu spät. Die Ätzwirkung der Lauge führte nur wenige Stunden später zu ihrem Tod. Die Ärzte konnten nichts mehr für das kleine Mädchen tun 4).
Ersticken durch Plastiktüten
Ein anderes Sicherheitsrisiko sind Plastiktüten. Sie haben Sicherheitshinweise für Kinder – und das nicht ohne Grund. Wenn das Kind sich eine Tüte über den Kopf zieht, wird der Sauerstoff unter der Plastikhaube immer dünner. Das Kind versteht es nicht, dass es die Tüte wieder hochziehen muss - oder schafft es nicht mehr. Eventuelle Rufe nach den Eltern werden durch die Tüte gedämpft. Nach einer Weile wird der Kreislauf schwächer und das Kind ohnmächtig.
4. Stolpern und Fallen
Knapp ein Drittel aller Schädel-Hirn-Trauma betreffen Patienten unter 16 Jahren. Davon sind ca. 90% Gehirnerschütterungen 5).
Kleine Kinder sind besonders stark gefährdet, weil sie noch nicht sicher laufen können. Schnell fallen sie über die eigenen Füßchen. Stolpern, Stürze und Herunterfallen können bei Kindern aber schwere Verletzungen verursachen.
Beispielsweise kann ein Treppensturz aus dem ersten Stock fatal sein. Das Kind kann sich den Kopf anschlagen und eine Gehirnerschütterung oder gar einen Schädelbruch zuziehen.
Viele Unfälle können verhindert werden, wenn ein Kindersicherungsgitter am Treppenansatz angebracht ist.
Auch Fenster und Balkone sind gefährlich. Kinder sind neugierig. Sie wollen alles wissen – und sie klettern gerne. Wenn ein Fenster oder eine Balkontür offensteht, ist ein Kind in Windeseile auf dem Fensterbrett oder Balkon.
Schlüssel nie im Schloss lassen
Immer wieder denken Eltern, dass es reicht, den Schlüssel in der Tür umzudrehen und steckenzulassen. Ein gefährlicher Irrtum: Auch kleine Kinder sind durchaus in der Lage, Türen aufzusperren. Deshalb sollten Schlüssel immer abgezogen werden.
5. Ertrinken
Die Gefahr in der heimischen Badewanne wird oft unterschätzt. Man geht ja nur kurz in das Schlafzimmer, um ein Handtuch zu holen.
Diese zwanzig Sekunden können für ein kleines Kind bereits den Tod bedeuten. Lautlos sinkt es unter Wasser. Kleinkinder dürfen NIE in der Badewanne alleine gelassen werden. Nicht einmal für zehn Sekunden.
Immer wieder sterben Kinder in Gartenteichen, Planschbecken und Schwimmbädern. In vielen Fällen sterben sie durch sofortiges Ertrinken.
Wenig bekannt, aber ebenso gefährlich ist das sogenannte „Zweite Ertrinken“. Auch ihm muss ein Badeunfall vorangegangen sein. Das Wasser, das in die Lunge kam, schädigt die Lungenbläschen. Ein Lungenödem bildet sich. Das heißt, körpereigene Flüssigkeit aus dem Blut tritt in die Lunge über. Die Folge ist Atemnot bis hin zum Tod durch Ersticken.
Mögliche Symptome für Zweites Ertrinken sind:
Müdigkeit
Husten und erschwerte Atmung
erhöhte Temperatur oder Fieber
Schmerz oder Druck auf der Brust
Übelkeit oder Erbrechen.
Sollten diese oder ähnliche Symptome auftreten, muss das Kind sofort in die Kinderklinik gebracht werden 6).
6. Stromschlag erleiden
Steckdosen können auf Kinder eine magische Wirkung haben. Zudem sind Kinder erfinderisch, wenn sie sich etwas in den Kopf setzen.
Schnell werden mit einem Zahnstocher oder einem anderen langen Gegenstand die beiden kleinen Löcher einer Steckdose tiefergehend erkundet.
Kinder spielen gern an Steckdosen oder beißen auf ein Elektrokabel. Das kann schlimme Folgen haben. Wenn das Kind direkt mit Strom in Kontakt kommt, wird der kleine Körper zum Leiter. Im schlimmsten Fall hört das Herz auf zu schlagen.
Wichtig ist auch hier die Sicherheit zuhause.
Defekte oder alte Elektrogeräte gehören entsorgt.
Steckdosen sollten mit einem Kinderschutz ausgestattet sein.
Elektrogeräte sollten kindersicher aufbewahrt werden und beispielsweise nicht im Badezimmer verwendet werden.
Sollte das Kind unter Strom stehen, nie das Kind berühren. Am besten ist, den Strom abstellen, das Kind in eine stabile Seitenlage bringen und den Notarzt anrufen. Jeder Stromunfall bringt Risiken und muss genau begutachtet und versorgt werden 7).
7. Sonnenbrand und Sonnenstich
Auch hier sind kleine Kinder stärker als erwachsene Personen gefährdet: Sie haben dünnere Schädelknochen und weniger Haare.
Erst im Alter von einigen Monaten hat ein Kind die Fähigkeit, zu schwitzen, voll entwickelt. Deshalb können Babys und Kleinkinder ihren Flüssigkeits- und Wärmehaushalt schlechter regulieren als Erwachsene.
Sie heizen schneller auf, was sie für einen Hitzschlag empfänglicher macht. Sie haben auch im Verhältnis zum Körper einen größeren Kopf und mehr Hautoberfläche 8).
Etwas größere Kinder sind gerne mit ihrer Luftmatratze oder einem Gummi-Badetier auf dem See.
Selbst wenn es nicht extrem heiß ist und vielleicht sogar bewölkt: Durch die Reflektionen des Wassers ist die Sonneneinstrahlung auf die Haut besonders hoch.
Direkte Sonnenbestrahlung in der Mittagszeit vermeiden
Am besten ist, direkte Sonnenbestrahlung zwischen 11 bis 15 Uhr generell zu vermeiden.
Viele Eltern vertrauen auf die Schutzzeit und Schutzfunktion der Sonnencreme. Ein gefährlicher Fehler: Die Schutzzeit verlängert sich beim Nachcremen nicht.
Auch wenn das Kind mit T-Shirt ins Wasser geht, kann es sich einen Sonnenbrand holen. Nasser Stoff verliert zudem seine Schutzwirkung.
Ausblick:
Niemand kann sein Kind mit 100 prozentiger Sicherheit vor allen Gefahren zu beschützen. Es hilft auch nichts, wenn man zu sogenannten Helikoptereltern wird: Ständig um das Kind herumschwirren kann die kindliche Entwicklung beeinträchtigen.
Besser ist ein durchgängig aufmerksames Verhalten. So können viele Risiken zumindest stark minimiert werden.
Zudem ist es unerlässlich, alles, was gefährlich werden könnte, außer Reichweite des Kindes aufzubewahren. Ohne dem Kind Angst zu machen, sollte es früh auf Gefahren hingewiesen werden.
Kinder verstehen oft mehr, als die Eltern denken. Klare Regeln und Verbote setzen schon Kleinkindern einen sinnvollen Rahmen.
Und dennoch: Ein Kind ist ein Kind. Es sieht die Welt anders als Erwachsene. Es kann Gefahren nicht einschätzen. Es kann sich nicht einschätzen.
Gerade das macht Kinder so wundervoll und besonders.
„Es ist ein Zug der Kindheit,
aus allem alles machen zu können.”
(Goethe)
Quellen:
1) Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Vergiftungen und Verätzungen verhindern
2) Focus Gesundheit: Verbrühung bei Kleinkind
3) Große schützen Kleine: Verbrühungen vermeiden
4) Daily Mail: Girl, 2, died after swallowing batteries 'no bigger than a 5p piece' from a remote control, inquest hears
5) WELT: Ein Sturz auf den Kopf kann für Kinder böse enden
6) Erste Hilfe für Kinder: Zweites Ertrinken
7) NetDoktor: Stromschlag
8) Apotheken Umschau: Das hilft bei Sonnenstich und Hitzschlag 9) WELT: Acht gefährliche Irrtümer über Sonnenbaden
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