Daniel fehlt die Luft zum Atmen

Daniel aus Kamerun ist gerade mal 6 Jahre alt. Ein aufgewecktes Kind. Doch sein Leben hängt am seidenen Faden. Denn ein riesiger Tumor schnürt ihm die Luftröhre ab. Die Deutsche Lebensbrücke will ihn retten.



Ein armes Land ohne gute medizinische Versorgung

Kamerun ist ein zentralafrikanisches Land. Im Westen grenzt es an den Atlantik. Der Süden liegt am Äquator - dort wachsen wegen der hohen Luftfeuchtigkeit viele Regenwälder. Der Norden dagegen ist sehr trocken und wird oft von Dürren heimgesucht. Die Bauern in den Dörfern dort bauen Mais und Maniok, Hirse, Kochbananen und Erdnüsse an. Sie sind arm und ernähren sich fast ausschließlich von Fufu, einem Getreidegericht.

Die Ärztin Houma Kustermann mit Daniel in seinem Heimatdorf in Nordkamerun.



Plötzlich wird Daniel schwer krank

Ein solches Dorf ist die Heimat des kleinen Daniel. Er lebt mit seinen Eltern und Geschwistern in einer einfachen Lehmhütte. Zur Schule ging Daniel noch nicht. Dazu war er zu jung. Und zu krank. Denn im Alter von 2 Jahren bekam Daniel plötzlich eine Schwellung an der linken Halsseite. Nach einem fieberhaften Infekt wuchs diese Schwellung bei dem damals 4-Jährigen so stark an, dass er in Kamerun eine Kombinationsbehandlung aus Antibiose und Cortisan erhielt. Daraufhin ging der Tumor zunächst zurück.


In der Klinik in Kamerun wurde Daniel zunächst mit einer Kombination aus Antibiose und Kortison behandelt.


Im Oktober 2022 begann die Geschwulst dann aber wieder zu wachsen. Im Januar 2023 war sie 120 x 127 x 138 mm groß und bedrohte das Leben des kleinen Jungen, denn der Tumor drückte inzwischen auf Daniels Luftröhre. Das Kind drohte zu ersticken!



Hilfe in allerletzter Minute

Das war Daniels Situation, als die Ärztinnen und Ärzte der deutschen Hilfsorganisation Hamami auf den Kleinen aufmerksam wurden. Sie reisen regelmäßig nach Kamerun, um in einem Krankenhaus in Ngaoundéré zu operieren. Im Januar 2023 hatte das Team bereits 68 Operationen durchgeführt, vorwiegend Schilddrüsen und Lippen-Kiefer-Gaumenspalten. Da wurde ihnen Daniel vorgestellt. Gleich nach der ersten Untersuchung war klar: das Kind kann in Kamerun nicht überleben. Zu groß war die Bedrohung durch den riesigen Tumor, eine Behandlung in der Heimat war ausgeschlossen.

Daniel und sein Vater bei der Ankunft am Flughafen in Deutschland mit Houma Kustermann und ihrem Sohn.



Das Ärzteteam nahm Daniel und seinen Vater direkt mit nach Deutschland und begann sofort mit der Suche nach einem Krankenhaus, das die Behandlung des Jungen übernehmen würde. Und nach Unterstützung bei der Beschaffung der nötigen Gelder, um die Therapie zu finanzieren. Als die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Lebensbrücke, Petra Windisch des Lates, Daniels Fotos sah, war ihr sofort klar: die private Hilfsorganisation wird dem kleinen Buben helfen!



In Deutschland begannen für Daniel ungezählte Untersuchungen. Aber der Kleine verlor nie den Mut und glaubte tapfer daran, dass alle nur sein Bestes wollen.

Daniels Untersuchungs-Marathon beginnt

Kaum war Daniel in Deutschland, rollten die Untersuchungen an. Wir können uns kaum vorstellen, was in dem kleinen Kerl vorgegangen sein muss. Gestern noch spielte er mit seinen Geschwistern und Freunden im Dorf, heute liegt er in einem Krankenbett in Tübingen - der einzigen Klinik, die schließlich bereit war, das Kind aufzunehmen.

Auch im deutschen Krankenhaus weicht Houma Kustermann nicht von Daniels Seite. Das tut dem Kleinen gut.



Das Krankenhaus, die Umgebung, die Menschen, die Sprache, das Essen - einfach alles ist für Daniel fremd. Die einzige Person, mit der sein Vater und er sich verständigen können, ist die Ärztin Houma Kustermann, die den Kleinen mit nach Deutschland gebracht hat. Obwohl die Amtssprachen in Kamerun Englisch und Französisch sind, sprechen die meisten Menschen vorwiegend einer der über 200 kamerunischen Sprachen.



Die Diagnose schockiert den Vater zunächst. Aber die gute Nachricht ist: der Krebs des kleinen Daniel ist gut therapierbar.


Die Schockdiagnose: Krebs. Aber der Tumor ist gut therapierbar.

Die ausführlichen Untersuchungen haben ergeben, dass Daniels Tumor zwar bösartig aber gut zu behandeln ist. Allerdings gliedert sich die Therapie in mehrere Schritte. Zunächst wird die Geschwulst in insgesamt 4 Chemotherapie-Zyklen verkleinert. Erst danach kann der Tumor operativ entfernt werden. Doch auch das ist eine hoch komplexe Behandlung, die von einem interdisziplinären Team durchgeführt werden muss. Denn der Tumor umschließt u.a. die Aorta. Diese OP wird in Aachen durchgeführt werden.

Inzwischen hat Daniel schon 2 Chemotherapie überstanden, und das Ergebnis gibt allen Grund zur Hoffnung: der Tumor ist geschrumpft, die Luftröhre ist nicht mehr verengt, der Kleine kann wieder atmen!


Zwischen den Bildern liegen wenige Wochen. Aber heute kann Daniel schon wieder gut atmen und essen. Und es schmeckt!



Was ist ein Menschenleben wert?

Heute sieht es tatsächlich so aus, als könne Daniels Leben gerettet werden. Der Preis dafür ist hoch. Rund 300 Tausend Euro kosten Behandlungen, OPs und Klinikaufenthalte. Viele Menschen und Organisationen haben für den tapferen kleinen Jungen gespendet. Aktuell fehlen noch 50 Tausend Euro.


Ist es sinnvoll, so viel für ein einziges Kind auszugeben, fragen manche. Noch dazu für eines aus einem fremden Land! Die Frage ist leicht zu beantworten: Was würdet Ihr sagen, wenn es um Euer Kind ginge? “Jedes Menschenleben ist einmalig und kostbar. Wenn wir die Möglichkeit haben, zu helfen, es zu retten, dann müssen wir das tun.” Davon ist Petra Windisch de Lates überzeugt.


Außerdem: welche Schuld trägt der kleine Daniel daran, dass er in einem Land geboren wurde, welches nicht, wie Deutschland, über ein hoch entwickeltes medizinisches System mit der allerbesten Versorgung auch für die kleinsten Patienten verfügt?


Daniel und sein Vater sind unglaublich dankbar und überglücklich, dass ihnen hier geholfen wird. Trotz Chemos, Krankenhaus, fremder Umgebung ist der Kleine meistens gut drauf und bringt mit seinem Lächeln die anderen Kinder, die Ärztinnen und Ärzte, die Pflegerinnen und Pfleger zum Lachen. ist das kein Geschenk?

Das kostbarste Geschenk!

Wir wissen nicht, was Daniel aus seinem Leben machen wird, das ihm hier in Deutschland geschenkt wurde. Aber es sieht ganz so aus, als würde er versuchen, so viel wie möglich von dem Glück, das ihm wiederfahren ist, weiterzugeben. Wer weiß, vielleicht kommt er einmal als junger Assistenzarzt zu uns zurück, um seine Ausbildung zu vervollständigen und den Menschen in seinem armen Land zu helfen.

Über den Verein HAMAMI

HAMAMI ist ein deutsch-kamerunischer Verein, dessen Ziel es ist, Kindern mit Lippen-Kiefer- & Gaumenspalten, Gesichtsfehlbildungen und anderen Krankheiten zu helfen. Bei einem ihrer Hilfseinsätze in Kamerun wurden die Ärztin Houma Austermann auf Daniel aufmerksam und brachte ihn nach Deutschland um sein Leben zu retten.

Fotos auf dieser Seite: Jürgen Reiter und Deutsche Lebensbrücke
MaJa Boselli

MaJa hat Romanistik und evangelische Theologie studiert. Sie schreibt seit über 20 Jahren Fachartikel im sozialen Bereich. Von praktischen Themen wie Kinderhilfe bis hin zur Sozialpolitik. Außerdem bloggt und twittert sie leidenschaftlich, seitdem es soziale Netzwerke gibt. Ihre Spezialität: so lange am Thema dranbleiben, bis allen alles klar ist. Ihr Motto: “ich schreibe, also bin ich.”

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